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Presseinformation: Wenn Pflanzen mit Botenstoffen die Gegenspieler ihrer Fraßfeinde anlocken

Nr. 79/2004 - 29.03.2004

Workshop: Multitrophische Interaktionen zwischen verschiedenen Organismen in Ökosystemen
(pug) Die komplexen Wechselwirkungen zwischen Pflanzen, Mikroorganismen und Insekten in Ökosystemen stehen im Mittelpunkt eines Workshops, der am 1. und 2. April 2004 an der Universität Göttingen stattfindet. Unter der Überschrift „Multitrophische Interaktionen“ werden die rund 60 Teilnehmer der Frage nachgehen, wie diese Prozesse und Beziehungen zwischen den unterschiedlichen „Mitgliedern“ eines Lebensraumes gestaltet und in welcher Form sie genutzt werden, etwa bei der Abwehr von Feinden. „Mit diesem alle zwei Jahre stattfindenden Workshop wollen wir Arbeitsgruppen, die sich mit diesem noch jungen Forschungsthema beschäftigten, ein Forum für Austausch und Diskussion bieten und zugleich die interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern“, erläutert Prof. Dr. Stefan Vidal vom Institut für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz, der die Veranstaltung zusammen mit dem Göttinger Agrarökologen Prof. Dr. Teja Tscharntke durchführt. Die 18 Vorträge der Referenten aus Berlin, Darmstadt, Göttingen, Jena, Kiel, Stuttgart, Würzburg und Zürich (Schweiz) werden durch Posterpräsentationen ergänzt.
Welche Bedeutung multitrophische Interaktionen haben, erläutert Prof. Vidal am Beispiel einer Pflanze, die von Fraßfeinden bedroht wird. Anders als es den Anschein hat, kann sie sich durchaus ihrer Feinde erwehren, indem sie andere Organismen in ihrer Umgebung nutzt. So sind in den Pflanzen lebende Pilze in der Lage, ganze Nahrungsnetze umzustrukturieren. Andere Mikroorganismen machen die Pflanzen weniger „schmackhaft“. Diese selbst können Botenstoffe produzieren, die die natürlichen Gegenspieler der Fraßfeinde anlocken. „Bis vor wenigen Jahren waren diese Wechselwirkungen weitgehend unbekannt. Heute stellt die Wissenschaft mit Überraschung fest, dass diese Systeme äußerst komplex sind und variabel unterschiedlichen Situationen angepasst werden können“, betont Prof. Vidal. Dabei spiele der landschaftliche Ausschnitt, in dem sich diese Interaktionen abspielen, eine entscheidende Rolle. Zugleich werde immer deutlicher, dass auch unscheinbare Organismen des Bodens wie der Regenwurm, dem bislang nur eine Bedeutung bei Abbauprozessen beigemessen wurde, die Kommunikationssysteme zwischen Pflanzen und bestimmten Insekten beeinflussen, so der Agrarentomologe. „Von Interesse sind diese Forschungsergebnisse insbesondere auch für die Entwicklung neuer Methoden der Schädlingsbekämpfung.“
Hinweis an die Redaktionen:
Der Workshop „Multitrophische Interaktionen zwischen Pflanzen, Mikroorganismen und Insekten“, zu dem das Institut für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz und das Fachgebiet Agrarökologie der Universität Göttingen einladen, findet am 1. und 2. April 2004 am Waldweg 26, Hörsaal I, statt.
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Stefan Vidal
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften
Institut für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz
Grisebachstraße 6, 37077 Göttingen
Telefon (0551) 39-9744, Fax (0551) 39-2105
e-mail: svidal@gwdg.de
Internet: www.gwdg.de/~instphyt/ento/welcome-d.html