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Presseinformation: Psychologische Studie: Jedes zweite Kind leidet an Kopfschmerzen

Nr. 306/2005 - 27.09.2005

Wissenschaftlerinnen der Universität Göttingen befragen Familien in Niedersachsen
(pug) Nach einer aktuellen Studie der Klinischen Psychologie an der Universität Göttingen hat jedes zweite Kind zwischen sieben und vierzehn Jahren in den vergangenen sechs Monaten an Kopfschmerzen gelitten. Etwa 6,5 Prozent aller Kinder hat einmal wöchentlich oder häufiger Kopfschmerzen. „Damit konnten dramatische Zahlen anderer Studien nicht bestätigt werden“, sagt Prof. Dr. Birgit Kröner-Herwig vom Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie, die die Studie gemeinsam mit Marion Heinrich und Lisette Morris durchführt. Für die Untersuchung wandten sich die Wissenschaftlerinnen mit ausführlichen Fragebögen in zwei Erhebungsdurchgängen an rund 8.800 Familien mit Kindern in Niedersachsen, von denen mehr als 60 Prozent geantwortet haben. Mit der Erhebung sollte neben der Verbreitung von Kopfschmerz ermittelt werden, welche Faktoren das Auftreten von Kopfschmerzen begünstigen. Die Bögen enthielten Fragen nach Symptomen des Schmerzes, nach weiteren gesundheitlichen Belastungen der Kinder und der Familie sowie nach möglichen Risikofaktoren wie zum Beispiel Depressivität. Ein dritter Erhebungsdurchgang soll von Oktober bis Dezember 2005 folgen.
Der erste Kopfschmerzanfall tritt nach den Göttinger Untersuchungsergebnissen durchschnittlich im achten Lebensjahr auf, bei Jungen früher als bei Mädchen. Insgesamt haben Mädchen häufiger Kopfschmerzen, insbesondere von einem Alter von zwölf Jahren an: Über wöchentliche Beschwerden klagen 13 Prozent aller 13- bis 14-jährige Mädchen, aber nur sechs Prozent der gleichaltrigen Jungen. Mehr als die Hälfte aller befragten Kinder hatte innerhalb der letzten sechs Monate nach Angaben der Eltern mindestens einmal Kopfschmerzen. Mit dem Alter steigt die Anzahl der betroffenen Kinder kontinuierlich an, ebenso wie die Zahl derjenigen, die regelmäßig Kopfschmerzen haben. Prof. Kröner-Herwig: „Der sozioökonomische Status der Familie zeigt keine bedeutsame Beziehung zum Auftreten von Kopfschmerz. Ein bedeutsamer, wenn auch nicht schwergewichtiger Faktor ist das Leben in einem Haushalt mit einem allein erziehenden Elternteil.“
Wie die Wissenschaftlerin weiter erläutert, sind rund 7,5 Prozent der Kinder von Migräne betroffen. Dabei handelt es sich um die Kopfschmerzform, die am stärksten beeinträchtigt. Ein Anfall wird auf einer Skala von null bis zehn mit der durchschnittlichen Wertung sechs als sehr schmerzhaft angegeben. „Migräne führt zu Fehlzeiten und erheblicher Beeinträchtigung in der Schule“, so Prof. Kröner-Herwig. Nach Angaben der Psychologin gibt es eine enge Verbindung zwischen Kopfschmerz und anderen Schmerzarten wie Bauch- und Rückenschmerzen, so dass von einer besonderen Schmerzempfindlichkeit gesprochen werden kann. Auch andere gesundheitliche Beschwerden sind mit dem Auftreten von Kopfschmerzen verbunden. Schulstress und kritische Lebensereignisse sind weitere mögliche Belastungsfaktoren, die das Auftreten von Kopfschmerz begünstigen.
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Birgit Kröner-Herwig
Georg-August-Universität Göttingen
Biologische Fakultät
Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie
Goßlerstraße 14, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-3581, Fax (0551) 39-3544
e-mail: bkroene@uni-goettingen.de
Internet: www.psych.uni-goettingen.de/home/kroener_herwig