In publica commoda

Presseinformation: Emmy Noether-Professur 2001 an Mathematikerin aus Israel

Nr. 226/2001 - 09.10.2001

Prof. Dr. Mina Teicher im Herbst zu Gast an der Universität Göttingen

(pug) Zur Erinnerung an die Mathematikerin Emmy Noether (1882 bis 1935) hat die Mathematische Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen eine nach der Wissenschaftlerin benannte Gastprofessur ins Leben gerufen, die in diesem Jahr erstmals vergeben wird: Vom 15. Oktober bis 15. November 2001 ist Dr. Mina Teicher, Professorin an der Bar-Ilan Universität in Israel und Direktorin des dort angesiedelten Emmy Noether-Instituts, zu Gast an der Göttinger Fakultät und hält am Mathematischen Institut eine Vorlesung aus dem Bereich der „Algebraischen Geometrie“.

In dieser Zeit wird zugleich eine Ausstellung zu Leben und Werk Emmy Noethers gezeigt. Anläßlich der Vergabe der Gastprofessur an Prof. Teicher lädt die Fakultät außerdem zu einem öffentlichen Vortrag ein. Mechthild Koreuber, Diplom-Mathematikerin und Frauenbeauftragte an der Freien Universität Berlin, spricht am 17. Oktober 2001 über „Die Lust an der Mathematik - Zum Wirken und zur Wirkung Emmy Noethers“. Die Veranstaltung findet im Maximum des Mathematischen Instituts, Bunsenstraße 3 - 5, statt und beginnt um 18 Uhr.

Emmy Noether wurde 1882 in Erlangen geboren. Beide Eltern stammten aus gut situierten jüdischen Kaufmannsfamilien, ihr Vater selbst war Professor für Mathematik. Die junge Frau wurde zunächst zur Lehrerin ausgebildet, interessierte sich dann aber für ein Universitätsstudium und hier insbesondere für die Mathematik. Im Wintersemester 1900/1901 besuchte sie als „Hörerin“ mit besonderer Genehmigung Vorlesungen in Erlangen. Nach ihrer Promotion 1907 arbeitete sie ohne Anstellung oder Auftrag am Erlanger Mathematischen Institut, bis sie 1915 - von den Göttinger Mathematikern Felix Klein und David Hilbert aufgefordert - zur Mitarbeit an Fragen der Relativitätstheorie an die Georg-August-Universität kam.

Ein erster Habilitationsversuch scheiterte an der Privatdozentenordnung, 1919 konnte sich Emmy Noether schließlich doch habilitieren und wurde später zum „Nicht-Beamten Ausserordentlichen Professor“ ernannt. Erst 1923 erhielt die Wissenschaftlerin einen Lehrauftrag (mit einem kleinen, festen Gehalt) und konnte nun auch offiziell Schüler bis zum Examen führen. Unter dem nationalsozialistischen Regime war Emmy Noether 1933 eine der ersten, die ihre Stellung verlor. In den USA fand sie Aufnahme als Gastprofessorin am Bryn Mawr Women’s College und hielt regelmäßig Vorträge am Institute for Advanced Study in Princeton. 1935 starb die Wissenschaftlerin an den Folgen einer Operation.

Mit ihrem Bemühen, algebraische Zusammenhänge auf die einfachsten abstrakten Begiffe zurückzuführen, habe Emmy Noether eine völlig neue Denkweise eingeführt und damit insbesondere die Entwicklung der modernen Algebra maßgeblich beeinflußt. Sie sei die bis heute bedeutendste Mathematikerin, so die Einschätzung der Wissenschaft.

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Ina Kersten
Georg-August-Universität Göttingen
Mathematische Fakultät
Mathematisches Institut
Bunsenstraße 3 - 5, 37073 Göttingen
Tel. (0551) 39-7750, Fax (0551) 39-2985
e-mail: kersten@uni-math.gwdg.de