1. Einführung – Warum barrierefreie Videos erstellen?
Im Zuge der letzten Jahre wurden große Teile der Lehre in zahlreichen Studiengängen zumindest vorübergehend digitalisiert. Damit gewinnen sowohl Lehrende als auch Studierende neue Erfahrungen und eignen sich Kompetenzen in unterschiedlichsten digitalen Formaten der Wissensvermittlung, Diskussion und Lernkooperation an. Besonders Studierende mit Beeinträchtigungen machen hier ambivalente Erfahrungen: für manche werden durch Digitalisierungsprozesse Barrieren abgebaut, für andere entstehen dadurch jedoch erst neue, teils unüberwindliche Barrieren in der Teilhabe.
Teil der neuen digitalen Landschaft sind auch Lehrvideos. Eine gute Vor- und Nachbereitung bei der Erstellung von Videoaufnahmen ist essentiell, wenn diese für alle zugänglich, also barrierefrei sein sollen. Denn Lehrvideos stellen in ihrer Basisumsetzung für Nutzer*innen mit Sinnesbeeinträchtigungen eine Barriere dar, da Informationen darin visuell und auditiv vermittelt werden. Für barrierefreie Videos muss das Zwei-Sinne-Prinzip (siehe 1.3 Barrierefreiheit als Prozess) beachtet werden, sodass visuelle Komponenten auch auditiv beschrieben werden und lautsprachliche oder tonale Informationen ebenfalls textlich bzw. visuell zur Verfügung gestellt werden.
Dieser Leitfaden beschreibt die Erfahrungen, die wir bei der Erstellung von barrierefreien Lehrvideos im Rahmen des Projekts „DaLeLe4All“ gemacht haben. D. h., dass wir nicht für alle denkbaren Formen von videobasierter Lehre Beispiele zur Verfügung stellen. Die Erfahrungen, die wir teilen, werden jedoch standortübergreifend vermittelt. Sie beziehen sich auf die für Barrierefreiheit notwendigen Komponenten und werden durch praktische Handlungsempfehlungen und Praxisreflexionen veranschaulicht. In Bezug auf die konkrete Umsetzung abstrahieren wir von den spezifischen Gegebenheiten an der Georg-August-Universität Göttingen: da sich im universitären Kontext in der Regel eine gewachsene Landschaft an IT-Komponenten und Unterstützungsstrukturen findet, ist es nicht generell möglich Prozesse und Maßnahmen auf andere Standorte zu übertragen. Ebenfalls entwickelt sich die technische Infrastruktur fortwährend weiter – auch in Bezug auf Barrierefreiheit – so dass wir eine Momentaufnahme bieten.