Presseinformation: Volksrepublik China stiftet erstmals Professuren in Deutschland

Nr. 196/2009 - 14.10.2009

Universität Göttingen will Chinesisch-Lehrer für Schulen ausbilden

(pug) Die Volksrepublik China stiftet zum ersten Mal Professuren an einer deutschen Hochschule. Dies gaben Vertreter Chinas und der Universität Göttingen heute auf der Frankfurter Buchmesse bekannt. Die Universität Göttingen erhält demnach zwei neue Professuren, von denen die eine sich mit Gesellschaft und Wirtschaft des modernen China beschäftigt und die andere auf Chinesisch als Fremdsprache ausgerichtet ist. Stifter ist das China National Office of Chinese Language Council International der Volksrepublik China (Hanban). Mit der Einrichtung dieser Professuren wollen die VR China und die Georg-August-Universität nicht nur die wissenschaftliche Erforschung der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen im modernen China unterstützen, sondern auch die Vermittlung des Chinesischen als Fremdsprache an Schulen fördern. Durch diese Initiative werden einmalige Perspektiven zukünftiger deutsch-chinesischer Zusammenarbeit eröffnet, die auch europaweit ihresgleichen suchen.

Das Hanban und die Universität finanzieren die erste Professur je zur Hälfte, die zweite wird vollständig vom Hanban getragen. Das Hanban fördert beide zunächst für sechs Jahre mit jährlich insgesamt 180.000 Euro. Für die erste Professur besteht eine Verlängerungsoption mit Aufstockung des chinesischen Anteils, die zweite Professur wird nach Auslaufen der Finanzierung von der Universität Göttingen weiterfinanziert. Die Ausschreibung und Besetzung der Professuren wird in den nächsten Monaten durch die Universität Göttingen erfolgen.

An der Zeremonie auf der Buchmesse haben auf chinesischer Seite unter anderem der Botschafter Wu Hongbo, der Gesandte Botschaftsrat für Bildung Dr. Jiang Feng und die Hauptgeschäftsführerin des Hanban Dr. Xu Lin teilgenommen. Die deutsche Seite wurde durch den Niedersächsischen Finanzminister Hartmut Möllring, den Generalsekretär der Kultusministerkonferenz Prof. Dr. Erich Thies, durch die Vizepräsidentin der Universität Göttingen Prof. Dr. Hiltraud Casper-Hehne und weitere Gäste aus Politik und Hochschule vertreten.

Gemeinsames Ziel des Hanban und der Universität Göttingen ist es, die Vermittlung von chinesischer Sprache und Kultur in Deutschland zu fördern. In einem geplanten Studiengang Chinesisch als Fremdsprache sollen zukünftig qualifizierte Lehrkräfte für deutsche Schulen und andere Bildungseinrichtungen ausgebildet werden. Mit dieser einmaligen Ausbildung kann Niedersachsen eine Vorreiterrolle in der Ausbildung von Lehrenden für das Fach Chinesisch als Fremdsprache einnehmen. Die Einrichtung des Studiengangs in Niedersachsen bedarf noch der Zustimmung der zuständigen Landesministerien.

„Sprache ist der Schlüssel zur fremden Kultur. Mit großer Freude haben wir in den vergangenen Jahren zur Kenntnis genommen, dass immer mehr Schüler sich für die chinesische Sprache und Kultur interessieren. Und auch immer mehr deutsche Schulen bieten Chinesisch-Unterricht an. Dabei ist ein Mangel an qualifizierten studierten Chinesischlehrern festzustellen. Mit der Finanzierung der Stiftungslehrstühle an der Universität Göttingen wollen wir diesen Engpass beseitigen, die Qualität des Chinesischunterrichts an deutschen Schulen gewährleisten und somit die Völkerverständigung beider Länder fördern,“ so Dr. Xu Lin, Hauptgeschäftsführerin des Hanban.

„China ist mittlerweile einer der größeren Handels- und Wirtschaftspartner Niedersachsens. Ich danke deshalb der Volksrepublik China für die Stiftung der Professuren, weil sie jungen Deutschen ermöglichen, das Land, die Menschen sowie die Wirtschaft kennenzulernen und vor allem die chinesische Sprache zu erlernen, denn nur gegenseitiges Verständnis und die Akzeptanz der jeweils anderen Kultur können die Beziehungen festigen", sagte der Niedersächsische Finanzminister Hartmut Möllring anlässlich der Vertragsunterzeichnung.

„Die beiden neuen Professuren sind ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung unserer Beziehungen zu China mit Signalwirkung für die gesamte deutsche Hochschullandschaft. Außerdem sind sie ein wichtiger Schritt beim Aufbau unseres geplanten Ostasienzentrums. Dem Hanban und seiner Hauptgeschäftsführerin Dr. Xu Lin möchte ich für diese in Deutschland bisher einzigartige Unterstützung sehr herzlich danken. Sie ist Zeichen unserer jahrelangen freundschaftlichen und engen Zusammenarbeit auf wissenschaftlichem Gebiet. Unser Ziel ist es, in Göttingen eine Kompetenz in Asienwissenschaften aufzubauen, die weit über die Landesgrenzen hinaus ausstrahlen und das internationale Renomee unserer Universität weiter stärken wird. Dabei werden wir uns auch intensiv der Förderung des Chinesisch-Unterrichts an Schulen widmen, da dies für die deutsch-chinesische Kooperation eine zukunftsweisende Perspektive ist. Denn inzwischen ist Chinesisch nicht mehr nur die Sprache mit den weltweit meisten muttersprachlichen Sprechern, sondern auch sowohl hinsichtlich des chinesischen Bruttoinlandsprodukts als auch der Nutzung im World Wide Web nach Englisch die zweitwichtigste Sprache der Welt,“ sagte Prof. Dr. Hiltraud Casper-Hehne, Vizepräsidentin der Universität Göttingen.

„Neben chinesischer Geschichte, Philosophie und Politik können wir uns jetzt auch intensiv mit der Wirtschaft und Gesellschaft des modernen China beschäftigen. Eine wichtige und zeitgemäße Ergänzung, die uns in die Lage versetzt, die hochkomplexen Entwicklungen in China besser zu verstehen,“ so Prof. Dr. Axel Schneider, Direktor des Ostasiatischen Seminars der Universität Göttingen.

Bei der Internationalisierungsstrategie der Universität hat die Kooperation mit chinesischen Hochschulen große Bedeutung. Derzeit bestehen in Göttingen rund 20 Kooperationen an acht Fakultäten. Vor wenigen Tagen hatte die Universität Göttingen die Gründung von zwei deutschlandweit einzigartigen Zentren zur modernen Indien- und Ostasienforschung bekannt gegeben. Das geplante Ostasienzentrum wird sich in Forschung und Lehre mit den sozialen, rechtlichen, politischen und kulturellen Entwicklungen des modernen China, Korea und Japan befassen. Als ersten wichtigen Schritt für den Aufbau eines Ostasienzentrums hatte die Universität Göttingen bereits eine Stiftungsprofessur „Ostasienwissenschaften“ mit dem Schwerpunkt China aus der regionalen Wirtschaft eingeworben. Die KWS SAAT AG (Einbeck), die Sparkasse Göttingen, die Norddeutsche Landesbank (Hannover), die Sievert AG & Co. KG (Osnabrück) und THIMM – The Highpack Group (Northeim) fördern diese Professur für fünf Jahre.

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