In publica commoda

Presseinformation: Der ganze Mensch im ärztlichen Sprechzimmer

Nr. 194/2010 - 03.10.2010

Universitätsbund zeichnet Promovenden der Sozialwissenschaft und der Mathematik aus

(pug) Für ihre mit „summa cum laude“ bewerteten Promotionen auf dem Gebiet der Medizinsoziologie und der Reinen Mathematik werden die Göttinger Promovenden Dr. Nicole Witte und Dr. Ulrich Pennig mit dem Dissertationspreis des Universitätsbundes Göttingen ausgezeichnet. Dr. Witte hat für ihre Doktorarbeit den Umgang von Ärztinnen und Ärzten mit ihren Patienten empirisch untersucht und durch biografische Analysen ergänzt. Sie zeigt auf, wie sich Interaktionsmuster im Lebenslauf der Ärztinnen und Ärzte herausbildeten. Dr. Pennig befasste sich mit geometrischen Aspekten der mathematischen K-Theorie und deren Anwendungen. Er entwickelte in seiner Doktorarbeit neuartige Methoden, um die Krümmung geometrischer Objekte hoher Dimension zu kontrollieren. Der Dissertationspreis des Universitätsbundes Göttingen wird von der AKB-Stiftung gefördert und ist mit jeweils 4.000 Euro dotiert. Der Vorsitzende des Universitätsbundes, Prof. Dr. Arnulf Quadt, überreichte die Auszeichnung am Sonnabend, 2. Oktober 2010, im Rahmen des Göttinger Alumni-Tages.

Warum unterscheidet sich der Umgang von Ärztinnen und Ärzten mit ihren Patienten, obwohl die medizinische Ausbildung stark standardisiert ist? Wie bauen einige durch eigenes Handeln oder die Gestaltung der Praxis Distanz zum Patienten auf, während andere gezielt auf Nähe setzen? Geben der Lebensweg und das Selbstbild der jeweiligen Mediziner Aufschluss darüber, wie sich die unterschiedlichen Interaktionsmuster herausgebildet haben? Um diese Fragen zu beantworten, hat Dr. Witte in ihrer Doktorarbeit 21 biografisch-narrative Interviews mit Ärztinnen und Ärzten sowie Videoaufnahmen mehrerer Sprechstunden in sechs Arztpraxen analysiert. Darauf aufbauend entwickelte sie drei detaillierte biografische Fallkonstruktionen.

„Die Betrachtung ärztlich-professionellen Handelns in einem gesamtbiografischen Kontext lässt den ganzen Menschen im Sprechzimmer sichtbar werden. Zudem ist die Arbeit ein wichtiger Beitrag zur Weiterentwicklung qualitativer Forschungsmethoden in den Sozial- und Gesundheitswissenschaften“, so Prof. Dr. Gabriele Rosenthal. Sie hat die Doktorarbeit an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät betreut. Nicole Witte, Jahrgang 1969, studierte von 1991 bis 1998 Volkswirtschaftslehre sowie Wirtschafts- und Sozialpsychologie an der Universität Göttingen und wurde hier im vergangenen Jahr promoviert. Seit 2003 forscht sie am Methodenzentrum Sozialwissenschaften.

Das Forschungsgebiet von Dr. Pennig liegt an der Schnittstelle von Mathematik und Physik. In seiner Doktorarbeit hat er die sogenannte K-Theorie weiterentwickelt, um offene Fragen zur Berechnung der Eigenschaften von geometrischen Objekten zu beantworten. Solche Eigenschaften sind zum Beispiel die Krümmung von Flächen und die Lage und Anordnung geometrischer Gebilde im Raum. Dr. Pennig ist es gelungen, neuartige Modelle einer getwisteten K-Theorie und ihrer geometrischen Anwendung zu entwickeln.

„In seiner Dissertation hat er eine Vielzahl von grundlegenden Techniken und Resultaten zur getwisteten K-Theorie erarbeitet und die spezielle Anwendung zur Existenz von Metriken mit positiver Skalarkrümmung ausgearbeitet. Zukünftige Anwendungen, zum Beispiel in der mathematischen Physik für die Beschreibung von Anomalien in der Quantenfeldtheorie, werden sich grundlegend auf die Ergebnisse dieser Arbeit stützen“, so Prof. Dr. Thomas Schick. Er hat die Dissertation am Mathematischen Institut der Universität Göttingen betreut. Ulrich Pennig, Jahrgang 1979, schloss sein Studium der Physik und Mathematik an der Universität Göttingen im Jahr 2006 erfolgreich ab und wurde hier im vergangenen Jahr promoviert. Im August 2010 wechselte er an die Universität Münster.