Zeitbedarf und Kosten der Ausdünnung "naturbelassener" Verjüngungen auf Kalamitätsflächen mit dem Husqvarna FBX-535-Gerät ("Spacer")


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Zahlreiche Forstbetriebe in NRW haben die devastierten Flächen nach dem Sturm "Kyrill" (Januar 2007) zur "Sukzession" der ungelenkt-natürlichen Verjüngung überlassen. Je nach Vorverjüngung, die den Sturm zu Teilen überstanden hat, sind diese Flächen in der Vegetationsperiode 2013 bewachsen mit 5- bis 12-jährigen Bäumen, Weichlaubhölzer dominieren mit Abstand. Auf drei intensiv vermessenen Versuchsflächen der Abteilung ergaben sich im Mittel über 13.000 Bäume je Hektar mit Höhen über 0,5 m, deren Durchmesser auf diesem Level zwischen 0,2 und 23 cm schwankte - und das bei einer Höhenspreite von bis 14 m. Die Bilder 1 und 2 vermitteln einen Eindruck der Bestände zum Zeitpunkt Mai 2013.
 

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Bild 1: Der Blick in eine Sukzessionsfläche

Eine ausdünnende Läuterung solcher Bestände war im Sommer 2013 größtenteils überfällig, für den Einsatz "klassischer" Freischneidegeräte (mit dem Kreissägeblatt als Trennwerkzeug) waren viele der Bäume bereits zu dick. Eine Lösung für eine alternative motormanuelle Bearbeitung sah das Forstliche Bildungszentrum für Waldarbeit und Forsttechnik, Arnsberg-Neheim, darin, als sägendes Aggregat den Freischneider des Typs FBX 535 der Fa. Husqvarna einzusetzen.



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Bild 2: Die ältesten und höchsten Bäume der Zeitstudie

Die inzwischen verbreitet "Spacer" genannte Maschine zeigt Bild 3. Neben der Antriebseinheit wird ein über den Kopf des Bedieners hinweg geführter Galgen in einem auf dem Rücken getragenen Gestell montiert. Das Drehmoment des Motors wird über eine zunächst biegsame, dann starre Antriebswelle auf eine Kettensägen-Garnitur übertragen. Die eigentliche Neuheit des Spacers liegt darin, dass der zu manipulierende (starre) Teil der Antriebswelle über ein elastisches Band am Ende des Galgens gehalten wird, und das führt zu einer deutlichen Entlastung von statischen Halteaktivitäten der Arm- und Schultermuskulatur.
 

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Bild 3: Husqvarna FBX-535 "Spacer", Werkfoto
 
Mit der Kettensägeneinheit des Spacers stellen die Trenndurchmesser der Bäume in Läuterungseingriffen (anders als beim klassischen Freischneider) nicht mehr den begrenzenden Faktor dar. Nachteilig ist, dass der verbleibende Stock relativ spitz und hoch (im Schnitt unseres Versuchs 21 cm) aus dem Boden ragt: Begang und Befahrung der per Spacer ausgedünnten Flächen bleiben für einige Jahre problematisch.
 
Eine Abschätzung der Flächenproduktivität (z. B. in Stunden je Hektar) ist mittels bislang bekannter Freischneidertarife schwierig. Das war Grund einer umfangreichen Zeitstudie, die das Arnsberger Bildungszentrum und das ifa im Juni/Juli 2013 für die "Spacer-Alternative" durchgeführten. Die Auswertungen mündeten in einem Modell, das mit einer statistischen Sicherheit von rund 70 % die Abschätzung des Zeitbedarfs je Hektar erlaubt.
 
Das Modell ist in einer (EXCEL-) Kalkulationstabelle integriert worden, die als separate Datei namens SPACER.xls aufgerufen werden kann. Sie ist analog der folgenden Tabelle in diesem Dokument aufgebaut. Die drei Einflussgrößen, die das Modell für die Produktivität ausweist, sind in den gelb hinterlegten Zellen zu sehen: ihre Beträge müssen für eine Sukzessionsfläche, die zur Ausdünnung ansteht, in den grünen Feldern vermerkt werden. Die sich laut Studie ergebende Planzeit erscheint daraufhin in der ersten rot hinterlegten Zeile. Diese Planzeit übertrifft die in der Studie erfasste Reine Arbeitszeit (RAZ) um den Faktor 1,3 (Leistungsgrad 130 %. Auf diese RAZ bezieht sich der im Modell berücksichtige Anteil der Allgemeinen Zeiten. Wer es für angebracht hält, kann diesen Anteil in der zugehörigen Tabellenzeile ändern, empfohlen wird das nicht.
 

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Bild 4: Kalkulationsbeispiel
 
Gleichfalls subjektiv anpassen kann man in den grau hinterlegten Zellen den Stundenverdienst des Arbeiters und den Anteil der Lohnnebenkosten. Die sich nunmehr ergebenden Personalkosten je Hektar für die operative Läuterung erscheinen in der zweiten rot hinterlegten Zeile.
 
Die leistungsrelevanten Größen "Durchmesser verbleibender Bestand" (in 50 cm Pflanzenhöhe) und "Zahl zu entnehmender Bäume" sollte man auf einer repräsentativen Probefläche von 100 m² Größe ermitteln; dem entspricht beispielsweise ein Kreis mit Radius 5,6 m. Es empfiehlt sich, in der Umgebung dieser Fläche auch den Arbeiter intensiv einzuweisen und die spätere Überprüfung der Arbeitsqualität vorzunehmen.
 
Die direkten Verfahrenskosten müssen zusätzlich den Betrieb des Spacers berücksichtigen. Je nach Treib-Schmierstoff-Gemisch (für den Zweitaktmotor) bewegen sich (2013) diese Maschinenkosten zwischen 8 und 11 Euro je Einsatzstunde während rund 60 % der bislang ausgewiesenen Planzeit.
 
Die ausführliche Beschreibung des Versuchsdesigns und Details zur Auswertung sind in der ifa-Mitteilung Heft 10 der Reihe A nachzulesen.