Geschichte der SAG

Die SAG hat ihren Ursprung in den frühen 1920er Jahren, als der Gründer der Kultursammlung, E.G. Pringsheim (1881-1970), einer der Pioniere in der Kultivierung von Mikroalgen, zusammen mit seinen Mitarbeitern Victor Czurda (1897-1945) und Felix Mainx (1900-1983) einen ersten Bestand von Kulturen an der Deutschen Universität in Prag isolierte. Die erste Liste von Stämmen einer Kultursammlung von Algen wurde von Pringsheim 1928 veröffentlicht. Nach Pringsheims Emigration nach England im Jahr 1939 bildete seine Sammlung reiner Kulturen die Grundlage für die Gründung des "Culture Centre of Algae and Protozoa" an der University of Cambridge, England (heute CCAP in Oban, UK). Als R.C. Starr (1924-1998) im akademischen Jahr 1950-51 in Zusammenarbeit mit E.G. Pringsheim an der Universität Cambridge verbrachte, brachte er Kulturen vieler Pringsheim-Stämme an seine Heimatinstitution, die Indiana University, und ließ sich andere kurz danach aus Cambridge zusenden. Dies bildete den Kern einer Kultursammlung, die sich heute in Austin, Texas (UTEX) befindet. Ein Artikel über "Pringsheims lebendiges Erbe: CCALA, CCAP, SAG und UTEX Kultursammlungen von Algen" wurde 2004 von Day et al. veröffentlicht (DOI:10.1127/0029-5035/2004/0079-0027).

Die SAG wurde gegründet, nachdem E.G. Pringsheim 1953 nach seiner Zeit als "Refugees-Scientist" in England von dort nach Göttingen begab. Er kam auf Einladung von R. Harder (1888-1973), der die Einrichtung einer Forschungsposition und einer Einrichtung zur Unterbringung von Pringsheims Algensammlung arrangierte. Pringsheim wurde 1953 im Alter von 72 Jahren zum Ehrenprofessor für Botanik ernannt. Mit bewundernswerter Energie und der Hilfe seiner Frau Olga Pringsheim (geb. Zimmermann, 1902-1992) erweiterte er seinen Bestand hauptsächlich um Flagellaten und veröffentlichte seine wichtigen Beobachtungen in mehreren Arbeiten. Diese Aktivitäten in Göttingen dauerten 17 Jahre bis zu seinem Tod im Jahr 1970 im Alter von 89 Jahren an. Heute (Stand 2024) sind noch 292 Stämme, die von beiden Pringsheims isoliert wurden, in der SAG verfügbar.

Die Veröffentlichung der ersten Liste von Algenkulturen, die 1928 von Ernst Georg Pringsheim zur Verteilung verfügbar gemacht wurde, markiert den Beginn der Bereitstellung von Algenkulturen und legt den Grundstein für die systematischen Bemühungen zur Konservierung und Verteilung, die heute vom SAG exemplarisch fortgeführt werden.

Pringsheims Liste der Algenkulturen von 1928
Auszug aus Pringsheim E.G. (1928) Algenreinkulturen. Eine Liste der Stämme, welche auf Wunsch abgegeben werden. Arch. Protistenkunde 68: 255-258.


Die folgende Liste enthält die gedruckten Kataloge der Sammlung von Algenkulturen Göttingen über die Jahre:

Ab 2001 ist der Sammlungskatalog der SAG online verfügbar und wird täglich aktualisiert.

  • Friedl T., Schlösser U.G. (2001) Die Sammlung von Algenkulturen am Albrecht-von-Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Göttingen. In: "Ganz für das Studium angelegt": Die Museen, Sammlungen und Gärten der Universität Göttingen, herausgegeben von Hoffmann, Dietrich; Maack-Rheinländer, Kathrin. Göttingen: Wallstein Verlag, S. 243–248. ISBN 3892444528.


Veröffentlichungen über das Leben von E.G. Pringsheim, einschließlich eines Berichts über die Geschichte der SAG:

  • Pringsheim E.G. (1970) Ernst Georg Pringsheim (geb. 26. 10. 1881): Eine autobiographische Skizze. JSTOR-LINK

  • Mollenhauer D. (2003) The protistologist Ernst Georg Pringsheim and his four lives. doi:10.1078/143446103764928549

  • Mollenhauer D. (2004) Historical aspects of culturing microalgae in Central Europe and the impact of Ernst Georg Pringsheim, a pioneer in algae culture collection. doi:10.1127/0029-5035/2004/0079-0001

  • Day J.G., Lukavský J., Friedl T., Brand J.J., Campbell C.N., Lorenz M., Elster J. (2004) Pringsheim's living legacy: CCALA, CCAP, SAG and UTEX culture collections of algae. Nova Hedwigia, 79(1-2), 27-37. doi:10.1127/0029-5035/2004/0079-0027

  • Kollmer C.A. (2022) International Culture Collections and the Value of Microbial Life: Johanna Westerdijk’s Fungi and Ernst Georg Pringsheim’s Algae. doi:10.1007/s10739-022-09669-6

Ab 1954 bereitete und gründete W. Koch (1914-2006) für Pringsheim das vor, was später die SAG werden sollte. Mit Kochs Anstellung entwickelte sich Pringsheims Algensammlung in Göttingen zu einer Dienstsammlung. Viele neue Stämme wurden hinzugefügt, und der erste Katalog der SAG erschien 1964 mit 912 Stämmen von 628 Arten (W. Koch 1964).. Koch sammelte im Freien und während Ausflügen ans Meer (Helgoland, Roscoff) - 75 seiner Stämme sind immer noch bei der SAG erhältlich. Kochs Forschung konzentrierte sich auf Photobionten von Flechten, und er interessierte sich auch sehr für Rotalgen.

Von 1979 bis 1999 war U.G. Schlösser (1934-2021) Kurator. Er erweiterte den Bestand lebender Kulturen weiter, indem er auch seine eigenen Isolate zur Verfügung stellte (etwa 120). Die zunehmende Anzahl von Stämmen in dieser Zeit ist in den SAG-Katalogen dokumentiert, die zwischen 1982 und 2000 erschienen sind. Schlössers besonderes wissenschaftliches Interesse galt grünen Flagellaten, insbesondere den Chlamydomonaden. Er arbeitete eng mit dem berühmten tschechischen Phykologen Hanus Ettl (1931-1997) zusammen und interessierte sich besonders für die Rolle der Zellwand-Autolysine.

Nach der Pensionierung von U.G. Schlösser wurde 1999 Thomas Friedl zum wissenschaftlichen Direktor der SAG ernannt, während Maike Lorenz die Rolle der Kuratorin übernahm.