Neuer SFB an der UMG – internationaler SFB an der Universität verlängert

20.11.2015

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert neuen SFB 1190 zur Erforschung von Koordination von Funktionsräumen in Zellen mit rund 8 Millionen Euro. Internationaler SFB 990 mit 12,5 Millionen Euro gefördert.

(umg/pug) Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert ab dem 1. Januar 2016 einen neuen Sonderforschungsbereich (SFB) an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Zudem verlängert die DFG einen SFB an der Universität Göttingen. Der neue SFB 1190 mit dem Titel „Transportmaschinen und Kontaktstellen zellulärer Kompartimente“ erhält rund 8 Millionen Euro für die nächsten vier Jahre. Sprecher des SFB 1190 ist Prof. Dr. Peter Rehling, Direktor des Instituts für Zellbiochemie der UMG. Der internationale SFB 990 „Ökologische und sozioökonomische Funktionen tropischer Tieflandregenwald-Transformationssysteme (Sumatra, Indonesien)“ wird für weitere vier Jahre verlängert und erhält rund 12,5 Millionen Euro.

Neuer SFB 1190 „Transportmaschinen und Kontaktstellen zellulärer Kompartimente“ an der UMG
Menschliche Zellen sind unterteilt in Membran-umschlossene Funktionsräume, die Zellkompartimente. Wie gelingt es, dass trotz der räumlichen Trennung Moleküle und Informationen zwischen den Kompartimenten ausgetauscht werden? Diese Frage möchte der neue Sonderforschungsbereich SFB 1190 „Transportmaschinen und Kontaktstellen zellulärer Kompartimente“ beantworten. Wissenschaftler aus 17 Arbeitsgruppen aus den verschiedenen Bereichen der Biochemie und molekularen Zellbiologie am Standort „Campus Göttingen“ arbeiten in 15 Einzelprojekten zusammen. Beteiligt sind Forscher aus sieben Instituten und Kliniken der Universitätsmedizin Göttingen, aus dem Europäischen Neurowissenschaftlichen Institut (ENI-G), aus dem Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, dem Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin sowie dem Weizmann Institute of Science, Rehovot Israel.

Ziel des neuen Sonderforschungsbereichs SFB 1190 ist es zu untersuchen, welche Rolle Transportmaschinerien und Kontaktstellen zwischen Kompartimenten für die zelluläre Organisation und Physiologie haben. „Wir möchten verstehen, wie die Kombination dieser Systeme die spezifische Verteilung von Molekülen innerhalb der Zelle vermittelt. Außerdem möchten wir klären, wie es damit gelingt, zelluläre Kompartimente funktionell zu einem übergeordneten Ganzen zusammenzuschließen“, sagt Prof. Dr. Rehling. Die Projekte des SFB 1190 zielen darauf ab, grundlegende Prinzipien des Lebens besser zu verstehen, und damit Einblicke zu gewinnen, wie Fehlfunktionen in der Kommunikation innerhalb der Zellen zu Störungen der Zellfunktion führen.

Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Vorstand Forschung und Lehre an der UMG und Dekan der Medizinischen Fakultät, sagt: „Wir freuen uns außerordentlich, dass sich der Antrag für den SFB unter der Sprecherfunktion von Prof. Dr. Peter Rehling durchgesetzt hat. Dieser SFB bietet eine einzigartige Chance, Mechanismen der Kommunikation und des Stoffaustausches innerhalb unserer Zellen aufzuklären. Die bemerkenswert leistungsfähige Grundlagenforschung an der UMG besetzt mit dieser Initiative gemeinsam mit den außeruniversitären Einrichtungen ein innovatives und spannendes Forschungsfeld. Es hat das Potential, eine internationale Führungsposition in diesem Gebiet einzunehmen.“

Verlängerung: SFB 990 „Ökologische und sozioökonomische Funktionen tropischer Tieflandregenwald-Transformationssysteme (Sumatra, Indonesien)“
Der internationale SFB 990 mit dem Titel „Ökologische und sozioökonomische Funktionen tropischer Tieflandregenwald-Transformationssysteme (Sumatra, Indonesien)“ ist an der Fakultät für Biologie und Psychologie angesiedelt. An den 25 Teilprojekten sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von insgesamt fünf Fakultäten der Universität Göttingen sowie drei Partneruniversitäten in Indonesien beteiligt. Sie untersuchen auf der indonesischen Insel Sumatra die Folgen der Umwandlung von tropischem Regenwald in Palmöl- und Kautschukplantagen. Die DFG fördert das Projekt weitere vier Jahre mit insgesamt rund 12,5 Millionen Euro.

Die Rodung tropischer Regenwälder, um Holz und andere Waldprodukte zu gewinnen oder Nahrungs-, Futter-, Faser- und Energiepflanzen anzubauen, stellt ein zunehmendes globales Problem dar. „Wir wollen langfristig untersuchen, wie auf der Landschaftsskala die ökologischen Funktionen tropischer Regenwälder und landwirtschaftlicher Nutzungssysteme erhalten und verbessert werden können, bei gleichzeitiger Steigerung des Wohlstands“, erläutert SFB-Sprecher Prof. Dr. Stefan Scheu vom Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie und Anthropologie. „Das beinhaltet auch die Frage, wie landwirtschaftliche Nutzung und Naturschutz besser integriert werden können.“ Ein Schwerpunkt der Forschung wird sein, den Einfluss von Anreicherungskulturen sowie von unterschiedlichen Dünger- und Pestizidintensitäten in Palmölplantagen zu untersuchen. „Wir legen ein besonderes Augenmerk auf die Analyse von Synergien und Konflikten zwischen den unterschiedlichen ökologischen und sozioökonomischen Funktionen, deren detaillierte Kenntnis eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger Agrarsysteme ist“, so Prof. Scheu.

An der Universität Göttingen sind neben der Fakultät für Biologie und Psychologie die Fakultäten für Agrarwissenschaften, für Forstwissenschaften und Waldökologie, für Geowissenschaften und Geographie, die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät sowie die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen und die Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen (GWDG) am SFB 990 beteiligt. Bei den drei indonesischen Partnern handelt es sich um die Landwirtschaftliche Universität Bogor, die Universität Jambi und die Tadulako Universität Palu.

Hintergrundinformationen zum neuen SFB 1190:
Eine Zelle ist in unterschiedliche, durch Membranen umschlossene Reaktionsräume (Kompartimentierung) unterteilt, das ist seit langem bekannt. Eine solche Gliederung in verschiedene Räume, in denen unterschiedliche Stoffwechselreaktionen ablaufen, stellt die spezifische Verteilung und Trennung von Nucleinsäuren, Proteinen und Metaboliten sicher und erlaubt damit eine räumliche Trennung von Aufgaben. Zugleich müssen die intrazellulären Kompartimente aber in der Lage sein, miteinander zu kommunizieren und Moleküle auszutauschen.

Zwei unterschiedliche Systeme vermitteln diesen Austausch: Kompartiment-spezifische Transportmaschinerien oder Permeabilitätsbarrieren („Permeabilität“ ist die Durchlässigkeit einer Membran) sowie Kontaktstellen. Während die Transportmaschinerien der Kompartimente eine ausgewählte Verteilung von Molekülen zwischen dem Zytoplasma und Organellen oder innerhalb einer Membran erlauben, finden sich an kompartimentellen Kontaktstellen direkte physikalische Verbindungen zwischen den Membranen, die die Kompartimente umschließen.

Das bedeutet: In lebenden Zellen existieren zwei sich ergänzende Systeme, die funktionell miteinander zusammenwirken oder auch in direkten Kontakt miteinander treten, um Prozesse innerhalb der Zellen zu koordinieren. Dabei ist nach wie vor unbekannt: Wie kooperieren diese Mechanismen miteinander? Wie werden sie reguliert? Und in manchen Fällen sogar: Aus welchen Komponenten bestehen sie?

Kontaktadressen:
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Institut für Zellbiochemie
Prof. Dr. Peter Rehling
Telefon 0551 / 39-5947
peter.rehling@medizin.uni-goettingen.de

Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Biologie und Psychologie
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie und Anthropologie
Abteilung Tierökologie
Prof. Dr. Stefan Scheu
Berliner Straße 28, 37073 Göttingen
Telefon 0551 / 39-5445
E-Mail: sscheu@gwdg.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/107728.html