In publica commoda

Presseinformation: Hans Georg Näder unterstützt Restaurierung der Göttinger Universitäts-Sternwarte

Nr. 184/2006 - 07.06.2006

Der Unternehmer aus Duderstadt stellt für die Sanierung einen sechsstelligen Betrag zur Verfügung
(pug) Der Unternehmer Prof. Hans Georg Näder wird die Restaurierung der Göttinger Universitäts-Sternwarte als Mäzen unterstützen: Der Geschäftsführende Gesellschafter der Otto Bock Firmengruppe (Duderstadt) hat für die Sanierung einen sechsstelligen Betrag zugesagt und übernimmt damit den Anteil, den die Georg-August-Universität an den Sanierungskosten von insgesamt 1,79 Millionen Euro tragen muss. Die Mittel sind vorgesehen für einen „Rückbau“ des wissenschaftsgeschichtlich einmaligen Gebäudes, das als Sitz der universitären Graduiertenschulen künftig junge, exzellente Wissenschaftler beherbergen wird und außerdem der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. Die Sternwarte war über viele Jahrzehnte Wohn- und Arbeitsstätte des berühmten Gelehrten Carl Friedrich Gauß (1777 bis 1855) und wurde bis zum Umzug der Astrophysik in das neue Physik-Gebäude auf dem Nordcampus der Universität für Forschung und Lehre genutzt. Das Bauwerk soll nun nach historischem Vorbild wiederhergestellt werden.
„In besonderer Verbundheit mit der Georgia Augusta unterstützt uns Hans Georg Näder in einem für die Universität zentralen Vorhaben“, betont Universitäts-Präsident Prof. Dr. Kurt von Figura. „Dank seiner großzügigen finanziellen Förderung wird es nun möglich sein, ein Bauwerk zu erhalten, das bereits zur Zeit seiner Entstehung vor 200 Jahren durch seine richtungsweisende Konstruktion große Bedeutung besaß und heute ein europäisches Wissenschaftsdenkmal ersten Ranges darstellt. Ohne diese Unterstützung aus privater Hand hätten wir dieses Projekt nicht realisieren können.“
Die königliche Universitäts-Sternwarte entstand in den Jahren 1803 bis 1816 nach Entwürfen des Göttinger Universitätsbaumeisters Georg Heinrich Borheck (1751 bis 1834). Durch die Napoleonischen Kriege wurde das von König Georg III. finanzierte Projekt zunächst gestoppt, dann jedoch von Justus Heinrich Müller, Distrikts-Ingenieur für öffentliche Gebäude und später ebenfalls Baumeister der Universität, zu Ende geführt. Das Bauwerk – außerhalb der Stadtmauern errichtet – setzte mit seiner an höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen orientierten Architektur neue Maßstäbe, die die Göttinger Sternwarte deutlich von früheren Bauten dieser Art abhob. Erstmals wurden Aspekte wie die erschütterungsfreie Aufstellung von Instrumenten oder die bequeme und damit effektive Durchführung von Beobachtungen von vorneherein konsequent bedacht und auch gegen einschränkende ökonomische Begrenzungen durchgesetzt. Der Mathematiker, Astronom und Physiker Gauß wurde im Jahr 1807 an die Universität Göttingen berufen und damit erster Direktor der „neuen“ Sternwarte, in der der geniale Wissenschaftler bis zu seinem Tod am 23. Februar 1855 forschen und leben sollte.
Während die Fassade der aus drei Flügeln bestehenden Sternwarten-Anlage auch heute noch dem ursprünglichen Erscheinungsbild entspricht, sind die Räumlichkeiten im Gebäude Ende des 19. Jahrhunderts und im 20. Jahrhundert mehrfach umgebaut und den Bedürfnissen einer neuen Nutzung angepasst worden. Mit der Restaurierung wird nun der Innenbereich nach alten Plänen zurückgebaut, um dem historischen Erbe der Universitäts-Sternwarte gerecht zu werden. So sollen vor allem die beiden Meridiansäle, die durch Zwischendecken und Abtrennungen in Büroräume umgewandelt worden waren, in ihrer alten Form wiederhergestellt und der geodätische Nullpunkt im westlichen Saal für die Besucher wieder sichtbar gemacht werden. Auch einer der beiden Vorbereitungsräume wird „entkernt“ und erhält sein früheres Aussehen. Im ehemaligen Wohnhaus von Carl Friedrich Gauß sind „Rückbauten“ im Bereich der Lese- und Studierstube erforderlich. Weitere Maßnahmen betreffen die Außenanlagen, etwa den alten Gauß-Garten oder den ehemaligen Wirtschaftshof, der heute Haupteingang der Sternwarte ist. Die Sanierungsarbeiten beginnen im Juli 2006 und sollen im August kommenden Jahres abgeschlossen werden – zum 200. Jahrestag der Berufung Gauß‘ an die Georgia Augusta.