In publica commoda

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das von Prof. Dr. Anja Jetschke, Institut für Politikwissenschaft, beantragte Projekt.

Warum haben viele afrikanische Regionalorganisationen bei der Schaffung eines regionalen Gerichtshofs den Gerichtshof der EU kopiert? Warum verkünden Staaten der Assoziation Südostasiatischer Nationen (ASEAN), dem Integrationsbeispiel der EU zu folgen? Warum gibt es Klone der OSZE in Asien und Kopien der ASEAN in Südasien? Diesen Fragen geht das Forschungsprojekt "Sind Regionalorganisationen ansteckend? - Diffusion und das institutionelle Design von Regionalorganisationen" nach.

Das Forschungsprojekt erfasst dazu systematisch die Charakteristika und Inhalte der Gründungs- und Änderungsverträge von 73 Regionalorganisationen und bestimmt anhand von quantitativen Verfahren, welche Institutionen und Politikprogramme unter Regionalorganisationen diffundieren und durch welche Mechanismen eine Verbreitung beeinflusst wird: Lernen Regionalorganisationen bzw. deren Mitglieder von der Erfahrung anderer Regionalorganisationen, kopieren sie lediglich, um dadurch ihre Legitimität zu steigern, sind es Anreize durch andere Organisationen oder der wirtschaftliche Wettbewerb, der einen Zwang zur Gleichförmigkeit schafft?

Die unmittelbare Relevanz des Vorhabens liegt darin, dass Diffusion ein zentrales Puzzle der komparativen Regionalismusforschung erklären könnte: Die Entstehung von Regionalorganisationen mit Zielsetzungen, die angesichts der Integrationsvoraussetzungen ambitioniert erscheinen ('EU-Klone in Afrika') und mit Implementationsproblemen zu kämpfen haben. Es trägt dazu bei, die These des Modellcharakters bestimmter Regionalorganisationen zu überprüfen. Das Projekt leistet darüber hinaus einen theoretischen Beitrag zur besseren Erklärung des Designs internationaler Institutionen, indem es einen bisher vernachlässigten Faktor betrachtet, die Interdependenz zwischen Regionalorganisationen.