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Presseinformation: Auf der Suche nach Außerirdischen

Nr. 107/2001 - 25.04.2001

Im Rahmen der öffentlichen Ringvorlesung „Wissenschaften 2001 – Diagnosen und Prognosen“ referiert Prof. Dr. Joachim Reitner am 2.5.2001 in der Aula am Wilhelmsplatz ab 18.15 Uhr über das Thema „Astrobiologie – Der Schlüssel zur organischen Welt.“ In seinem Vortrag erläutert der Paläontologe die Methoden und Ziele dieser Wissenschaftsdisziplin.
Die Astrobiologie ist auf der Suche nach außerirdischen Lebensformen. Dieser Ansatz bleibt dabei weitgehend theoretisch, er stützt sich unter anderem auf Beobachtungen von der Oberfläche des Planeten Mars, verschiedenen Monden des Jupiter und anderen großen Planeten. Eine wichtige weitere astrobiologische Datenquelle sind Infrarot-Messungen an Kometen. Neben den extraterrestrischen Beobachtungen spielt bei den astrobiologischen Arbeitskonzepten die Rekonstruktion der frühen Biosphäre der Erde eine zentrale Rolle. Dieser geobiologische Weg eröffnet „Fenster“ in die frühe Geschichte unseres Planeten.
„Ein wichtiges Charakteristikum der frühen Erde war eine hohe Einschlagsfrequenz von Meteoriten und Kometen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass auf diesem Weg in größerem Umfange primordiale organische Verbindungen (Aminosäuren, Carbonsäuren, etc) und auch Wasser aus den Kometen auf die Erde gekommen sind“, erklärt Reitner. Diese „Impfung“ mit extraterrestrischen organischen Stoffen könnte die Entwicklung der präbiotischen organischen Welt erheblich begünstigt haben. „Ähnliche Vorgänge könnte man sich auch für andere Planeten vorstellen, dies gilt im Besonderen auch für den Mars“, so Reitner. Die Hinweise verdichteten sich, dass es auf dem Mars Wasser gegeben hat, eine Voraussetzung für die Entwicklung komplexer organischer Verbindungen.
Ob die Mikrobenartigen Strukturen, die in Meteoriten mit vermutetem Mars-Ursprung (SNC-Meteoriten) gefunden wurden, organischen Ursprungs sind, ist sehr umstritten. Diese Beobachtungen haben jedoch dazu geführt, dass erhebliche Geldmittel in astrobiologische Projekte gesteckt wurden und werden. „Ein Ziel dieser Art von Grundlagenforschung ist neben der Erforschung der frühen Lebensentwicklung auch das Projekt „Terraforming Mars“- der Versuch dem Mars eine erdähnliche Atmosphäre zu verpassen“, erklärt Reitner und er betont: „Dieser Ansatz ist keine Erfindung von Science-Fiction-Autoren.“
Prof. Dr. Joachim Reitner lehrt seit 1994 an der Fakultät für Geowissenschaften und Geographie der Universität Göttingen. Er wurde 1984 in Tübingen promoviert. 1991 folgte am Fachbereich Geowissenschaften der Freien Universität Berlin die Habilitation mit dem Thema „Coralline Spongien“ Der Versuch einer phylogenetisch-taxonomischen Analyse.

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Weitere Informationen:
Prof. Dr. Joachim Reitner
Abteilung Geo-Biologie
Tel. 0551 – 39 7950
Email: jreitne@gwdg.de