Presseinformation: Gemeinsames Mittagessen entspannt

Nr. 140/2013 - 01.08.2013

Studie über die psychologischen Effekte einer Mahlzeit – Göttinger Psychologin beteiligt

(pug) Eine positive Wirkung von gemeinsamen Mahlzeiten auf die Interaktion der Beteiligten wird allgemein angenommen und findet sich zum Beispiel in der Novelle „Babettes Gastmahl“ von Tania Blixen. Prof. Dr. Annekathrin Schacht vom Courant Forschungszentrum „Textstrukturen“ der Universität Göttingen gehört zu einem internationalen Team, das nun diese Frage erstmals experimentell erforscht hat. Die Forschergruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Werner Sommer vom Institut für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin untersuchte, welche kognitiven und emotionalen Prozesse durch gemeinsames Essen ausgelöst werden. Sie fand heraus, dass eine gemeinsame Mahlzeit entspannt und die kognitive Kontrolle nachlässt. Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der Online-Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlicht.

An der Studie über die psychologischen Effekte einer Mahlzeit nahmen 32 Probandinnen teil, die entweder ihr Mittagessen alleine im Büro einnahmen oder zusammen mit einer Freundin in einem Restaurant essen gingen. Im Anschluss an die Mahlzeit untersuchten die Wissenschaftler die Wirkung der jeweiligen Essenssituation auf Wahrnehmung und Emotionen der Probandinnen per Fragebogen, EEG- und Reaktionszeitmessung.

„Bei einer gemeinsam eingenommenen Mahlzeit lässt die kognitive Kontrolle etwas nach, das heißt man wird liberaler und nachlässiger, nimmt eigene Fehler weniger ernst“, fasst der Leiter der Studie, Prof. Sommer, zusammen. Außerdem reagierten diese Probandinnen sensibler auf negative emotionale Gesichtsausdrücke. Zudem schätzten sich die Teilnehmerinnen nach einer gemeinsamen Mahlzeit zwar nicht als besser gelaunt, wohl aber als entspannter ein.

„Wir haben als Erste den Einfluss von unterschiedlichen Essenssituationen außerhalb des Labors und deren Konsequenzen auf Leistungen in experimentellen Aufgaben im Labor untersucht“, sagt Prof. Schacht. Sie leitet die Göttinger Nachwuchsgruppe „Experimentelle Psycholinguistik“ und forscht hier zur Sprach- und Emotionsverarbeitung. Das internationale Forscherteam wird seine Untersuchungen fortsetzen. Die Wissenschaftler wollen herausfinden, wie sich die Essenssituation beispielsweise auf Empathie und Kreativität auswirkt.

Originalveröffentlichung: Sommer, W. et al. (2013) How about Lunch? Consequences of the Meal Context on Cognition and Emotion. PLOS ONE: e70314. doi:10.1371/journal.pone.0070314

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Annekathrin Schacht
Georg-August-Universität Göttingen
Courant Forschungszentrum „Textstrukturen“ – Nachwuchsgruppe „Experimentelle Psycholinguistik“
E-Mail: aschach@uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/203145.html