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Presseinformation: Der Ursprung des Menschen: Was wir vom Erbgut des Neandertalers lernen können

Nr. 256/2010 - 06.12.2010

Leipziger Anthropologe Prof. Dr. Svante Pääbo hält Göttinger Universitätsrede am 9. Dezember 2010

(pug) Die Meldung sorgte im Mai dieses Jahres weltweit für Aufsehen: Eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern hatte das Genom des Neandertalers entschlüsselt und dabei genetische Gemeinsamkeiten zwischen Neandertalern und dem modernen Menschen entdeckt. Der Leiter der Studie, Prof. Dr. Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, hält in diesem Jahr die „Göttinger Universitätsrede – Wissenschaft und Verantwortung“. Der Titel seines Vortrags am Donnerstag, 9. Dezember 2010, lautet „Der Ursprung des Menschen aus molekulargenetischer Sicht – Was wir vom Erbgut des Neandertalers über unseren Ursprung lernen können“. Zur Einführung spricht Prof. Dr. Bernd Herrmann vom Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie und Anthropologie der Universität Göttingen. Im Rahmen der Veranstaltung verleiht Universitätspräsident Prof. Dr. Kurt von Figura außerdem zwei Ehrenmitgliedschaften der Universität sowie die Universitäts-Medaille Aureus Gottingensis. Veranstaltungsbeginn ist um 17.15 Uhr im Zentralen Hörsaalgebäude, Platz der Göttinger Sieben 5, Hörsaal 010.

Der vor rund 30.000 Jahren ausgestorbene Neandertaler gilt als enger Verwandter des Menschen. Um sein Erbgut zu entschlüsseln, analysierten die Wissenschaftler um Prof. Pääbo über eine Milliarde DNA-Fragmente aus Neandertalerknochen aus Kroatien, Spanien, Russland und dem Neandertal in Deutschland. Ein Vergleich der Genomsequenz mit dem Erbgut des Menschen zeigte, dass sich Neandertaler und der frühe moderne Mensch vor 50.000 bis 100.000 Jahren offensichtlich vermischt hatten: Heutige Menschen tragen bis zu vier Prozent Neandertaler-Gene in sich. Bei ihren weiteren Analysen gilt das Hauptinteresse der Wissenschaftler nun Genbereichen, die den Menschen von seinem nächsten Verwandten unterscheiden und ihm womöglich im Laufe der Evolution Vorteile eingebracht haben.

Der schwedische Mediziner und Biologe Svante Pääbo, Jahrgang 1955, gilt als Begründer der Paläogenetik – einer noch jungen Wissenschaft, die sich mit der Analyse historischer und prähistorischer Genproben befasst. Das amerikanische Magazin Time nahm ihn 2007 in seine Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt auf. Er wurde 1986 an der Universität Uppsala promoviert. Nach einem Aufenthalt an der University of California in Berkeley habilitierte er sich 1990 in Uppsala und folgte noch im selben Jahr einem Ruf an die Universität München. Seit 1997 forscht er am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, wo er die Abteilung Evolutionäre Genetik leitet. Prof. Pääbo hat zahlreiche Auszeichnungen in Europa, Asien und den USA erhalten, in Deutschland unter anderem den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern sowie die Darwin-Plakette der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina.

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