In publica commoda

Presseinformation: Göttinger Wissenschaftler entwickeln Zukunftskonzept für Agrarpolitik

Nr. 285/2001 - 13.11.2001

Kommission erarbeitet Vorschläge zur Überwindung der Krise in der Landwirtschaft

(pug) „Das ist das bundesweit umfangreichste und fundierteste Konzept für die Agrarwende.“ Mit diesen Worten hat Niedersachsens Ministerpräsident Sigmar Gabriel in Hannover einen jetzt veröffentlichten Bericht mit dem Titel „Zukunft der Landwirtschaft - Verbraucherorientierung“ vorgestellt. Der rund 190 Seiten starke Bericht fordert einen umfassenden Strategiewechsel in der Agrarpolitik, bei der Lebensmittelsicherheit sowie im Tier- und Umweltschutz. Erarbeitet wurde er von einer zwanzigköpfigen Regierungskommission, der auch drei Experten der Universität Göttingen angehörten. Prof. Dr. Achim Spiller vom Göttinger Institut für Agrarökonomie leitete im Rahmen der Kommission die Arbeitsgruppe Qualitätssicherung, in der auch Prof. Dr. Volker Pudel von der Ernährungspsychologischen Beratungsstelle der Universität Göttingen mitgewirkt hat. Prof. Dr. Stefan Tangermann, ebenfalls Mitglied des agrarökonomischen Instituts, führte die Arbeitsgruppe Agrarpolitik.

Zum Thema Lebensmittelsicherheit betonen die Experten die Primärverantwortung der Erzeuger und fordern ein umfassendes Qualitätssicherungssystem „vom Bauernhof bis zur Ladentheke“. Ein Qualitätssicherungsausschuss, als Lenkungsgremium beim Bundesamt für Verbraucherschutz angesiedelt, soll zentrale Koordinierungsfunktionen übernehmen. Durch ein neu zu schaffendes Verbraucherinformationsgesetz wollen die Experten außerdem eine bessere Information der Bevölkerung gewährleisten. Für die Agrarpolitik fordert die Kommission den Abbau der Subventionierung der Landwirtschaft. Stattdessen müssten Landwirte für Leistungen, die sie im Interesse der Gesellschaft erbringen, aber nicht auf dem Markt verkaufen können, honoriert werden. Die Expertenrunde setzt sich gleichzeitig für eine Anhebung der Standards im Tier- und Umweltschutz ein. In wichtigen Fällen – zum Beispiel bei der umstrittenen neuen Hennenhaltungsverordnung in Deutschland – müssten jedoch Kostensteigerungen bei den Erzeugern kompensiert werden. Andernfalls verfehle die Politik ihr Ziel. Maßnahmen dieser Art könnten durch den Abbau der Direktzahlungen finanziert werden. Grundsätzlich fordert die Kommission eine Politikentflechtung zwischen Europäischer Union (EU), Bund und Ländern.

Die Einrichtung der Kommission, in der neben Wissenschaftlern verschiedener Fachgebiete auch Experten aus Wirtschaft, Verbänden und Medien mitgearbeitet haben, geht auf die Initiative von Ministerpräsident Gabriel zurück, der den Bericht Bundeskanzler Gerhard Schröder und Verbraucherministerin Renate Künast übergeben und mit ihnen konkrete Handlungsmöglichkeiten erörtern will. Außerdem werde das Land Niedersachen entsprechende Initiativen im Bundesrat ergreifen.

Der Bericht kann im Internet unter http://www.gwdg.de/~uaao abgerufen werden.

Kontaktadressen:

Prof. Dr. Stefan Tangermann
Georg-August-Universität GöttingenFakultät für Agrarwissenschaften
Institut für Agrarökonomie
Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen
Tel. (0551) 39-4822, Fax (0551) 39-4823
e-mail: stanger@gwdg.de

Prof. Dr. Achim Spiller
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften
Institut für Agrarökonomie
Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen
Tel. (0551) 39-2399, Fax (0551) 39-4823
e-mail: a.spiller@agr.uni-goettingen.de