Consuming Beauty: Körper, Schönheit und Geschlecht in Tannah Karo / Sumatra

Laufzeit von 01.01.2000
Laufzeit bis 31.12.2007


Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit Schönheit als sozialer Praxis und kulturellem Konstrukt. Es beruht auf einer einjährigen Feldforschung in der Kleinstadt Berastagi / Nord-Sumatra. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie der geschlechtliche Körper in Auseinandersetzung mit lokalen, nationalen und transnationalen Diskursen erfahren, gestaltet und angeeignet wird.

In Berastagi zeugt die rasche Zunahme von Salons (kombinierten Friseur- und Kosmetiksalons) und Aerobicstudios von der steigenden Bedeutung des Körpers für geschlechtliche Subjektivitäten. Aerobicsalons, Friseurläden, Kosmetikerinnen, die Thematisierung von Schönheit in der Verbindung mit modernisasi (Modernisierung), Fitnesszeitschriften und Diätmahlzeiten weisen auf veränderte körperliche Selbstwahrnehmungen und Repräsentationen im lokalen Kontext hin. Der zentrale Aspekt dieser neuen Selbstwahrnehmungen und Repräsentationen ist Femininität. Die zentralen Akteurinnen in diesem Bereich sind sex-gender kongruente Frauen als auch waria, i.e. biologische Männer, die eine transgender-Identität für sich reklamieren und als Frauen leben.

Ziel der Arbeit ist es, diese Bedeutungszunahme des Körpers gesellschaftspolitisch zu kontextualisieren. Im Mittelpunkt stehen dabei die Strategien individueller Akteurinnen. Wie verknüpfen sie widersprüchliche Diskurse wie etwa traditionelle lokale Vorstellungen, nationalstaatliche Propaganda zur Rolle der modernen indonesischen Frau, transnationale feminisierte Weiblichkeitsideale etc. zur Förderung eigener Ziele?

Ich vertrete die These, dass die gestiegene Bedeutung von Femininität für Frauen und waria Ausdruck von spezifischen gesellschaftspolitischen Veränderungen ist, durch die soziale AkteurInnen in ein neues Verhältnis sich selbst sowie der Gesellschaft gegenüber gesetzt werden. Gleichzeitig eignen sie sich diese gesellschaftspolitischen Diskurse strategisch an, um ihre eigenen Ziele zu fördern. Es handelt sich folglich um einen Prozess, der sich im Spannungsverhältnis zwischen Zuweisung und Aneignung bewegt.

Zentrale These der Arbeit ist, dass die modernen Körperpraxen kompatibel mit der regierungsamtlich propagierten Rolle von Frauen als sexuell attraktiven, konsumorientierten Ehefrauen und Müttern sind. Gleichzeitig bedeuten sie eine zunehmende Einbindung in globale Konsumstrukturen. Der schöne Körper ist der konsumierende Körper, der regelmäßig bestimmten Praktiken unterzogen werden muss und spezifischer Produkte bedarf. In diesem Kontext entsteht das Ideal eines privaten, feminisierten und sexualisierten weiblichen Körpers, der exemplarischen von den waria inszeniert wird. Vor dem Hintergrund des lokalen Geschlechterdiskurses erleben Frauen dieses Ideal als realen Zugewinn an Autonomie und Individualität.

Zuordnung zu Einrichtungen:
Institut für Ethnologie (Zentral)

Personal:
Klenke, Karin, M.A. (Leiter)

Mittelgeber:
Förderer: DFG