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Presseinformation: Studie: Migration und Migrationspolitik im Prozess europäischer Integration

Nr. 432/2005 - 20.12.2005

Politikwissenschaftlerin Dr. Ursula Birsl untersucht den politischen Umgang mit Einwanderung
(pug) Eine international vergleichende Studie zu Migration und Migrationspolitik im Prozess europäischer Integration hat Privatdozentin Dr. Ursula Birsl vorgelegt. Die Göttinger Wissenschaftlerin befasst sich darin mit dem bislang „gescheiterten Versuch“, Migrations- und Asylpolitik als Gemeinschaftsaufgabe der Europäischen Union (EU) zu verankern. „Die strukturellen Bedingungen schienen dafür zunächst günstig, denn in verschiedenen Ländern der damals 15 EU-Mitgliedsstaaten haben sich die Migrationssysteme relativ stark angeglichen. Das Handeln der politisch Verantwortlichen einzelstaatlicher Regierungen zeigt jedoch, dass eine Kompetenzverschiebung auf die europäische Ebene als eine Bedrohung für Nationalstaatlichkeit und nationalstaatliche Souveranität gesehen wird. Sie versuchen, mit restriktiven Maßnahmen gegenzusteuern“, betont Dr. Birsl, die am Seminar für Politikwissenschaft der Universität Göttingen lehrt und forscht.
In ihrer Studie, die jetzt als Buch erschienen ist, beschäftigt sich Dr. Birsl mit Migrationspolitik, Einwanderung und Asyl aus ländervergleichender Perspektive, wobei sie die Situation in Großbritannien, Spanien und Deutschland detailliert analysiert. Aus politisch-soziologischer Perspektive beleuchtet die Wissenschaftlerin den Wandel Westeuropas zur Einwanderungsregion und erläutert das Verständnis von Migration und Nationalstaatlichkeit. Die Autorin gibt dabei Einblicke in die politische Praxis und die Aushandlungsprozesse auf europäischer Ebene. Mit aktuellem Zahlenmaterial sowie Übersichten zu gesellschaftlichen und politischen Veränderungen soll die Untersuchung auch als Studienliteratur dienen.
Wie Dr. Birsl erläutert, hatte die Europäische Kommission noch im Sommer dieses Jahres einen erneuten Vorstoß unternommen, eine breite Diskussion über die Migrations- und Asylpolitik in und mit den EU-Mitgliedsländern in Gang zu bringen. Ursprünglich sollte nach dem Willen der Staats- und Regierungschefs sowie der Kommission bis 2004 ein Konzept für eine gemeinschaftliche Politik auf europäischer Ebene verabschiedet werden. „Es gab in mehreren Ländern Anzeichen, die Migrationspolitik offener zu gestalten und eine Tür für Arbeitsimmigration zu öffnen. Bei näherer Betrachtung zeigte sich aber, dass das Thema Migration von Ressentiments, parteipolitischen Auseinandersetzungen und Skandalisierung begleitet wird“, betont die Göttinger Wissenschaftlerin. „Restriktive Maßnahmen gegen die Rechte der Einwandernden schränken generell ihre Teilhabechancen an den Einwanderungsgesellschaften ein. Beim Thema Migration werden die Grenzen der europäischen Integrationspolitik sichtbar.“
Ursula Birsl unter Mitarbeit von Doreen Müller: Migration und Migrationspolitik im Prozess europäischer Integration? Verlag Barbara Buderich, Opladen 2005, 360 Seiten, ISBN 3-938094-31-1
Kontaktadresse:PD Dr. Ursula Birsl
Georg-August-Universität Göttingen
Sozialwissenschaftliche Fakultät
Seminar für Politikwissenschaft
Humboldtallee 3, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-3336, Fax (0551) 39-9788
e-mail: ubirsl@uni-goettingen.de
Internet: www.politikwissenschaft.uni-goettingen.de