PAUL ANTON DE LAGARDE



Geb.: 2. XI. 1827 in Berlin
Gest.: 22. XII. in Göttingen



Sohn des Gymnasiallehrers Dr. W. Boetticher; 1854 adoptiert von einer Großtante, E. de LaGarde; Studium der Theologie, Philosophie und der orientalischen Sprachen in Berlin und Halle; 1850 dort Privatdozent; 1852 Reisestipendium: England und Frankreich; 1854-1866 Gymnasiallehrer in Berlin; 1866-1869 Privatmann; 1869 als Nachfolger Ewalds o. Professor der orientalischen Sprachen in Göttingen.

Lagarde ist vor allem durch sein großes Projekt einer kritischen Septuaginta-Ausgabe, die nach seinem Tode weitergeführt wurde und noch nicht abgeschlossen ist, berühmt geworden. Im Zusammenhang damit förderte er die arabischen Studien insbesondere auf dem Gebiete der Bibelübersetzungen (Die vier Evangelien arabisch, 1864; Psalterium Job Proverbia, 1876), aber auch z.B. durch einen korrigierten Neudruck von Pedro de Alcalá (Göttingen 1883). Aber abgesehen davon, dass die Entwicklung der philologisch-historischen Disziplinen längst über seine noch dem Geist der Spätromantik verhaftet Sprachwissenschaft hinausgegangen war, bliebe zeitlebens ein Mann der Pläne und Projekte, dem zu einem großen Wurf der Atem fehlte.

Lagarde war eine komplexe, durch trübe Kindheitserfahrung belastete, unglückliche Persönlichkeit. Mit sich und der Welt im Streit, antikirchlich und antisemitisch, träumte er von der Einigung der Deutschen durch ein nationales Christentum.