"DOCMAiTE verfolgt die Mission, die Verarbeitung von Dokumenten im Gesundheitssektor zu automatisieren und damit medizinisches Fachpersonal in der täglichen Arbeit zu entlasten", erklärt Dr. Christoph Prinz, ehemaliger Doktorand der Professur für Informationsmanagement von Prof. Dr. Lutz M. Kolbe. Er hat zusammen mit drei anderen Doktorand*innen und Absolvent*innen der Wirtschaftswissenschaftlichen und Medizinischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen das Startup DOCMAiTE gegründet. Kürzlich ist das Team mit dem ersten Platz der Entrepreneurship School 2024 der PFH Göttingen ausgezeichnet worden. "An dem dreitägigen Event haben acht Göttinger Startups teilgenommen, die ihre Ideen, Geschäftsmodelle und Umsetzungsstrategien im Austausch mit Wirtschaftsexpert*innen auf die Probe stellen konnten. Wir sind sehr stolz, dass wir die Jury nicht nur von unserem Product-Market Fit, sondern auch von der Nachhaltigkeit unserer Gesamtstrategie überzeugen konnten", sagt Prinz. Mehr über DOCMAiTE erfahren Sie im Interview. Was ist Docmaite? DOCMAiTE richtet sich vor allem an zwei Zielgruppen: Zum einen entwickeln wir Produkte für niedergelassene Ärzt*innen, die eingehende Fremdbefunde strukturieren und damit die Behandlung sicherer und effizienter machen. Zum anderen beraten wir die Pharmaindustrie beim Einsatz von künstlicher Intelligenz in Bereichen wie Pharmakovigilanz oder Auditing. Das MAiTE im Namen ergibt sich aus der Kombination von „mate“ (engl. für befreundete Arbeitskolleg*innen) und „AI“ (engl. für künstliche Intelligenz) und steht für unseren Anspruch, intelligente Softwaredienste zu schaffen, deren Einsatz exzellente Ergebnisse liefert, den Rücken im Behandlungsalltag freihält und deren Anwendung Spaß macht. Wer gehört zum Team? Neben Nina Haller und Christoph Prinz, beide Alumni der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, besteht das DOCMAiTE-Team aus Sebastian Kampen und Antonia Heußner. Sebastian hat ebenfalls Wirtschaftsinformatik in Göttingen studiert und konnte dort auch neben dem Studium Erfahrungen als Werkstudent in der KI-Abteilung einer Unternehmensberatung sammeln. Als zweites Herzensprojekt treibt er aktuell seine Promotion im Bereich Informationssysteme voran. Damit die Entwicklungspower von Nina, Sebastian und Christoph in die richtige Richtung gelenkt wird, haben wir Antonia im Team. Sie ist Doktorandin an der Medizinischen Fakultät und hat in diversen Pflicht- und freiwilligen Stationen ihres Medizinstudiums Erfahrung im Behandlungsalltag gesammelt. Sie stellt als Product-Managerin das Bindeglied zu unseren Kunden her und unterstützt darüber hinaus das KI-Training mit ihrem Fachwissen. Wie ist das Projekt entstanden? Christoph hat während und nach seiner Promotion in verschiedenen Praxisprojekten der Digital Health Research Group der Professur für Informationsmanagement gearbeitet. Nina war neben ihrem Masterstudium studentische Mitarbeiterin ebenfalls an der Professur für Informationsmangement und unterstützte das Team im Bereich KI-Entwicklung. Während unserer gemeinsamen Arbeit im Forschungsprojekt haben wir uns oft gefragt, warum es auf der einen Seite ganz viel Forschung zum Einsatz von KI zur Behandlungsunterstützung gibt, auf der anderen Seite aber das Digitalisierungspotenzial in vielen Prozessen des Versorgungsalltags ungenutzt bleibt. Als Wirtschaftsinformatiker tut es weh zu sehen, wie in der Praxis die Arbeitszeit von medizinischem Fachpersonal verschwendet wird, um Daten manuell zu erfassen, abzutippen oder zu diktieren, während es in vielen anderen Bereichen wie der Buchhaltung zum Standard gehört, dass Daten auch aus unstrukturierten Dokumenten wie Rechnungen automatisiert erkannt werden können. In Gesprächen mit Kooperationspartnern und unserem Netzwerk wurde klar, dass es einen Bedarf an pragmatischen Lösungen gibt, die eine effiziente, sichere und strukturierte Verarbeitung von Dokumenten im Gesundheitswesen ermöglichen. Nachdem wir mit Mockups unserer Produktidee auf niedergelassene Ärzt*innen zugegangen sind und dort auf positives Feedback gestoßen sind, war klar, dass wir die Idee auch in die Tat umsetzen müssen. Im Spätsommer erhielten wir die Zusage für das niedersächsische Gründerstipendium, und arbeiten seitdem Vollzeit an der Umsetzung unserer Ideen. Woran arbeiten Sie im Moment? Wir sind seit kurzem eine GmbH und auch wenn es auf dem Weg dorthin viele administrative „erste Male“ gab, können wir den Großteil unserer Zeit in die Produkt- und Geschäftsentwicklung investieren. Auf der einen Seite fokussieren wir uns auf die technische und funktionale Umsetzung unserer Ideen, sodass wir bis Ende des Jahres eine marktreife Grundversion unseres ersten Produktes doc.celerate haben werden. Auf der anderen Seite akquirieren wir derzeit strategische Vertriebspartner, da das Thema Vertrieb für uns erfolgsentscheidend sein wird. Durch wen erhalten Sie Unterstützung im Gründungsprozess? Als Wirtschaftsinformatiker haben wir erfreulicherweise im Studium schon viele Berührungspunkte mit unternehmerischem Denken und Werkzeugen zur Problemlösung. Wenn es dann aber konkreter wird, bietet das Gründungsökosystem Göttingen viele Anlaufstellen, um Ideen und Visionen in eine Gründungsstrategie zu überführen. Der Transfer und Startup Hub der Universität vernetzte uns beispielsweise mit anderen Uni-Teams und beriet uns in der Akquise von Fördermitteln. Als es dann etwas konkreter wurde, unterstützte uns das Zentrum für Entrepreneurship der PFH im Bereich Unternehmensplanung und stellte beispielsweise Kontakt zu Steuerberatern und Juristen her. Aber auch mit den Beratungsangeboten der UMG und der Life-Science Factory haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Am Ende sind wir vor allem auch Professor Kolbe und Professor Ghadimi dankbar, die unsere Ambitionen von der ersten Sekunde an unterstützt haben und immer als persönlicher Sparring-Partner zur Verfügung stehen. Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Wir möchten natürlich möglichst viele der niedergelassene Ärzt*innen mit unseren Produkten erreichen und damit einen Beitrag zur Entlastung der Gesundheitsversorgung leisten. Inhaltlich finden wir in der Versorgung vor allem das Thema „Information Overload“ spannend, dass uns nach verbindlicher Einführung der ePA 2025 mittelfristig droht, wenn wir uns die Erfahrungen anderer Länder wie Dänemark anschauen. In Dänemark machte man nach Einführung der zentralisierten digitalen Patient*innenakte vor über 10 Jahren die Erfahrung, dass die Überverfügbarkeit von Daten dazu führte, dass das Finden von gesuchten Informationen immer schwieriger wurde. Künftig wird es daher darauf ankommen, aus den verfügbaren Daten genau die auszuwerten und darzustellen, die im aktuellen Behandlungskontext relevant sind. Darüber hinaus sehen wir auch im Bereich der Pharmaindustrie großes Potential für unsere Lösung. Wir arbeiten daran, aus den Erfahrungen der Beratungsprojekte konkrete Produkte zu entwickeln, die unser zukünftiges Wachstum sichern.
Mit KI medizinisches Fachpersonal entlasten