International Workshop, "Magie im Islam: Zwischen Glaube und Wissenschaft" (Göttingen, 11 - 13 July 2012)
Magie ist der Versuch, den natürlichen Lauf der Dinge durch Anrufung einer übernatürlichen Macht zu beeinflussen. Der Begriff ‚Magie‘ bezieht sich dabei auf geheime Kräfte, welche Geistern und Dämonen, aber auch dem ‚bösen Blick‘ oder gewissen Handlungen wie Beschwörungen, der Anwendung von Amuletten und Talismanen sowie Praktiken der Zukunftsprognostik zugeschrieben werden. In der Magie in der islamischen Welt haben sich altorientalische, jüdische, christliche und islamische Elemente vermengt, und die Praktiken sind bis heute im islamischen Volksglauben erhalten. So ist beispielsweise das ‚blaue Auge‘ zum Schutz vor dem bösen Blick in vielen Teilen der islamischen Welt ein alltäglicher Gegenstand. Oft wird die Magie der Wissenschaft und der Religion entgegengestellt, obwohl die Grenzen dieser drei Bereiche fließend sind.
Mit dem Thema „Magie im Islam: Zwischen Glaube und Wissenschaft“ befassten sich die Teilnehmer eines Workshops, der vom 11. bis 13. Juli 2012 im Lichtenberg-Kolleg der Universität Göttingen stattfand. Die Workshop-Teilnehmer hinterfrag. en Inhalte, Erscheinungsformen und Praktiken der im Islam als ‚magisch‘ gewerteten Handlungen und analysieren aus philologischer, volkskundlicher und naturwissenschaftlicher Perspektive deren geistesgeschichtliche Kontexte im Spiegel von Religion und Wissenschaft.
In einem öffentlichen Abendvortrag am 12. Juli sprach der Ethnologe Professor Dr. Christoph Daxelmüller von der Universität Würzburg über „Zauber und Wahrnehmungsästhetik – Oder: Was ist islamisch an der islamischen Magie?“ Professor Daxelmüller präsentiert den Islam als eine lebendige Kultur und betont, dass sich „in der islamischen Magie westliche und östliche Welterfahrung begegnen. Sie bietet ein Modell für eine universalistische Naturphilosophie und einen Einblick in das alltägliche Leben“. Die Forschungsschwerpunkte des Referenten, Professor für Europäische Ethnologie/Volkskunde an der Universität Würzburg, liegen in der Frömmigkeits-, Glaubens- und Magieforschung sowie in der jüdischen Volkskunde, der jüdischen Populärliteratur, dem Antisemitismus und der Kultur in nationalsozialistischen Konzentrationslagern. Der Vortrag fand in der Historischen Sternwarte, Geismar Landstraße 11, statt.
Der Workshop wurde vom Lichtenberg-Kolleg und dem Seminar für Arabistik/Islamwissenschaft der Universität gemeinsam veranstaltet.