Presseinformation: „Ich kam, sah und siegte“: Zitate und Übersetzungen in historischer Perspektive

Nr. 114/2015 - 15.05.2015

Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert Nachwuchsgruppe mit 1,6 Millionen Euro

(pug) „Veni, vidi, vici“ lautet ein bis heute bekanntes Zitat Julius Cäsars. Wie und warum Textinhalte zitiert, paraphrasiert oder übersetzt worden sind, das erforschen Altertumswissenschaftler und Informatiker in der neuen Nachwuchsgruppe „electronic Text Reuse Acquisition Project (eTRAP)“ am Göttingen Centre for Digital Humanities in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Informatik. Dafür werten sie große Datenmengen von digitalisierten historischen Texten aus. Ziel ist es, Methoden und Veränderungen der Wiederverwendung von Inhalten im jeweiligen Kontext aufzuzeigen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert die Nachwuchsgruppe für einen Zeitraum von vier Jahren mit 1,6 Millionen Euro im Rahmen ihres Programms zur Förderung von Forschungs- und Entwicklungsvorhaben im Bereich der eHumanities.

Das interdisziplinäre Forscherteam untersucht das sprach- und literaturwissenschaftliche Phänomen des Text Re-use insbesondere in historischer Perspektive. Wie zitierten und übersetzten Autoren seit der Antike sich gegenseitig, um Wissen und Debatten zu überliefern und zu verbreiten? Was unterscheidet Aussprüche wie „Geld stinkt nicht“ oder „Veni, vidi, vici“, die bis heute überliefert sind, von anderen, die nicht weiter zitiert wurden? Wie variieren Stil und Ausdrucksform der Zitate und Übersetzungen, wenn sich zum Beispiel das Zielpublikum, die Gefühlslage oder der kulturelle Raum verändern, und was verraten diese Veränderungen über die Intention des Autors? „Um die Prozesse der Wiederverwendung grundlegend zu analysieren, werten wir große Datensätze von Texten in Altgriechisch, Deutsch, Englisch, Italienisch und Latein aus“, so Dr. Marco Büchler, Leiter der Nachwuchsgruppe. „Hierzu haben wir bereits umfassende Werkzeuge entwickelt, in deren Anwendung wir auch andere Interessierte schulen.“

Darüber hinaus ergeben sich durch Techniken der Erkennung von Text Re-use auch Wechselwirkungen zwischen den eHumanities und dem Bereich des eBusiness. „Wir sind in der Lage, aus über zwei Jahrtau-senden Menschheitsgeschichte zu lernen und Vorhersagen treffen zu können, welche Informationen sich heutzutage potenziell über das Internet und soziale Medien verbreiten können“, erklärt Büchler. Diese Expertise sei heutzutage auch für Großunternehmen von Interesse. Weitere Informationen zur Nachwuchsgruppe eTRAP sind unter http://etrap.gcdh.de zu finden.

Kontaktadresse:
Dr. Marco Büchler
Georg-August-Universität Göttingen
Göttingen Centre for Digital Humanities – Nachwuchsgruppe eTRAP
Telefon (0551) 39-20479
E-Mail: mbuechler@gcdh.de
Internet: http://etrap.gcdh.de