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Presseinformation: Erbinformation einer wichtigen Gruppe von Meeresbakterien wird entschlüsselt

Nr. 74/2007 - 15.03.2007

Wissenschaftler der Universität Göttingen wirken an dem niedersächsischen Verbundprojekt mit
(pug) Mit der Genomanalyse einer der wichtigsten Gruppen von Meeresbakterien, der Roseobacter-Gruppe, befasst sich ein Verbundprojekt in Niedersachsen, an dem Wissenschaftler der Georg-August-Universität beteiligt sind. Das Forschungsvorhaben wird von mehreren Forschergruppen gemeinsam durchgeführt und aus dem Niedersächsischen Vorab der VolkswagenStiftung mit 1,8 Millionen Euro gefördert. Von diesen Fördermitteln, die für einen Zeitraum von drei Jahren bewilligt wurden, fließen rund 570.000 Euro an das Göttinger Institut für Mikrobiologie und Genetik. Hier werden Prof. Dr. Wolfgang Liebl und Privatdozent Dr. Rolf Daniel an der Entschlüsselung der Erbinformationen mitwirken.
Vertreter der Roseobacter-Gruppe kommen weltweit in allen marinen Lebensräumen vor. „Sie zeichnen sich durch eine ungewöhnlich große Stoffwechselvielfalt aus und sind maßgeblich am globalen biogeochemischen Kohlenstoff- und Schwefelkreislauf beteiligt. Darüber hinaus können einige Arten hochwirksame Sekundärwirkstoffe synthetisieren. Diese sind für die Biotechnologie von besonderer Bedeutung“, erläutert Prof. Liebl. Nach seinen Angaben zeichnet sich das Verbundprojekt vor allem durch seine innovativen Forschungsansätze aus. „Es bietet erstmals die Möglichkeit, repräsentative Vertreter dieser wichtigen marinen Bakteriengruppe einer eingehenden vergleichenden funktionellen Genomanalyse zu unterziehen. Bisher gibt es keine vergleichbaren Studien von umweltrelevanten Bakterien“, betont der Göttinger Wissenschaftler.
Ausgangspunkt für die Forschungsarbeiten an der Georgia Augusta sind Daten, die aus Rohsequenzierungen von acht Vertretern der Roseobacter-Gruppe im Rahmen internationaler Forschungsprojekte ermittelt wurden. In Kooperation mit dem Göttinger Laboratorium für Genomanalyse werden nun die Genomsequenzen vollständig entschlüsselt und anschließend in ausgewählten Abschnitten funktional analysiert. Im Mittelpunkt steht eine möglichst genaue Funktionszuweisung der während der Genomanalyse identifizierten Gene. Zudem geht es um die Rekonstruktion der Stoffwechselfähigkeiten, über die die Bakterien verfügen. Prof. Liebl: „Diese Analysen sind Voraussetzung für weiterführende Untersuchungen zur Physiologie und zur ökologischen Rolle dieser Bakteriengruppe. Darüber hinaus werden sie eine Identifizierung biotechnologisch relevanter Produkte ermöglichen.“
An dem Projekt sind die Universität Oldenburg und die Technische Universität Braunschweig, das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung und die Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen in Braunschweig beteiligt. Die Federführung liegt am Oldenburger Institut für Chemie und Biologie des Meeres.
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Wolfgang Liebl, Georg-August-Universität Göttingen
Biologische Fakultät, Institut für Mikrobiologie und Genetik
Grisebachstraße 8, 37077 Göttingen, Telefon (0551) 39-3795
e-mail: wliebl@gwdg.de, Internet: www.img.bio.uni-goettingen.de