Bundespräsident eröffnet Historikertag in Göttingen

08.10.2014

Vielfältiges Programm bis Freitag, 26. September – Größte geisteswissenschaftliche Fachtagung Europas

(pug) Mit einer Festrede von Bundespräsident Joachim Gauck ist am Dienstag, 23. September 2014, in Göttingen der 50. Deutsche Historikertag eröffnet worden. Das Staatsoberhaupt erläuterte mit Beispielen aus dem 20. Jahrhundert, wie aus Verlierern Gewinner werden können. Er plädierte für eine Beschäftigung mit Geschichte, aus der wir Skepsis und kritisches Bewusstsein gewinnen und die uns vor Selbstgefälligkeit und Unbelehrbarkeit warnen könne. Auch wenn die Geschichte meist von Siegern geschrieben wird, forderte er die Historiker auf, „auch die Geschichte der Marginalisierten zu erzählen, der Unterdrückten, der Geschlagenen. Und das geschieht auch schon.“ Der Historikertag ist mit mehr als 3000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, darunter etwa 400 Referenten aus dem In- und Ausland, eine der größten geisteswissenschaftlichen Fachtagungen Europas.

Unter dem Motto „Gewinner und Verlierer“ diskutieren die Historiker noch bis Freitag, 26. September 2014, neueste Forschungsergebnisse. Über den Umgang mit Geschichte sprechen Schülerinnen und Schüler mit Historikern am Mittwoch, 24. September, im Zentralen Hörsaalgebäude. Dabei geht es unter anderem um die Auseinandersetzung mit Biografien und Erfahrungen junger DDR-Bürger und um transnationale Erinnerungsdebatten zum Ersten Weltkrieg.

Partnerland des 50. Deutschen Historikertages ist Großbritannien. In mehreren Sektionen werden Fragen der britischen und deutsch-britischen Geschichte thematisiert. Am Donnerstag, 25. September, diskutieren Historiker aus Deutschland und Großbritannien, die Ursachen und Folgen der schottischen Unabhängigkeitsbewegung. Die Podiumsdiskussion im Zentralen Hörsaalgebäude, Hörsaal 105, beginnt um 13.15 Uhr.

Abends folgt eine Festveranstaltung in der Stadthalle, die um 19 Uhr beginnt. Rednerin ist Lyndal Roper, Regius-Professorin für Geschichte an der Oxford University und die erste Frau in dieser Position seit der Stiftung des Lehrstuhls 1724 durch Georg I. Sie spricht über die Rolle von Frauen im Wissenschaftssystem in Großbritannien und Deutschland.

Den öffentlichen Abschlussvortrag des Historikertages hält am Freitag, 26. September, der renommierte Soziologe und Sozialphilosoph Prof. Dr. Hans Joas. Er spricht um 18.30 Uhr in der Aula am Wilhelmsplatz zur Frage „Sind die Menschenrechte westlich?“. Dabei zeigt er anhand der Rechtfertigung und der Kritik von Sklaverei und Folter im Westen, wie fragil der Fortschritt einer Sakralisierung der Person ist. Er warnt vor jedem kulturellen Triumphalismus im Westen, der sich auf die erreichten Fortschritte beruft.

Das gesamte Programm ist unter www.historikertag.de zu finden.