Artemisia annua
Anbau eines natürlichen Malariamittels in Mischkultur
Der Einjährige Beifuß (Artemisia annua) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Korbblüter (Asteraceae). Diese einjährige, krautige Pflanze ist in sommerwarmen Regengebieten Eurasiens (China, Nord-Indien, Irak, Balkan) heimisch. In Süd- und Mitteleuropa wurde die Art als Neophyt durch Menschen eingeführt. Die Pflanze erreicht Wuchshören zwischen 30 und 100 cm, wobei in Kultur Wuchshöhen von 200 cm erreicht werden können. An der Blattunterseite finden sich Drüsenhaare (Trichome), welche unter Anderem Artemisinin produzieren das der Pflanze als Fraßschutz dient. Die Blätter strömen einen intensiven aromatischen Geruch aus, der saftsaugende Insekten fernhalten soll.
Die Gattung
Artemisia und im speziellen die Art annua zeichnet sich durch bemerkenswerte
Heilkräfte aus. In der traditionellen chinesischen Medizin wird diese Pflanze
seit über 2000 Jahren als Mittel gegen Fieber und Malaria verwendet. Ein
erneutes starkes Interesse kam in der Mitte des 20. Jahrhunderts während des
Mao-Regimes auf, als während des Vietnamkrieges viele Soldaten an Malaria
erkrankten und starben. In dieser Zeit wurde eine der am stärksten wirksamen
Substanzen, Artemisinin, identifiziert und isoliert. In der modernen Medizin
findet Artemisinin Verwendung in der AIDS-Therapie als Immunsystem stärkendes
Medikament.
Im Rahmen einer Bachelorarbeit (Alexander Praedel, 2016) wurde untersucht inwiefern Subsistenzbauern in den Tropen bestmöglich Artemisia anbauen können. Da die Möglichkeiten bezüglich der Landfläche, des Düngepotentials und der Arbeitskraft vieler Subsistenzbauern stark begrenzt sind, wurde untersucht wie die Bodenbedingungen das Wachstum von Artemisia unterstützen können.
In der aktuellen Studie (Masterarbeit Alexander Praedel) wird untersucht inwiefern Artemisia annua in bereits bestehende Mischwirtschaftssysteme Ostafrikas integriert werden kann. Hirse (Sorghum bicolor) und Bohnen (Phaseolus vulgaris) sind die wichtigsten Feldfrüchte zur Ernährung der afrikanischen Bevölkerung und werden vielerorts erfolgreich in Mischkultur angebaut. Wir haben für diesen Versuch ein bereits etabliertes System übernommen und Artemisia annua hinzugefügt. Der Boden wurde mit einen 30%igen Anteil Kompost angereichert, um die Versuchsbedingungen der Bachelorarbeit fortzuführen.
Der Vorteil dieser Mischwirtschaft, im Vergleich zu Monokulturen, ergibt sich aus Synergieeffekten zwischen den Pflanzen, der Vermeidung von Konkurrenz der ausgewählten Arten, als auch sogenannten Push-Pull-Effekten. So wirken beispielsweise einige der flüchtigen, aromatischen Moleküle die Artemisia ausströmt abweisend auf Pflanzensaft saugende Insekten.
Der kombinierte Anbau von Nahrungs- und Medizinalpflanzen könnte sowohl die Ernährung als auch die medizinische Versorgung in ländlichen Gebieten der Tropen verbessern und würde die Abhängigkeit der lokalen Bevölkerung von teuren Medikamenten verringern. Die Kosten einer Malariabehandlung mit einem Tee aus Artemisia annua betragen nur etwa 1% der Therapiekosten mit den Malariamedikamenten Chloroquin, Lumefantrine und Mefloquin.
Das hier verwendete Saatgut für Hirse und Gartenbohnen stammt von Kenianischen Saatguthändlern, wobei darauf geachtet wurde die Sorten auszusuchen, welche besonders beliebt bei Subsistenz- und Kleinbauern sind. Das Saatgut für Artemisia annua stammt von der Firma ANAMED (Action For Natural Medicine) des Pharmakologen Hans-Martin Hirt aus Winnenden. Seine Züchtung zeichnet sich durch eine hohe Artemisininkonzentration aus und wird international von ca. 1000 Partnerorganisationen (zumeist NGOs) in 75 Ländern angebaut.