Presseinformation: Provenienzforschung in der Sammlung Blechschmidt

Nr. 57/2018 - 09.03.2018

Wissenschaftshistoriker stellt Ergebnisse zur Herkunft humanembryologischer Präparate vor

(pug) Seit August 2017 forscht Dr. Michael Markert zur Herkunft der über 400 Schnittserien menschlicher Embryonen und Feten in der „Humanembryologischen Dokumentationssammlung Blechschmidt“. Im Rahmen des Symposiums „Provenienzforschung in der Sammlung Blechschmidt“ am Freitag, 16. März 2018, stellt der Wissenschaftshistoriker erste Ergebnisse seiner Forschung vor. Die öffentliche Veranstaltung beginnt um 14.15 Uhr im Kleinen Hörsaal des Zentrums Anatomie am Kreuzbergring 36.

Prof. Dr. Erich Blechschmidt leitete von 1942 bis 1974 das Anatomische Institut in Göttingen. In seinen Publikationen machte der Mediziner praktisch keine Angaben über die Herkunft und Gewinnung der embryonalen und fetalen Präparate, die seiner Forschung zugrunde liegen. Daher wird er bis heute beschuldigt, sein „Forschungsmaterial“ unrechtmäßig erworben zu haben – insbesondere in den ersten Jahren seiner Göttinger Tätigkeit während des Nationalsozialismus. Beweise dafür existieren bislang nicht. Markert geht den Anschuldigungen nach und schafft eine umfassende Dokumentation der Präparate, ihrer Gewinnung, Integration in die Sammlung und nicht zuletzt Nutzung. Seine Ergebnisse basieren auf einer breiten Quellenbasis – von der Institutsüberlieferung über Archivalien aus Hochschul- und staatlichen Archiven bis hin zu Zeitzeugen.

Bekannt ist die Sammlung Blechschmidt vor allem für die über 60 großformatigen, im Zentrum Anatomie öffentlich zugänglichen Lehrmodelle zur Entwicklung des Menschen während der ersten acht Wochen nach Befruchtung. Diese Präparate waren Grundlage für das wissenschaftliche Lebenswerk Blechschmidts. Um diese Leistung einordnen zu können, gibt der Embryologiehistoriker Dr. Nick Hopwood, Professor of History of Science and Medicine an der University of Cambridge, einen Einblick in die Geschichte der einige Jahrzehnte früher angelegten amerikanischen „Carnegie Collection“. Die Direktorin der Zentralen Kustodie, Dr. Marie Luisa Allemeyer, und der Direktor der Abteilung Anatomie und Embryologie, Prof. Dr. Christoph Viebahn, eröffnen das Symposium. Finanziert wird das noch bis Juli 2019 laufende Projekt durch die Universitätsmedizin Göttingen, das Zentrum Anatomie und die Zentrale Kustodie der Universität Göttingen.

Kontakt:
Dr. Michael Markert
Universitätsmedizin Göttingen
Zentrum Anatomie
Kreuzbergring 36
37075 Göttingen
Telefon (0551) 39-7026
E-Mail: markert@kustodie.uni-goettingen.de
Internet: www.anatomie.uni-goettingen.de/de/humanembryologie.html