In publica commoda

Presseinformation: Wem nützt Biotechnologie?

Nr. 106/2001 - 27.04.2001

(pug) Die evangelische Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann, die als Mitglied des Sachverständigenrates für das Reformprojekt „Rückgekoppelte Autonomie“ der Universität beratend zur Seite steht, diskutiert am Donnerstag, den 3. Mai 2001 mit Göttinger Wissenschaftlern an einen interdisziplinären Runden Tisch über die Frage „Wem nützt Biotechnologie?“. Die von Prof. Dr. Ilona Ostner (Institut für Sozialpolitik) moderierte öffentliche Diskussionsveranstaltung beginnt um 16.15 Uhr im Hörsaal MN 06 des Instituts für Mikrobiologie und Genetik.

Mit der Landesbischöfin am Tisch sitzen: Prof. Dr. Bertram Brenig (Tierärztliches Institut), Prof. Dr. Gerhard Gottschalk (Institut für Mikrobiologie und Genetik), Prof. Dr. jur. Hans-Ludwig Schreiber (Medizinrecht und Rechtsphilosophie), sowie PD Dr. med. Claudia Trenkwalder (Abteilung klinische Neurophysiologie).

Die außerordentlich gesteigerten Möglichkeiten der technischen Manipulation tierischer und menschlicher Natur haben zu einer intensiven öffentlichen Diskussion über moralische Fragen geführt. Mit der Entscheidung des Europarates vom 1. März 2001 - dem Verbot des Klonens von Menschen - ist der Streit noch lange nicht geschlichtet. Für die christlichen Kirchen ist die aktuelle Entwicklung in der Biotechnologie „eine große Herausforderung“. „Einerseits ist wissenschaftliche Forschung zu befürworten. Andererseits gibt es aus christlicher Sicht deutliche Grenzen: Beispielsweise sind Selektierungsmechanismen sowie Forschung an Embryonen aus christlicher Perspektive nicht verantwortbar“, erläutert die Landesbischöfin ihre Position.
Neben der ethischen Diskussion gibt es allerdings auch eine Diskussion über die Kosten und den Nutzen der Biotechnologie. „Biologen sind keine Ethiker. Und Nützlichkeitserwägungen stehen nicht im Vordergrund universitärer biotechnologischer Forschung. Anwendungsbezogene Nützlichkeit ergibt sich im besten Fall von selbst. Da die Forschung immer mehr um Gelder konkurriert, sind Nützlichkeitsversprechen strategisch wichtig geworden: Spektakulärem finanziellem Aufwand - Genforschung - muss ein ebenso enormes Nutzenversprechen gegenüber stehen. Dies erklärt die Aktivitäten der Forscher in den Medien“, ergänzt die Soziologin Prof. Dr. Ilona Ostner vom Institut für Sozialpolitik der Georg-August-Universität Göttingen, die die Moderation des Runden Tisches übernommen hat. Sie weist auf Fragen des Nutzens der Biotechnologischen Forschung hin, die jenseits der ethischen Diskussion liegen, diese als gesellschaftspolitisches Thema ergänzen und vervollständigen.

Tatsächlich weiß die Öffentlichkeit wenig über das Verhältnis von Forschungsaufwand und Forschungsnutzen. Noch weniger wird sie darüber aufgeklärt, wer schon heute und zukünftig von Forschungsergebnissen nicht profitieren wird oder sogar negativ betroffen sein könnte. Dem Appell an das Wohl der Allgemeinheit, das durch teure Forschung gesteigert werden soll, steht oft eine Wirklichkeit gegenüber, in der nur sehr kleine Gruppen überhaupt Zugang zu den Früchten des wissenschaftlichen Fortschritts haben.

Eine Wegbeschreibung (Lageplan) zum Institut für Mikrobiologie auf dem Nordcampus der Universität finden Sie im Internet unter:
http://www.img.bio.uni-goettingen.de/www/img_org.htmlx#Location%20of%20the%20IMG

Weitere Informationen:
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