Brandschutz
Neues Forschungsfeld Brandschutzchemikalien und Aufbau entsprechender Analysekapazitäten
Das Bauen mit Holz erlebt eine Renaissance und profitiert hierbei von den Anforderungen einer nach nachhaltigen Baumaterialien fordernden Gesellschaft. Allein von 2015 – 2019 hat sich der Anteil an genehmigten Wohnhäusern in Holzbauweise um etwa 17 % erhöht – und somit ein wichtiger Beitrag zur Einsparung von klimaschädlichen Treibhausgasemissionen beigetragen. Dabei kommt der Rohstoff nicht nur im ländlichen Raum zum Einsatz, sondern bietet in Zeiten von Wohnraumknappheit in den Städten durch seine hohe Festigkeit und Tragfähigkeit, bei vergleichsweise geringem Eigengewicht, einen Vorteil beim geforderten Bauen im Bestand (z.B. Aufstockung) zur Wohnraumerdichtung.
Um Anforderungen an die Sicherheit und ggf. baurechtliche und -technische Regularien zu erfüllen, kann es notwendig sein das zu verwendende Holz brandschutztechnisch aufzurüsten. Dies ist insbesondere interessant, wenn z.B. aus ästhetischen Gründen auf eine Verkapselung des Holzes mit Gipsplatten verzichtet werden soll.
Im Umfeld dieses spannenden Themenkomplexes stellt sich die Abteilung Holzbiologie und Holzprodukte neu auf und investiert in Analysegeräte, um belastbare Forschung betreiben zu können. Bei der Auswahl der Geräte wurde Wert daraufgelegt, dass die volle Produktpalette von Holz und Holzwerkstoffen analysiert werden kann – egal ob Spanplatte, MDF, (modifiziertes) Vollholz oder Dämmplatte, eine Analyse ist in den Geräten möglich.
Angeschafft wurde ein Kleinbrennkasten der NETZSCH TAURUS Instruments GmbH. Diese Prüfeinrichtung dient der Analyse der Entzündbarkeit von Produkten bei direkter Flammeneinwirkung mit Einzelflamme gemäß Standard DIN EN ISO 11925-2 zur Bestimmung der Europäischen Brandklassen B, C, D und E. Die Prüfkörper sind 250 x 90 mm² groß und können bis zu 60 mm stark sein. Analysiert werden die Entzündbarkeit und mögliche Begleiterscheinungen, wie das etwaige Abtropfen von brennendem Material. Weiterhin wurde ein Massenverlustkalorimeter von Fire Testing Technology angeschafft. Dieses Gerät bestimmt nach ISO 17554 und EN ISO 13927 die freiwerdende Wärmemenge und den Masseverlust von 100 x 100 mm² großen Probekörpern bei einer maximalen Dicke von 50 mm. Besondere Relevanz hat dieses Gerät für die, da mit ihm eine Vorhersage auf das Verhalten im aufwendigen und teuren Single Burning Item (SBI) getroffen werden kann. Der SBI wird für eine Einteilung in die europäischen Brandklassen A2, B, C, D benötigt. Diesen SBI Test führen erfahrungsgemäß Materialprüfanstalten in einer zeit-, material- und kostenintensiven Prüfung durch – vorherige Aussagen und somit eine Vorauswahl des zu testenden Materials ist somit sinnvoll und ressourcenschonend. Um diese Vorauswahl noch zu verbessern und auch Ergebnisse in Gebrauchsabmessungen z.B. von Fassadenelementen, generieren zu können, wurde zusätzlich ein unnormierter Versuch gebaut. Hier können die variabel großen Prüfkörper beflammt werden und entsprechender Masseverlust, Brenndauer und Entzündzeitpunkt bestimmt werden. Im Anschluss daran ist eine Analyse der Probekörper möglich, z.B. durch Scans von Querschnitten oder schrittweise abgehobelten Flächen.