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Presseinformation: Emmy-Noether-Forschungsgruppe zu Autonomieästhetik und Romantikrezeption

Nr. 8/2005 - 11.01.2005

Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert Nachwuchswissenschaftler in der Kunstgeschichte
(pug) Eine Emmy-Noether-Forschungsgruppe zum Thema Romantikrezeption, Autonomieästhetik und Kunstgeschichte hat zum Wintersemester 2004/2005 ihre Arbeit an der Georg-August-Universität aufgenommen. Im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten am Göttinger Kunstgeschichtlichen Seminar steht die Fortentwicklung des Konzepts vom autonomen, rein visuell wirksamen und sich selbst erklärenden Kunstwerk, wie sie sich in den Zeitschriften zur Kunst und Ästhetik zwischen 1820 und 1920 verfolgen lässt. „Wir gehen der Frage nach, wie es in diesem Zusammenhang zur Auseinandersetzung mit gegenläufigen Standpunkten der Romantik kam und wie dadurch das Selbstverständnis der sich damals etablierenden Kunstgeschichte beeinflusst wurde“, erläutert Gruppenleiter Dr. Christian Scholl. Die auf vier Jahre angelegten Arbeiten werden im Rahmen des Emmy-Noether-Programms für Nachwuchswissenschaftler von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Finanziert werden drei Stellen; hinzu kommen für die nächsten zwei Jahre Sachmittel in Höhe von rund 10.000 Euro.
Wie Dr. Scholl darlegt, gilt das Forschungsinteresse insbesondere der Herausbildung von Interpretationsmustern, die dann im Umfeld der Jahrhundertausstellung von 1906 und danach für die romantische Malerei genutzt wurden. „Wir untersuchen anhand der Periodica zur Kunst und Ästhetik, unter welchen Bedingungen diese Muster Gültigkeit erlangten, wie sie von der Kunstgeschichte übernommen wurden und auf welche Weise sie zum Aufstieg der Disziplin zu einer führenden Geisteswissenschaft beitragen haben.“ Darüber hinaus wollen die Göttinger Wissenschaftler der Frage nachgehen, mit welchen Strategien Kunsthistoriker und Kritiker diese Interpretationsmuster auf die Malerei der Romantik rückübertrugen und auf welche Widerstände sie dabei stießen. „Indem wir die Beziehungen, Einflüsse, Spannungen und Rückprojektionen zwischen den beiden Umbruchzeiten 1800 und 1900 erforschen, wollen wir einen Beitrag zu einem besseren Verständnis der Moderne und ihrer kunstwissenschaftlichen Selbstverständigung leisten“, erläutert Dr. Scholl. Bei der Göttinger Forschungsgruppe handelt es sich um die erste dieser Art für den Bereich der europäischen Kunstgeschichte. Sie profitiert von der hervorragenden Infrastruktur an der Georg-August-Universität: Hier wurde 1813 der erste Lehrstuhl für Kunstgeschichte überhaupt eingerichtet; die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen bietet mit ihrem reichen Altbestand eine, so Dr. Scholl, „ideale Forschungsgrundlage“.
Das DFG-Forschungsprogramm für Nachwuchswissenschaftler ist benannt nach der Mathematikerin Emmy Noether (1882 bis 1935), die als erste Frau 1919 an der Universität Göttingen habilitierte.
Kontaktadresse:
Dr. Christian Scholl
Georg-August-Universität Göttingen
Philosophische Fakultät
Kunstgeschichtliches Seminar und Kunstsammlung
Nikolausberger Weg 15, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-5440, Fax (0551) 39-2069
e-mail: chrscholl@hotmail.com
Internet: www.gwdg.de/~kunsts