In publica commoda

Presseinformation: Thomas Mann und die Emotionen

Nr. 47/2010 - 03.03.2010

Literaturwissenschaftler hinterfragen in Göttingen das Klischee vom „kalten Künstler“

(pug) Der gefühllose Sprachvirtuose und Charakterdarsteller – aus Sicht der Jungen Thomas-Mann-Forscher ist dieses Bild des Lübecker Autors überholt. Die Nachwuchswissenschaftler veranstalten daher am 5. und 6. März 2010 die Tagung „Ein ,kalter Künstler‘? Emotionen und Aspekte von Emotionalität bei Thomas Mann“. Sie beginnt am Freitag um 14 Uhr im Vortragsraum des Historischen Gebäudes der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek in der Paulinerkirche, Papendiek 14. Zur Begrüßung sprechen der Präsident der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft, Prof. Dr. Hans Wißkirchen, der Göttinger Leibniz-Preisträger Prof. Dr. Heinrich Detering sowie Prof. Dr. Simone Winko vom Seminar für Deutsche Philologie der Universität Göttingen.

Thomas Mann begleitete ein Leben lang der Ruf, ein „kalter Künstler“ zu sein. Schon anlässlich seines ersten Romans „Buddenbrooks“ war dieser Vorwurf laut geworden, stellt doch der Autor hier Angehörige der eigenen Familie ohne emotionale Nähe dar. Der Tod Echos im „Doktor Faustus“ vertiefte dieses Urteil; zu deutlich hatte Thomas Mann in dieser literarischen Figur seinen Enkel Frido porträtiert. Dass es hinter dieser erzählerischen Kälte dennoch viele Gefühle gibt, wollen die Literaturwissenschaftler mit Hilfe emotionswissenschaftlicher Ansätze nachweisen. Auf diese Weise arbeiten sie zugleich heraus, was Liebe, Angst oder Ekel im Werk Thomas Manns bedeuten.

Höhepunkt der Veranstaltung ist der öffentliche Abendvortrag von Prof. Dr. Heinrich Detering zum Thema „Das Werk und die Gnade – Religiöse Emotionen und Konzepte in Thomas Manns Poetik“. Er findet am Freitag, 5. März 2010, um 20 Uhr in der Paulinerkirche statt. Der Vizepräsident der Thomas Mann-Gesellschaft und Mitherausgeber der „Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe“ der Werke Thomas Manns hat selbst die Bände „Königliche Hoheit“ und „Essays I“ ediert. Sein Vortrag baut auf den Vorstudien zum nächsten von ihm kommentierten Band auf: „Der Erwählte“.

Die Jungen Thomas-Mann-Forscher sind ein Kreis von Nachwuchswissenschaftlern innerhalb der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft mit Sitz in Lübeck. Der Aufbau eines wissenschaftlichen Netzwerks von jungen Forscherinnen und Forschern ist Ziel des Kreises. Dieser organisiert die Tagung gemeinsam mit dem Seminar für Deutsche Philologie der Universität Göttingen und der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft, mit freundlicher Unterstützung der Graduiertenschule für Geisteswissenschaften Göttingen.

Hinweis an die Redaktionen:
Journalisten sind zur Tagung herzlich eingeladen. Der Eintritt zum öffentlichen Abendvortrag ist frei.

Kontaktadresse:
Maren Ermisch
Georg-August-Universität Göttingen
Philosophische Fakultät
Seminar für Deutsche Philologie
Käte-Hamburger-Weg 3, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-7539, Fax (0551) 39-7511
E-Mail: mermisc@gwdg.de
Internet: www.germanistik.uni-goettingen.de