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Presseinformation: Universitätsbibliothek setzt Recherche nach NS-Raub- und Beutebüchern fort

Nr. 120/2010 - 04.06.2010

Göttinger Forschungsprojekt wird ein weiteres Jahr vom Institut für Museumsforschung gefördert

(pug) Das Göttinger Forschungsprojekt zur Ermittlung und Restitution von NS-Raub- und Beutebüchern im Bestand der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB) erhält erneut Fördergelder. Die Arbeitsstelle für Provenienzrecherche/-forschung am Institut für Museumsforschung der Staatlichen Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz – hat rund 30.000 Euro für eine einjährige Fortsetzung bewilligt. Die SUB fördert das Projekt mit derselben Summe. Seit dem 1. Juni 2009 recherchieren Göttinger Wissenschaftler und Bibliothekare NS-Raub- und Beutebücher im Bestand der SUB. Zuvor hatten sie sämtliche Zugangsbücher von 1933 bis 1950 geprüft, um sich einen ersten Überblick über den Umfang verdächtiger Erwerbungen zu verschaffen. Von den insgesamt 100.000 Eintragungen hatten sie 7.000 als verdächtig eingestuft. „Seit Beginn des Projekts haben wir mehr als 3.500 dieser 7.000 Bücher genauer untersuchen können. Dabei haben wir sowohl die Bücher selbst auf mögliche Hinweise auf frühere Besitzer geprüft, als auch umfassend in verschiedenen Archiven recherchiert. Wir freuen uns sehr, dass diese wichtige Arbeit mit Mitteln der Bundesregierung, die das Institut für Museumsforschung im Auftrag des Kulturstaatsministers verwaltet, nun fortgesetzt werden kann“, berichtet SUB-Direktor Dr. Norbert Lossau.

380 der bislang untersuchten Titel haben sich eindeutig als NS-Raubgut erwiesen. Sie stammen nach bisherigen Erkenntnissen zum großen Teil aus Arbeiter- und Gewerkschaftsbibliotheken in ganz Deutschland. Vor allem in den Jahren 1933 und 1934 wurden die Bücher von kommunalen Behörden beschlagnahmt und dann nach Göttingen gesandt. „Wir haben bereits damit begonnen, die ermittelten NS-Raubgutfälle im Göttinger Universitätskatalog als solche zu kennzeichnen. Damit machen wir unsere Forschungsergebnisse laufend der Öffentlichkeit zugänglich“, so Dr. Lossau.

Bis zum Abschluss des Projekts sollen zudem sämtliche konkreten und verdächtigen Raub- und Beutegutfälle bei der Internetdatenbank der Koordinierungsstelle für Kulturgutverlust „Lost Art“ gemeldet werden. Gleichzeitig wird nach möglichen Vorbesitzern und deren Erben oder Rechtsnachfolgern recherchiert und diesen eine Rückgabe der unrechtmäßig erworbenen Bücher angeboten (Restitution). Darüber hinaus soll dies bislang noch wenig erforschte Kapitel der Göttinger Universitätsgeschichte in wissenschaftlichen Publikationen und öffentlichen Veranstaltungen aufgearbeitet werden. Weitere Informationen zum Projekt stehen im Internet unter der Adresse www.sub.uni-goettingen.de/ebene_1/1_geschichte_raubgut.htm.de sowie weiterführend unter www.hv.spk-berlin.de/deutsch/projekte/ArbeitsstelleProvenienzforschung_1.php.

Kontaktadresse:
Dr. Silke Glitsch
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
Papendiek 14, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-22456, Fax (0551) 39-5674
E-Mail: glitsch@sub.uni-goettingen.de
Internet: www.sub.uni-goettingen.de