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Presseinformation: Lichtenberg-Professur der VolkswagenStiftung geht an die Universität Göttingen

Nr. 198/2004 - 25.06.2004

Privatdozent Dr. Marcus Müller forscht auf dem Gebiet der Computerbiophysik und -biochemie
(pug) Die Georg-August-Universität erhält eine von der VolkswagenStiftung (Hannover) finanzierte Lichtenberg-Professur. Sie geht an Privatdozent Dr. Marcus Müller am Göttinger Institut für Theoretische Physik. Mit diesem neuen Förderinstrument bietet die Stiftung exzellenten jungen Wissenschaftlern die Möglichkeit, sich mit selbstständig durchgeführten Forschungsprojekten auf innovativen Arbeitsfeldern zu profilieren und nach erfolgreicher Evaluation auf eine reguläre Professur übernommen zu werden. Dr. Müller befasst sich in seinem Vorhaben auf dem Gebiet der Computerbiophysik und -biochemie mit der Entwicklung und Etablierung neuer Modelle und Simulationstechniken, mit denen sich kollektive biophysikalische Phänomene in biologischen Membranen beschreiben lassen. Die VolkswagenStiftung hat aus 39 Anträgen fünf Bewerberinnen und Bewerber für Lichtenberg-Professuren ausgesucht, die über einen Zeitraum von fünf Jahren mit 6,2 Millionen Euro finanziert werden. Neben Göttingen gehen diese nach W2 dotierten Professuren an die Universität Würzburg, an das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck und zweimal an die Charité in Berlin.
Zahlreiche Phänome in biologischen Membranen, wie zum Beispiel die Porenbildung, Verschmelzung oder Teilung, erfordern es, dass sich die Lipidmoleküle als Membranbausteine kollektiv bewegen. Solche Prozesse spielen eine Rolle bei so unterschiedlichen Vorgängen wie der Befruchtung, bei synaptischen Ausschüttungen, intrazellulärem Transport oder Virusinfektionen. Dennoch sind die zugrunde liegenden biophysikalischen Abläufe bisher weitgehend unverstanden. Diese Prozesse dauern nur einige Hundertstel Millisekunden oder spielen sich im Mikrometerbereich ab, so dass sie nur schwer zu messen oder zu beobachten sind. Ziel der Forschungsarbeiten von Dr. Müller ist es, Modelle zur Beschreibung von kollektiven, biophysikalischen Phänomen in biologischen Membranen zu entwickeln, die die Lipidmoleküle nicht im Detail beschreiben, sondern eine kleine Zahl von Atomen zu einem „effektiven Teilchen“ zusammenfassen. Anders als atomistische Simulationen ermöglichen diese „vergröberten“ Modelle in den entscheidenden Zeit- und Längenskalen unmittelbare Einblicke in die zu untersuchenden kollektiven Membran-Phänomene. Dabei sollen sowohl Potenzial als auch Grenzen dieser Modelle ausgelotet werden. Zudem müssen sie sich bei der Betrachtung biophysikalischer Probleme bewähren, etwa bei der Verschmelzung von Membranen oder mit Blick auf das Wechselspiel zwischen Membranstruktur und der Wirkung, die Proteine entfalten.
Marcus Müller, Jahrgang 1967, studierte Physik an der Universität Mainz, an der er 1995 auf dem Gebiet der Theoretischen Physik promoviert wurde. Als Postdoktorrand arbeitete er 1995/96 an der University of Washington (USA), weitere Auslandsaufenthalte führten ihn 1995 und 1998 an die schottische University of Edinburgh. 1999 folgte die Habilitation in Mainz. Anschließend war der Wissenschaflter als Universitätsassistent und als Hochschuldozent am Institut für Physik der Johannes Gutenberg-Universität tätig und forschte außerdem mit Unterstützung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes mehrfach am Instituto de Investigaciones Fisicoquímicas Teóricas y Aplicadas (INIFTA) in LaPlata (Argentinien). Der Physiker erhielt ein Fedor Lynen-Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung (1995/96) sowie den Forschungsförderungspreis der Universität Mainz (1996) und ist seit 2002 Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
Die Lichtenberg-Professuren sind nach dem Göttinger Mathematiker, Physiker und Philosophen Georg Christoph Lichtenberg (1742 bis 1799) benannt. Mit ihnen will die VolkswagenStiftung alternative Qualifizierungs- und Berufsmöglichkeiten im deutschen Hochschulwesen etablieren.
Kontaktadresse:
PD Dr. Marcus Müller
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Fachbereich Physik, Institut für Physik
Staudingerweg 7, 55128 Mainz
Telefon (06131) 392-3642, Fax (06131) 392-5441
e-mail: marcus.mueller@uni-mainz.de
Internet: http://sokrates.physik.uni-mainz.de/~mueller/