Online-Vortragsreihe:„Grenzregime in Bewegung – Zur Neuordnung von Europa, Migration und Arbeit zehn Jahre nach dem Sommer der Migration“
Online-Veranstaltungsreihe des Centre for Global Migration Studies (CeMig) der Georg-August-Universität Göttingen und des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (SOFI)
März – November 2025, jeweils donnerstags, 17:15-18:45 Uhr ME(S)Z (Sondertermine*** ausgenommen)Das Programm kann hier als PDF heruntergeladen werden.
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Welche Dynamiken prägen Grenzregime und Migrationsverhältnisse zehn Jahre nach dem „Sommer der Migration“? Angesichts der laufenden Migrationsdebatte ist es dringend erforderlich, sich diese Frage zu stellen. Im Versuch, Antworten zu finden, nehmen wir in dieser Veranstaltungsreihe einen weiten europäischen Blick ein. Wir wollen die Dynamiken der politischen und ökonomischen Voraussetzungen europäischer Migrationspolitik diskutieren. Wir gehen davon aus, dass diese Dynamiken durch transnationale und europäische Zentrum-Peripherie-Verhältnisse geprägt werden. Wir begreifen das Grenz- und Migrationsregime sowohl als Resultat wie Motor einer Geopolitik auf dem europäischen Kontinent als auch als Katalysator für die Neuzusammensetzung von Migration. Wesentlich ist dabei das Spannungsverhältnis zwischen der sogenannten freien Beweglichkeit von Waren und Arbeitskräften und Grenzschließungen.
Welche ökonomischen und politischen Neudefinitionen einer „fluiden osteuropäischen Zone“ (Balibar) sind also zu beobachten? Wie verändert sich die ökonomische Arbeitsteilung und Hierarchie zwischen west- und mitteleuropäischem Zentrum und Peripherie, nicht zuletzt nach dem Krieg Russlands gegen die Ukraine? Welche Rolle spielen hier Inwertsetzung, Landnahme, die Weiterentwicklung von (ost)-europäischen Rand- und Armutszonen? Wie entwickelt sich auf dieser Grundlage die Organisation von Grenzen innerhalb der EU und außerhalb? Welche neuen-alten sozialen, ökonomischen, rassialisierten Ein- und Ausschlüsse gegenüber EU-Bürger:innen und Angehörigen von Drittstaaten sind zu beobachten? Arbeitet das post-2015 Grenz- und Migrationsregime mit rassistischen Differenzierung, in denen einige Gruppen neuerdings als “weiß” bzw. „weißer“ gedacht werden können, während andere mit einer sich verschärfenden Praxis des Ausschlusses und rassistischen Angriffen im Rahmen einer Definition als „Außereuropäer:innen“ konfrontiert werden (werden)?
Mit der Diskussion dieser Fragen wollen wir einen Beitrag zur laufenden Debatte um den Zusammenhang von Grenzregime und Rassismus bzw. der rassistischen Re-Zentrierung des europäischen Projekts leisten, wie sie auch durch erstarkende rechtspopulistische Bewegungen quer durch Europa mitbetrieben wird. Im Mittelpunkt steht das Ziel zu erschließen, wie sich das Spannungsverhältnis zwischen Rekrutierung von (migrantischer) Arbeitskraft im Rahmen extrem segmentierter Arbeitsmärkte und Arbeitsplätze auf der einen sowie Abschottung und Abschiebung auf der anderen Seite erklärt und wie es sich zukünftig entwickeln wird.
Programm
***19.03.2025, 19:30 Uhr (CET)Filmvorführung: „Caravan“ (OmUeng; Kino Lumière, Geismar Landstraße 19, 37083 Göttingen)
Mit anschließender Diskussion mit Wasil Faizi (Mentor und Übersetzer der Protagonisten im Film).
Abstract
Willkommen in Wien, einer Stadt im Herzen Europas, die vier junge Männer aus Afghanistan ihr Zuhause nennen wollen. Fawad, Marwand, Najib und Samim – unterstützt von der Debüt-Regisseurin Lucy Ashton – filmen sich selbst bei ihrem Versuch ihr Leben aufzubauen, zwischen den Kulturen aufzuwachsen und sich mit den komplexen Gegebenheiten eines doppelzüngigen und manchmal misstrauischen Europas auseinanderzusetzen. Gemeinsam erleben sie die Akzeptanz Österreichs für Fawad und Samim und die Ablehnung von Marwand und Najib, die sich verstecken und schließlich fliehen. Während sie die schwierige Beziehung zwischen ihren Kameras und ihren Geschichten meistern, erzählen die jungen Männer eine mitreißende Geschichte über Freundschaft und Hoffnung.
Im Anschluss gibt es Gelegenheit zum Austausch mit Wasil Faizi, der als Mentor und Übersetzer mit den Protagonisten am Film mitgearbeitet hat.
Educational Preview. Der Eintritt ist frei.
Im Anschluss gibt es Gelegenheit zum Austausch mit Wasil Faizi, der als Mentor und Übersetzer mit den Protagonisten am Film mitgearbeitet hat.
Educational Preview. Der Eintritt ist frei.
20.03.2025, 17:15-18:45 Uhr (CEST)
“How Migration Policies Reproduce Center and Periphery Relations” (Englisch; online via Zoom)
Mit Vorträgen von:
- Manuela Boatcă (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Institut für Soziologie)
- Marta Stojić Mitrović (The Institute of Ethnography of the Serbian Academy of Sciences and Arts, Belgrade, Serbia)
- "Migration as Bargaining: Serbia’s Role at the EU’s Periphery" by Marta Stojić Mitrović
Despite the EU’s intense focus on migration, at its periphery, migration is little more than a bargaining chip—just another channel through which Serbia negotiates resources, influence, and political capital with the EU. While migration governance is framed as a matter of security and humanitarian responsibility, in practice, it operates as a transactional space where external pressures meet domestic political calculus. Amidst four months of civil disobedience in Serbia—where daily protests against corruption have spread to even the most remote villages, universities and secondary schools remain blockaded, workers take to the streets in a general strike, and municipal and state parliaments are pelted with eggs—one state function continues uninterrupted: Serbia’s role as a gatekeeper of the European Union’s external border. Despite the political turmoil, migration control remains a quiet constant, largely absent from public discourse. The only official updates come from IOM Serbia or the Facebook page of the Serbian Commissariat for Refugees and Migrations, highlighting donations like the “Schengen Bus,” a specialized border surveillance vehicle, regional Western Balkans security meetings, self-congratulatory reports on the completion of Displacement Tracking Matrix (DTM) assessments, or occasional arrests of suspected smugglers. Meanwhile, reports from the field tell a different and increasingly dire story. People stranded in an intentionally dysfunctional asylum system struggle to secure a place in the dwindling number of state-run camps. Others face violent pushbacks, are forced into organized smuggling networks, or disappear into hiding. Migration governance in Serbia is shaped not by public debate but by external demands for border enforcement, containment, and deterrence. This presentation will examine how migration has been instrumentalized in Serbia’s relationship with the EU. By tracing the series of events that have led to the current situation, it will highlight the disconnect between official narratives and lived realities, revealing how policies designed to externalize European borders systematically produce precarity and violence at the periphery. - "'To Hell with Your Asparagus!' Unequal Citizenships and the EU Solidarity Discourse" by Manuela Boatcă
The European Union’s motto, "Unity in Diversity", while implicitly professing solidarity, was already disputed both internally and externally during the 2008 financial crisis and even more after the Brexit referendum. The crumbling credibility of EU unity and solidarity became all the more visible with the onset of the COVID-19 pandemic. The political economy of cultural differences, which had already dominated discourses and policies towards refugees since the early 2000s and most clearly since 2015 was directed at other EU citizens during the pandemic, especially seasonal workers and meat plant laborers. Departing from the abstract notion of solidarity deployed in the EU discourse, the presentation will engage with the consequences of a lack of global solidarity, namely the production and reproduction of global inequalities in times of crisis, which make underlying center-periphery relations particularly visible. - Bernd Kasparek (Delft University of Technology)
- Emina Buzinkic (Institute for Development and International Relations, Zagreb)
- Jens Adam (Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg, Fachgebiet Kulturmanagement)
- Anna Casaglia (University of Trento, Department of Sociology and Social Research)
- Alexandru Zidaru (NGG / „Faire Mobilität“)
- Anda Nicolae Vladu (Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg e.V.)
- Muzaffer Öztürkyilmaz, Flüchtlingsrat Niedersachsen
- Devi Sacchetto (University of Padua, Department of Philosophy, Sociology, Education and Applied Psychology)
- Gabriella Alberti (University of Leeds, Centre for Employment Relations, Innovation and Change)
- Anne Lisa Carstensen und Maren Kirchhoff (Universität Kassel, Globale Politische Ökonomie der Arbeit) (tbc)
- Lisa Riedner (LMU München, Institut für Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie)
- Polina Manolova (Universität Duisburg Essen, Institut für Ostasienwissenschaften und Institut für Soziologie)
- Timo Weishaupt (Universität Göttingen, Institut für Soziologie)
- Serhat Karakayalı (Leuphana Universität Lüneburg, Institut für Soziologie und Kulturorganisation)
- Moritz Altenried (Humboldt-Universität zu Berlin, Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung)
- Werner Schmidt (F.A.T.K. – Forschungsinstitut für Arbeit, Technik und Kultur e.V. Tübingen)
- Aleksandra Lewicki (University of Sussex, Soziologisches Institut und Sussex European Institute)
Abstract
03.04.2025, 17:15-18:45 Uhr (CEST)
„Border regimes as geopolitics” (Englisch; online via Zoom)
Mit Vorträgen von:
Abstract
Weitere Informationen folgen in Kürze.
15.05.2025, 17:15-18:45 Uhr (CEST)
„European Border Regime and Authoritarian Transformation of Europe” (Englisch; online via Zoom)
Mit Vorträgen von:
Abstract
Weitere Informationen folgen in Kürze.
***21.06.2025. Die Uhrzeit wird zeitnah bekannt gegeben
Podiumsdiskussion im Rahmen der universitären Nacht des Wissens: „Von der Grenze zur Fabrik: Soziale Kämpfe um Asyl und Arbeit” (Deutsch; Göttingen Campus – Ort wird zeitnah bekannt gegeben)
Podiumsgäste:
Abstract
Weitere Informationen folgen in Kürze.
10.07.2025, 17:15-18:45 Uhr (CEST)
“Border Regime, Labour Market and Labour Disputes” (Englisch; online via Zoom)
Mit Vorträgen von:
Abstract
Weitere Informationen folgen in Kürze.
25.09.2025, 17:15-18:45 Uhr (CEST)
“Multiple Precarities” (Englisch; online via Zoom)
Mit Vorträgen von:
Abstract
Weitere Informationen folgen in Kürze.
23.10.2025, 17:15-18:45 Uhr (CEST)
„Management von Arbeit – rassifizierte Arbeitsteilung“ (Deutsch; online via Zoom)
Mit Vorträgen von:
Abstract
Weitere Informationen folgen in Kürze.
06.11.2025, 17:15-18:45 Uhr (CET)
„Flexible Racisms“ (Englisch; online via Zoom)
Mit Vorträgen von:
Abstract
Weitere Informationen folgen in Kürze.
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