Forschungsschwerpunkte
Als Volluniversität verfügt die Universität Göttingen über das Potenzial, Forschungsinteressen über mehrere Disziplingrenzen hinweg zu bündeln und so neue Brücken in Forschung und Lehre zu schlagen. Die im Folgenden genannten Schwerpunkte unterscheiden sich hinsichtlich der Zahl der beteiligten Forschenden, dem Grad der Etablierung sowie ihrer Sichtbarkeit im nationalen und internationalen Umfeld. Alle haben das Potenzial, sich in den kommenden Jahren profilbildend für die Universität zu entwickeln.
Funktionelle Prinzipien lebender Materie
Dieser Schwerpunkt umfasst sowohl molekulare Fragestellungen als auch mesoskalige Prozesse biologischer Systeme fernab vom thermodynamischen Gleichgewicht. Der Fokus liegt auf der Entwicklung neuartiger experimenteller und theoretischer Methoden und Modelle sowie auf der Beobachtung und Interpretation von komplexen dynamischen Vorgängen in lebenden Systemen und Modellsystemen.
Zelluläre Prozesse und molekulare Maschinen
In diesem Bereich sind über 30 Arbeits- und sieben Nachwuchsgruppen vernetzt, die in großen Verbundprojekten gefördert werden und verschiedenen Fakultäten angehören. Die Themen der Forschungsverbünde gehen von der Epigenetik und Chromatindynamik über den intrazellulären Transport und zelluläre Maschinen bis hin zur Interaktion und Kommunikation zwischen Zellen. Aktuelle und zukunftsweisende Forschungsprojekte umfassen Komponenten der Strukturbiologie genauso wie der Synthetischen Biologie.
Energiekonversion
Der Schwerpunkt Energiekonversion umfasst Grundlagenforschung im Bereich atomarer Energieumwandlungs- und Speicherprozesse in komplexen Materialien und Systemen. Mehrere naturwissenschaftliche Fakultäten und Max-Planck-Institute kooperieren im Rahmen des Sonderforschungsbereichs "Kontrolle von Energiewandlung auf atomaren Skalen", im Rahmen des im Aufbau befindlichen und auf interdisziplinäre Zusammenarbeit ausgerichteten "International Center for Advanced Studies of Energy Conversions" sowie in weiteren Initiativen in den Bereichen Katalyse, Photovoltaik und Batteriematerialien bis hin zur Bioenergie.
Neurowissenschaften
Der Schwerpunkt Neurowissenschaften reicht von der Grundlagenforschung auf molekularer Ebene - unter anderem im Exzellenzcluster "Nanometerbereich und Molekularphysiologie des Gehirns" (CNMPB) bis zur Übertragung der Erkenntnisse in die klinische Forschung, Diagnostik und Therapie. Die Forschungszusammenarbeit in diesem Schwerpunkt erstreckt sich institutionell über mehrere Fakultäten einschließlich der Universitätsmedizin Göttingen und weite Teile des Göttingen Campus.
Herz-Kreislauf-Forschung
Die Herz-Kreislauf-Forschung mit den Schwerpunktthemen Herzinsuffizienz und Regeneration ist primär in der Universitätsmedizin Göttingen angesiedelt und zeichnet sich durch den Sonderforschungsbereich "Modulatorische Einheiten bei Herzinsuffizienz", ein internationales Graduiertenkolleg sowie die Beteiligung als eines von sieben nationalen Standorten im Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung aus. Im Verbund mit exzellenten universitären und außeruniversitären Partnern in Göttingen werden pathophysiologisch relevante Mikro- und Nanokompartimenten innerhalb und außerhalb der Herzmuskelzelle als Therapieziele bei Herzmuskelschwäche definiert und innovative Verfahren zur Herzmuskelregeneration entwickelt. Über das Herzzentrum Göttingen erfolgt schließlich die Übertragung vielversprechender Konzepte aus der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung.
Nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen
Mit biologischen und gesellschaftswissenschaftlichen Methoden wird in großen transdisziplinären Verbünden an der Lösung komplexer Probleme bei der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen gearbeitet. Beteiligt sind Forschende aus den Natur- und Lebenswissenschaften, aber auch aus den Gesellschafts- und Geisteswissenschaften. Dieser Schwerpunkt umfasst Verbundprojekte unter dem Dach des "Zentrums für Biodiversität und nachhaltige Landnutzung" (CBL), die sich sowohl mit dem Einfluss des Menschen auf die abiotische und biotische Umwelt und den zugrundeliegenden Prozessen befassen, als auch mit der Nutzung begrenzter Ressourcen und den damit verbundenen Rückwirkungen auf die Umwelt. Wichtige Themenfelder sind die Biodiversität in genutzten Räumen (Forst, Agrar) und nachhaltige Ernährungssicherung als Voraussetzung der Armutsbekämpfung.
Religionsforschung
Die Universität Göttingen verfügt über Forschungskompetenz zu einer Vielzahl von Religionen der Welt. Der Schwerpunkt Religionsforschung befasst sich interdisziplinär, systematisch und vergleichend mit religiösen Phänomenen, Prozessen und Transformationen in modernen und historischen Gesellschaften. Daran wirken die einschlägigen Fakultäten, aber auch das Courant Forschungszentrum "Bildung und Religion (EDRIS)", das Lichtenberg-Kolleg und das Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften mit.
Digitale Transformation
Dieser Schwerpunkt untersucht, wie Digitalisierung alle Bereiche der Gesellschaft wie Kultur, Bildung, Recht, Wirtschaft oder Technik sowie die Wissenschaft selbst beeinflusst und verändert. In der Wissenschaft spielen die Entwicklung und Anwendung computer- und datengestützter Methoden und Konzepte für geistes- und gesellschaftswissenschaftliche Fächer eine wesentliche Rolle. Das Göttingen Centre for Digital Humanities (GCDH) wird konzeptionell erweitert und bündelt die vielfältigen Aktivitäten.
Sprache und Kognition
Dieser Schwerpunkt zielt auf die Erforschung der kognitiven Sprachfähigkeit des Menschen und der prozessualen Verarbeitung von Sprache und Text. Ausgehend von der engen Verzahnung der linguistischen Professuren in der Philosophischen Fakultät und dem Courant Forschungszentrum "Textstrukturen" entwickelt die Thematik eine hohe Integrationskraft für die theoretisch-analytisch und empirisch-experimentell ausgerichtete Forschung zu Sprache und ihrem Gebrauch. Daraus ergeben sich Kooperationen unter anderem mit der Informatik, der Primatenforschung, der Psychologie, der Philosophie und der Verhaltensforschung.
Leibniz-WissenschaftsCampus | Primate Cognition
Der Leibniz-WissenschaftsCampus wurde im Jahr 2015 mit dem Ziel gegründet, ein umfassendes Verständnis der Mechanismen von Informationsverarbeitung und Entscheidungsfindung bei menschlichen und nicht-menschlichen Primaten voranzutreiben. Der WissenschaftsCampus bietet hierfür eine gemeinsame Forschungsplattform für Neurowissenschaftler, Psychologen sowie Kognitions- und Verhaltensbiologen. Um sich von verschiedenen Blickwinkeln und mit unterschiedlichen Methoden der Frage zu widmen, wie sich Menschen und nicht-menschliche Primaten in ihrer komplexen Umwelt organisieren, unterstützt der WissenschaftsCampus integrative und vergleichende Forschungsansätze.