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Presseinformation: Tomaten und Grünkohl im Ökozuchtgarten des Klosterguts Reinshof bei Göttingen

Nr. 152/2010 - 09.07.2010

Agrarwissenschaftler zeigen am 14. August historische Sorten, Wild- und Freilandtomaten

(pug) Interessierte Verbraucher und Gärtner können sich am Sonnabend, 14. August 2010, auf dem Klostergut Reinshof südlich von Göttingen über historische Tomaten, Wildtomaten und Tomatenzüchtungen für das Freiland informieren. Außerdem präsentieren die Forscherinnen und Forscher der Abteilung Pflanzenzüchtung der Universität Göttingen traditionelle und neue Grünkohlsorten. Die Veranstaltung auf dem Forschungs- und Versuchsbetrieb der Hochschule findet von 14 bis 18 Uhr statt.

Tomaten sind das beliebteste Gemüse in Deutschland: Pro Nase essen wir durchschnittlich mehr als 14 Kilo jedes Jahr. Allerdings stammen die wenigsten Tomaten aus dem Inland, rund 90 Prozent werden importiert. Der lange Transportweg hat jedoch Auswirkungen auf die Qualität der Früchte und ist ökologisch bedenklich. Aber auch der Tomatenanbau in Deutschland ist nicht ohne Schwierigkeiten: Denn der Freilandanbau ohne Dach und Bewässerung wird durch den zunehmend aggressiven Befall mit dem Pilz Phytophthora infestans (dem Erreger der Kraut- und Braunfäule) erschwert, so dass er im ökologischen Betrieb praktisch nicht mehr stattfindet. Und auch unter Glas und Folie müssen die Erzeuger wegen anderer Pilzerkrankungen wie beispielsweise der Samtfleckenkrankheit oft empfindliche Ertragseinbußen hinnehmen. Deshalb arbeiten die Forscher derzeit an der Entwicklung von Sorten, die auch im Freiland gedeihen. Außerdem stellen die Wissenschaftler auf dem Besuchstag das neu entwickelte sogenannte „Göttinger System“ sowie den „Überdachten Feldanbau“ als mögliche Auswege aus der Krise vor.

„Gegen die Kraut- und Braunfäule hilft langfristig nur die Züchtung resistenter Sorten“, erklärt Dr. Bernd Horneburg von der Abteilung Pflanzenzüchtung der Universität Göttingen. Die Forscher haben bundesweit 3.500 Tomatensorten getestet, um optimal geeignete Sorten für den ökologischen Freilandanbau zu finden. Mit Erfolg: „Vor allem die Wildtomaten Rote Murmel und Golden Currant sind gut geeignet, weil sie einer Pilzinfektion lange standhalten und auch in ungünstigen Lagen noch Früchte tragen“, so Dr. Horneburg. Die besten Sorten haben die Forscher für Kreuzungen verwendet; das ökologische Züchtungsprogramm hat bereits 2003 begonnen. In diesem Jahr werden Zuchtlinien in Göttingen, Leer, Berlin, Erfurt, Stuttgart und Bamberg bearbeitet. Neue, offen bestäubte und nachbaufähige Sorten sollen in Kürze auf den Markt kommen.

Immer mehr Menschen bauen ihre Tomaten selbst an. „In Privatgärten und auf Balkonen werden in Deutschland etwa genauso viele Tomaten produziert wie im gesamten Erwerbsanbau“, weiß Dr. Horneburg. Amateure und Profis können sich während des Besuchstags über Freilandversuche und Neuzüchtungen informieren und erhalten Tipps zu Sortenwahl und Anbau. Außerdem können die Besucher das Saatgut ausgewählter Sorten kaufen. Neben Tomaten stellen die Forscher auch traditionelle und neue Grünkohlsorten vor und zeigen Vielfalt und Verwendungsmöglichkeiten des Wintergemüses. Führungen im Öko-Zuchtgarten finden von 14.15 bis 17 Uhr statt. Da nur begrenzt Parkplätze zur Verfügung stehen, wird gebeten, nach Möglichkeit mit dem Fahrrad anzureisen.

Kontaktadresse:
Dr. Bernd Horneburg
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften
Department für Nutzpflanzenwissenschaften
Abteilung Pflanzenzüchtung
Von-Siebold-Straße 8, 37075 Göttingen
Telefon (0551) 39-4360
E-Mail: bhorneb@gwdg.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/48392.html