Zwischen Serie und Werk. Die ARD-Reihe Tatort im fernseh- und gesellschaftsgeschichtlichen Kontext

Die titelgebende fernseh- und gesellschaftsgeschichtliche Kontextualisierung der Reihe ist leitende Fragestellung der interdisziplinär ausgerichteten Tagung und ihrer Beiträge. Wir gehen dabei zum einen davon aus, dass sich die Spezifik des ambitionierten Fernsehformats Tatort im fernsehgeschichtlichen Raum (auch in internationaler Perspektive) nur dann angemessen beurteilen lässt, wenn man es auf die Eigenlogik des öffentlich-rechtlichen Fernsehens im historischen Prozess bezieht. Zum anderen ist auffällig, dass die Programmatiken sowohl einzelner Folgen als auch einzelner Sender bestimmte Qualitäts-, ja Kunstansprüche erheben, die auf die ästhetischen Möglichkeiten des formal ambitionierten Kinofilms in all seinen Facetten rekurrieren. Derartige Ansprüche werden auch im Blick auf das Konzept der Reihe als Werk überprüft: Der Werkbegriff integriert die ‚ästhetischen’ Aspekte (visuality, filmische Mittel, Artistik usw.), so dass es aufschlussreich ist, den Tatort etwa mit den jüngeren Diskussionen über Quality TV aus dem Bereich US-amerikanischer Serien zu konfrontieren. Im Mittelpunkt des Tagungsinteresses steht damit die Organisationslogik der Reihe, die in unterschiedlichen disziplinären Perspektiven beleuchtet wird; auf diese Weise werden film- und fernsehwissenschaftliche Ansätze mit literatur-, medienkultur- und sozialwissenschaftlichen Ansätzen in produktiven Austausch gebracht. Auch die produktionsästhetische und rezeptionsgeschichtliche Seite des Tatort wird berücksichtigt.