Phoma lingam

Aggressivität verschiedener Pathotypen an der Wirtspflanze Raps

Es können verschiedenen Stämme von Phoma lingam von Raps isoliert werden, die sich phänotypisch und genotypisch unterscheiden. Aufgrund praktischer Erwägungen sind Aggressivitätsunterschiede von großem Interesse. Bereits 1946 wurde in einer in Neuseeland angefertigten Studie gezeigt, dass verschiedene Isolate charkterisiert werden können, die unterschiedliche stark ausgeprägte Schadwirkungen auf Raps ausüben (Cunningham, 1946).
Ähnliche Ergebnisse konnten für deutsche Rapsanbaugebiete gezeigt werden (Kuswinanti et al. 1999). In dieser Studie wurde eine Sammlung von Isolaten auf der Grundlage von Einzelascosporen angelegt, die von Pseudothecien unter in vitro Bedingungen ausgeschleudert wurden.
 
Es ist relativ aufwendig die Aggressivität von Isolaten auf Blättern oder am Stängel zu überprüfen. Ergebnisse von derartigen Gewächshausstudien zeigen, dass die hinsichtlich verschiedener Parameter (Wachstum, Pigmentierung, Sirodesminproduktion, Ascosporenkeimung) zu unterscheidenen Gruppen A und B auch maßgeblich in ihrer Aggressivität an Raps differieren.
So konnte für A-Typ Isolate gezeigt werden, dass diese Phoma-typische Läsionen an Keimblättern erzeugen, wie sie auch im Feld zu beobachten sind (Abb.1, 2). Läsionen, die hingegen von B-Typ Isolaten hervorgerufen werden sind nekrotisch, klein und sehr begrenzt. Derartige Läsionen können auch im Feld beobachtet werden, diese sind jedoch nicht stark mit der B-Typ Infektion korreliert, da für eine derartige Symtomatik auch andere Pilze verantwortlich sein können. An Rapsstängeln zeigen beide Gruppen ebenfalls deutliche Unterschiede. Auch wenn die Symtomatik sich nicht unterscheidet, so sind die Läsionsgrößen für A-Typ Isolate beträchtlich größer. Die Abb. 3 zeigt einen solchen Unterschied nach 49 dpi, bei der Pflanzen im 3-Blatt-Stadium am Stängel nach punktförmiger Verletzung mit einem mycelbewachsenen Agarstück bzw. einer Pyknidiosporensuspension inokuliert wurden. Während für A-Typen beträchtlich ausgeprägtere, tiefe und stängelumfassende Läsionen zu beobachten sind, sind diese für B-Typ Isolate nur klein und oberflächig. B-Typ Läsionen können auch aufgrund von Wundreaktionen der Pflanze verwachsen.
Diese Aggresivitätsunterschiede zusammen mit der Beobachtung, dass der Anteil isolierter A-Typ Isolate an der Stängelbasisbesiedlung (Wurzelhalsfäule) wesentlich größer ausfällt legt den Schluß nahe, dass Infektionen mit A-Typ Isolaten als ökonomisch wesentlich bedeutsamer zu werten sind. Anteile von B-Typ Isolate steigen sobald die Beprobung an höheren Bereichen des Stängels vorgenommen wird. Die exakte Wertung der ökonomische Bedeutung eines solchen Befalls ist immer noch unklar, aber es wird angenommen, dass diese vergleichsweise unbedeutend ist.

Anmerkung: In der internationalen Literatur wurden verschiedene Begriffe für die Beschreibung der Pathotypen verwendet. Neben anderen wurden die Begriffspaare "aggressive/non-aggressive", "highly virulent/weakly-virulent" oder "virulent/avirulent" benutzt. Allen Begriffen gemein ist der Aggressivitätsunterschied am Raps. Diese Begriffe bergen die Gefahr der starken Vereinfachung, da die Eigenschaften auf anderen Wirtspflanzen andere sein können und sich das Verhältnis ggf. umkehrt. Daher stellten für die Übergangszeit vor der Reklassifizierung des Phoma-Artenkomplexes die Begriffe A- und B-Typ eher neutrale Bezeichnungen dar, die ebendiese Begrifflichkeitsprobleme ausschließen.

Der Phoma-Reklassifizierung ist eine separate Webseite gewidmet.