In publica commoda

Presseinformation: Spurensuche im Aula-Garten: Archäologen öffnen Fenster in die Vergangenheit

Nr. 48/2000 - 04.04.2000

(pug) Wenn der in den letzten Jahrzehnten allmählich zugewachsene Aula-Garten umgestaltet würde, dann nicht ohne Untersuchung der Geschichte dieses zentralen Grundstücks, befanden Universitätspräsident Prof. Dr. Horst Kern und das Staatshochbauamt, verantwortlich für Investitionen in die Liegenschaften der Universität. Denn wo heute die Aula der Georg-August-Universität steht, befand sich vor rund 500 Jahren das Franziskanerinnenkloster St. Annen. Studentinnen und Studenten des Seminars für Ur- und Frühgeschichte der Universität graben seit einigen Wochen unter Leitung von Prof. Hans-Georg Stephan in dem zwischen Aulagebäude und Burgstraße gelegenen Garten, um Aufschlüsse über Geschichte und Nutzung ans Tageslicht zu bringen. Die Erkenntnisse sind nicht nur von historischen Interesse: Die Ergebnisse der Grabungen werden als Grundlage für die geplante Neugestaltung des Gartens dienen.
Im Jahre 1508 gründete Simone von Hardenberg am heutigen Wilhelmsplatz das Annen-Kloster. Die Schwestern kümmerten sich dort um Kranke und Bedürftige. Doch bevor sich das Kloster, über dessen genaue Ausdehnungen und Gestaltung praktisch nichts mehr bekannt ist, festigen konnte, setzte die Reformation in Göttingen 1529/30 einen Schlußstrich unter die Bestrebungen der Nonnen.
Gebäude und Grundstück gingen an die Stadt über und dienten danach als Frauenwohnstift, später als Altersheim. Mit ihrer Gründung Mitte der 30er Jahre des 18. Jahrhunderts erhielt die junge Universität das Gelände als Teil ihrer Gründungsausstattung. 100 Jahre später entstand hier die Universitätsaula, bis heute fast unverändert und repräsentativstes Bauwerk der Georgia Augusta.
Bis jetzt haben die Grabungen schon einige Gegenstände des mittelalterlichen Alltags hervorgebracht, genaue Schlußfolgerungen ermöglichen diese allerdings noch nicht. Mit fortschreitenden Ausgrabungen versprechen sich die Göttinger Ur- und Frühgeschichtler aber weitere Erkenntnisse. Die Arbeiten sollen bis in den Mai 2000 hinein fortgesetzt werden.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Hans-Georg Stephan
Seminar für Ur- und Frühgeschichte
Tel. 0551/39-5086, -5089