In publica commoda

Presseinformation: Büchersammlungen und die Repräsentation von Wissen

Nr. 66/2003 - 18.03.2003

Tagung zum „vernachlässigten Forschungsfeld der Bibliotheksgeschichte“

(pug) Die Einrichtung Bibliothek ist mehr als eine bloße Sammlung von Büchern: Ort und Zeitpunkt der Gründung, die Auswahl der Werke und der Aufbau der Kataloge, die Netzwerke zwischen Bibliothekaren und Buchhändlern geben Einblicke in Produktion und Repräsentation von Wissen in verschiedenen Epochen. Dennoch ist die Bibliotheksgeschichte ein „weitgehend vernachlässigtes Forschungfeld“, so der Göttinger Wissenschaftshistoriker Prof. Dr. Nicolaas Rupke. Aus diesem Anlass laden das Institut für Wissenschaftsgeschichte der Georg-August-Universität, die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, das Max-Planck-Institut für Geschichte und die Mission Historique Française en Allemagne vom 20. bis 22. März 2003 zu der Tagung „Bibliothek als Archiv“ ein. Prof. Rupke. „Ziel des Kolloquiums ist es, die Gründe und Ursachen für die Entstehung von Büchersammlungen und ihre Entwicklung unter spezifischen politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu erkunden.“ Dabei wollen die Veranstalter das Interesse der Historiker auf die Rekonstruktion der Geschichte von Bibliotheken lenken und zugleich die Bibliothekare mit den von Geschichtswissenschaftlern entwickelten Fragestellungen und Methoden vertraut machen.

Im ersten Teil der Tagung befassen sich die Forscher mit dem Bestand der Archivalien. Dabei wird es ins-besondere um bisher selten berücksichtigte Quellen wie Kauf- und Ausleihregi-ster, Katalogsysteme sowie Briefwechsel zwischen den Bibliothekaren und mit den Buchhändlern gehen. Die kritische Reflexion der „Institution Bibliothek“ ist Schwerpunktthema des zweiten Tagungsteiles. „Historischer Kontext, institutioneller Rahmen und der Anlass der Gründung haben nachhaltigen Einfluss auf die Arbeit einer Bibliothek. Zugleich stellt sich hier die Frage nach den Auswahlkriterien, der Katalogisierung und der Klassifizierung der Bücher“, erläutert Prof. Rupke, der Direktor des Instituts für Wissenschaftsgeschichte ist. Ein- und dasselbe Buch werde in Paris und Göttingen nicht automatisch in die gleiche Rubrik eingeordnet. Im dritten Teil der Tagung werden sich die Teilnehmer mit der Organisation der Bibliotheken und dem Vergleich von Ordnungsprinzipien, bibliothekarischen Praktiken und bibliographischen Instrumentarien befassen. Der Wissenschaftshistoriker: „Die vergleichende Perspektive öffnet zugleich den Blick auf die internationalen Netzwerke des Buchhandels, auf denen die Bibliotheken aufbauten. So haben Forscher beispielsweise herausgefunden, dass im 18. Jahrhundert der Straßburger Buchhändler Treuttel die Göttinger Universitätsbibliothek mit Büchern in französischer und die königliche Bibliothek in Paris mit Büchern in deutscher Sprache versorgte.“

Zu den drei Tagungsschwerpunkten werden Referenten unterschiedlicher Disziplinen Fallstudien vorstellen. Unter anderem wird es dabei um das erste Findbuch zum Göttinger Bibliotheksarchiv, um „Die Privatbibliothek als Spiegel der Kultur seines Besitzers“ und um die „Netzwerke zwischen Akademie, Universität und Bibliothek in Göttingen im 18. Jahrhundert“ gehen. Der Direktor der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Prof. Dr. Elmar Mittler, wird die Tagung am Donnerstag, 20. März 2003, eröffnen. Weitere Informationen zur Tagung können im Internet unter der Adresse www.gwdg.de/~uhwg/Bibl-Tagung-Programm.html abgerufen werden.

Hinweis an die Redaktionen:
Die Tagung „Bibliothek als Archiv. Bibliotheken, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte“ findet vom 20. bis 22. März 2003 im Neubau der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Großer Konferenzraum (3. Obergeschoss), statt.

Kontaktadresse:
Reimer Eck
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
Platz der Göttingen Sieben 1, 37073 Göttingen
Tel. (0551) 39-3494e, Fax (0551) 39-5222
e-mail: eck@sub.uni-goettingen.de
Internet: www.sub.uni-goettingen.de