In publica commoda

Presseinformation: Emmy Noether-Gastprofessur an Mathematikprofessorin aus der Schweiz

Nr. 60/2003 - 05.03.2003

Prof. Dr. Eva Bayer Fluckiger war im Februar zu Gast an der Mathematischen Fakultät

(pug) Das Mathematische Institut der Georg-August-Universität Göttingen hat die zur Erinnerung an die Mathematikerin Emmy Noether (1882 bis 1935) eingerichtete gleichnamige Gastprofessur zum zweiten Mal vergeben: Prof. Dr. Eva Bayer Fluckiger von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (Schweiz) war im Februar dieses Jahres zu Gast an der Göttinger Mathematischen Fakultät. Die Mathematikprofessorin hielt vor Studierenden, Doktoranden und Nachwuchswissenschaftlern Vorträge über Forschungsfragen der Zahlentheorie. Neben diesen zahlentheoretischen Fragenstellungen gehören die Eigenschaften von ganzen Zahlen, die reine Mathematik und die Informationstheorie zu den Arbeitsgebieten der Wissenschaftlerin. Die Emmy Noether-Professur wurde erstmals im Jahr 2001 vergeben.

Bereits seit einigen Jahren unterhält Prof. Bayer Fluckiger Kontakte nach Göttingen. „Auch heute arbeiten an dem historisch berühmten Mathematischen Institut ausgezeichnete Wissenschaftler auf Weltniveau“, sagt die gebürtige Ungarin mit Schweizer Pass, die in an der Universität Genf studiert und promoviert hat. Nach ihrer Assistentenzeit ging Eva Bayer Fluckiger an die Universität Franche-Comté in Besancon (Frankreich) und war dort als Forschungsdirektorin im Centre National de la Recherche Scientifique tätig. Seit März 2001 hat sie den Lehrstuhl für algebraische und geometrische Strukturen an der ETH Lausanne inne. Für ihre Forschungsleistungen wurde die Mathematikerin 1983 mit dem Prix Vacheron-Constantin und 2001 mit dem Maria Sybilla Merian Preis ausgezeichnet. „Gerade weil Frauen in der Mathematik Vorbilder brauchen und weil ich um die Schwierigkeiten weiß, die die wissenschaftliche Karriere von Emmy Noether begleiteten, ist es eine Ehre, mit dieser Gastprofessur ausgezeichnet worden zu sein“, so Prof. Bayer Fluckiger. Emmy Noether sei für sie nach wie vor die „die größte Mathematikerin aller Zeiten“.

Emmy Noether wurde 1882 in Erlangen geboren. Ihre Eltern stammten aus gut situierten jüdischen Kaufmannsfamilien, ihr Vater war Professor für Mathematik. Die junge Frau wurde zunächst zur Lehrerin ausgebildet, interessierte sich dann aber für ein Universitätsstudium und hier insbesondere die Mathematik. Im Wintersemester 1900/1901 konnte sie mit besonderer Genehmigung mathematische Vorlesungen in Erlangen besuchen. Nach ihrer Promotion 1907 arbeitete Emmy Noether ohne Anstellung am Erlanger Mathematischen Institut, bis sie 1915 – von den Göttinger Mathematikern Felix Klein und David Hilbert aufgefordert – zur Mitarbeit an Fragen der Relativitätstheorie an die Georg-August-Universität kam. Ein erster Habilitationsversuch scheiterte an der Privatdozentenordnung. 1919 konnte sich die Wissenschaftlerin schließlich doch habilitieren und wurde später zur außerordentlichen Professorin ernannt. Erst 1923 erhielt die Wissenschaftlerin einen Lehrauftrag mit einem kleinen, festen Gehalt und konnte nun offiziell Schüler bis zum Examen führen. 1933 war Emmy Noether eine der ersten, die ihre Stellung verlor. In den USA fand sie Aufnahme als Gastprofessorin am Bryn Mawr Women’s College und hielt regelmäßig Vorträge am Institute for Advanced Study in Princeton. 1935 starb die Wissenschaftlerin an den Folgen einer Operation. Mit ihrem Bemühen, algebraische Zusammenhänge auf die einfachsten abstrakten Begriffe zurückzuführen, gehört Emmy Noether zu den Wegbereiterinnen der modernen Algebra.

Hinweis an die Redaktionen:
Ein Foto von Prof. Dr. Eva Bayer Fluckiger ist in der Pressestelle digital abrufbar.

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Claudia Gabler (Sekretariat)
Georg-August-Universität Göttingen
Mathematische Fakultät
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