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Trauer um Altpräsident Prof. em. Dr. Dr. h. c. mult. Hans-Ludwig Schreiber

Der Göttinger Rechtswissenschaftler und Altpräsident Prof. em. Dr. Dr. h. c. mult. Hans-Ludwig Schreiber ist am vergangenen Wochenende im Alter von 88 Jahren verstorben. Der gebürtige Mönchengladbacher folgte 1972 einem Ruf auf eine Professur für Strafrecht und Allgemeine Rechtstheorie an die Juristische Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen. Zu Arbeitsschwerpunkten zählten Rechtsphilosophie, Forensische Psychiatrie, Fragen der Schuldfähigkeit im Strafrecht sowie Medizin- und Biorecht, vor allem im Hinblick auf Rechtsfragen am Lebensanfang und -ende. Damit gewann die Universität nicht nur einen der bedeutendsten Strafrechtler seiner Zeit, sondern Schreiber stellte sich im Jahr 1981 für das Amt eines Prorektors in den Dienst seiner Universität.

Nicht nur, aber auch wegen seiner Veranlagung, die strafrechtliche Theorie in raffinierter Weise mit der juristischen Praxis zu verknüpfen, führte ihn sein weiterer Weg von 1987 bis 1990 als Staatssekretär in das damalige Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Schreiber wurde ausgewählt, weil er „Ansehen bei den Hochschulen mitbringt, zugleich aber das Talent [hat], den Hochschulen so weh zu tun, wie die Finanzlage das erfordert“ – so war es der damaligen Presse zu entnehmen. Durch die Besonderheit der Kenntnis sowohl ministerialer als auch universitärer Abläufe gelang es ihm, die fast schon traditionelle „Konfrontation“ zwischen beiden Institutionen mit großem Geschick und bewundernswertem Fingerspitzengefühl zu meistern.

Im Jahr 1992 wurde Schreiber der erst zweite Präsident der Georgia Augusta. Dieses Amt hatte er nach Wiederwahl bis zur Altersgrenze 1998 inne. Sein Motto, dass die Hauptaufgabe eines Universitätspräsidenten darin bestehe, positive Entwicklungen zumindest nicht zu behindern, zeigt einerseits seinen Humor, wird aber seiner Leistung in keiner Weise gerecht. Er führte die Universität mit großem Geschick sehr erfolgreich und mit viel Einfühlungsvermögen durch Zeiten, die strikte Sparsamkeit wegen immer knapper werdender Ressourcen erforderten. Bis zum Ende seiner Amtszeit 1998 legte er damit den Grundstein für die spätere sehr erfolgreiche Entwicklung seiner Alma Mater.

Weiterhin gehörte Schreiber zehn Jahre lang dem Kuratorium der VolkswagenStiftung in Vorsitzfunktion an und von 1994 bis 2006 war er Vorsitzender der Ständigen Kommission Organtransplantation der Bundesärztekammer. Von 1993 bis 2008 war Schreiber Vorsitzender der Göttinger Händel-Gesellschaft e.V.

Die Georg-August-Universität Göttingen trauert um den Wissenschaftler, Hochschulmanager und Menschen Hans-Ludwig Schreiber und wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.