In publica commoda

Presseinformation: Nachlass des Mediziners Hans-Georg Willert in der Göttinger Universitätsbibliothek

Nr. 350/2007 - 19.12.2007

Wissenschaftsgeschichtlich bedeutsame Dokumente sollen Forschung zugänglich gemacht werden

(pug) Der persönliche wissenschaftliche Nachlass des Göttinger Mediziners Prof. Dr. Hans-Georg Willert (1934 bis 2006) ist an der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB) zusammengeführt worden: Im Dezember übergab die Witwe des ehemaligen Direktors der Abteilung Orthopädie an der Universitätsmedizin Göttingen in Begleitung von Vertretern des britischen Thalidomide Trust einen Teilnachlass ihres Mannes. Er ergänzt einen größeren Teil von Nachlassdokumenten des Wissenschaftlers, die bereits seit Anfang dieses Jahres in der SUB aufbewahrt werden.

Der jetzt übergebene Nachlassteil enthält eine Sammlung von 287 Thalidomid-Patientenfällen in Deutschland, die Prof. Willert im Rahmen seiner Beschäftigung mit embryonalen Missbildungen dokumentierte. Von 1957 bis 1961 wurde der Wirkstoff Thalidomid in fast 50 Ländern vertrieben; in Deutschland wurde er unter dem Medikamentennamen Contergan bekannt. Nach dem Tode Willerts hatte seine Frau diesen Teilnachlass zunächst leihweise dem britischen Thalidomide Trust zur Auswertung zur Verfügung gestellt; der Trust unterstützt Thalidomid-Geschädigte in Großbritannien. „Dass der umfangreiche und vor allem wissenschaftsgeschichtlich bedeutsame Nachlass Prof. Willerts an der SUB zusammengeführt werden konnte, hat für die Bibliothek einen hohen Stellenwert. Vordringliche Aufgabe wird es sein, die Dokumente zu sichten und zu katalogisieren, um sie für wissenschaftliche und medizinische Zwecke zugänglich zu machen“, betont Dr. Helmut Rohlfing, Leiter der SUB-Abteilung für Handschriften und Alte Drucke. Die SUB bewahrt 375 wissenschaftliche Nachlässe, die überwiegend von Göttinger Professoren stammen. Einen besonderen Schwerpunkt bilden dabei neben der neueren Mathematik auch die Naturwissenschaften.

Hans-Georg Willert war von 1980 bis zum Jahr 2000 Leiter der Göttinger Orthopädischen Klinik. Er galt weltweit als einer der bekanntesten Grundlagenforscher der Orthopädie und wurde für seine Arbeit mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Sein besonderes Forschungsinteresse galt der Orthopädie der Hüfte und des Fußes. Intensiv beschäftigte sich der Mediziner mit Systemerkrankungen und angeborenen Fehlbildungen des Skeletts sowie mit der Diagnostik und Behandlung von Knochentumoren. Prof. Willert starb am 25. September 2006 im Alter von 72 Jahren.

Hinweis an die Redaktionen:
Ein Portraitbild von Prof. Dr. Hans-Georg Willert und ein Foto der Nachlassübergabe im Historischen Gebäude der SUB können telefonisch unter (0551) 39-2456 angefragt werden.

Kontaktadresse:
Dr. Silke Glitsch, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
Papendiek 14, 37073 Göttingen, Telefon (0551) 39-2456, Fax (0551) 39-5674
e-mail: glitsch@sub.uni-goettingen.de, Internet: www.sub.uni-goettingen.de