Presseinformation: Geschlechterforschung im Verbund

Nr. 152/2015 - 25.06.2015


Niedersächsische Landesregierung unterstützt drei Forschungsvorhaben an der Universität Göttingen


(pug) Die niedersächsische Landesregierung fördert vier Forschungsverbünde, die Fragestellungen der Geschlechterforschung aufgreifen. Finanziert werden die Projekte aus dem Niedersächsischen Vorab der VolkswagenStiftung. An drei der vier Forschungsverbünde ist die Universität Göttingen beteiligt.

Das interdisziplinäre empirische Projekt „The Gender-Governance Link: Gender Equality and Public Goods Provision“ – ein Verbund der Universitäten Göttingen und Lüneburg – bringt Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Geschlechterforschung zusammen. Es beschäftigt sich mit dem Einfluss von Gender auf gute Regierungsführung. „Zunächst sollen verschiedene Indikatoren von geschlechtsspezifischer Ungleichheit und Kennzahlen von guter Regierungsführung und wirtschaftlicher Entwicklung zusammengestellt werden, um dann empirische Zusammenhänge zwischen diesen Indikatoren zu untersuchen“, sagt Prof. Stephan Klasen, Ph.D., Projektleiter an der Universität Göttingen.

Ein besonderes Augenmerk wird darauf liegen, die Transmissionskanäle über die Gender-Fragen gute Regierungsführung und wirtschaftliche Entwicklung zu beeinflussen, zu identifizieren und deren quantitative Bedeutung abzuschätzen. Schließlich soll untersucht werden, welche Faktoren die Entwicklung der geschlechtsspezifischen Ungleichheit im Zeitablauf beeinflussen. Das Projekt läuft bis Januar 2018 und wird mit 355.000 Euro gefördert. Davon gehen etwa 200.000 Euro an die Universität Göttingen.

„Geschlechter – Wissen – Macht – Körper – Eine interdisziplinäre Verbundforschung zur geschlechtsbezogenen Körper- und Bewegungssozialisation in der Kindheit unter besonderer Berücksichtigung sozialer und ethnischer Kategorien“ ist ein Verbund der Universitäten Göttingen und Osnabrück. Mit dem Ziel, den sozialen Konstruktionscharakter von Geschlecht bezogen auf Körper und Bewegung differenziert zu beschreiben, birgt die Studie perspektivisch ein besonderes Potenzial zur Gendersensibilisierung in der Lebensphase Kindheit.

„Die Beziehung zwischen Geschlecht und Körper wird zwar über Disziplingrenzen hinweg als untrennbar postuliert, eine empirische Annäherung daran, wie und in welchen kulturell je spezifischen sozialen Bewegungspraktiken die Geschlechterverhältnisse in der Kindheit einschlägig vorstrukturiert werden, war jedoch bislang nur selten Gegenstand der Genderforschung“, sagt Prof. Dr. Ina Hunger, Verbundsprecherin vom Göttinger Institut für Sportwissenschaften. Das im April gestartete Projekt läuft über zwei Jahre und wird mit knapp 300.000 Euro gefördert, wobei Göttingen knapp 250.000 Euro erhält.

An der Studie „Die Krise ist weiblich – Soziale Struktur und diskursive Macht als Gender-Problem im klassischen Altertum“ sind ebenfalls die Universitäten Göttingen und Osnabrück beteiligt. In der griechisch-römischen Antike sind Krisen immer auch ein Moment der Frauen – und das, obwohl in Griechenland und Rom, wo vor allem Kriege der Auslöser für innergesellschaftliche Krisen sind, Politik wie auch das soziale und literarische Leben durch Männer dominiert werden. Sind Krisen also ein Moment, in dem die Geschlechterverhältnisse neu festgelegt werden können?

„Das Projekt, bestehend aus den Disziplinen Alte Geschichte und Klassische Philologie, betritt hier Neuland, denn nur selten stehen die Verwerfungslinien und Risse der antiken Gesellschaften, die immer wieder in den Textzeugnissen sichtbar werden, im Blickpunkt der Forschung, obwohl sie eine diachrone Entwicklung begleiten“, sagt Prof. Dr. Tanja Scheer vom Althistorischen Seminar der Universität Göttingen. Am Beispiel von vier epochalen Krisensituationen der Antike sollen die Veränderungen in der Wahrnehmung, Bestimmung und Neuverhandlung von Geschlechterverhältnissen diskutiert und so aus der Distanz grundlegende soziale und diskursive Mechanismen beschrieben werden. Das dreijährige Projekt beginnt am 1. August 2015 und wird mit insgesamt 420.000 Euro gefördert, wobei die Universität Göttingen 50 Prozent erhält.

Kontaktadressen:
Prof. Dr. Sabine Hess
Georg-August-Universität Göttingen
Göttinger Centrum für Geschlechterforschung (GCG)
Telefon (0551) 39-25349, E-Mail: shess@uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/gcg

Prof. Stephan Klasen, Ph.D.
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Professur für Volkswirtschaftstheorie und Entwicklungsökonomik
Platz der Göttinger Sieben 3, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-7303, E-Mail: sklasen@uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/64094.html

Prof. Dr. Ina Hunger
Sozialwissenschaftliche Fakultät
Institut für Sportwissenschaften – Sportpädagogik und -didaktik
Sprangerweg 2, 37075 Göttingen
Telefon (0551) 39-8916, Email: ina.hunger@sport.uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/152669.html

Prof. Dr. Tanja Scheer
Philosophische Fakultät – Althistorisches Seminar
Humboldtallee 21, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-4965, E-Mail: tanja.scheer@uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/428226.html

Prof. Dr. Ulrike Egelhaaf-Gaiser
Philosophische Fakultät – Seminar für Klassische Philologie
Humboldtallee 19, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-4691, E-Mail: ulrike.egelhaaf-gaiser@phil.uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/50781.html