Zur Pragmatik der Moral: "Gut und Böse", Geschichte und Christentum in der moralischen Praxis der Qaqet-Baining, East New Britain Province, Papua-Neuguinea

Laufzeit von : 01.10.2001

Die Forschung hat sich zum Ziel gesetzt, Moral auf der Ebene der Pragmatik aus kulturanthropologischer Perspektive zu betrachten. Ausgangspunkt bilden dabei die Kategorien "Gut und Böse". Als wichtige prägende Faktoren abendländischer Ethik bestimmen sie bis heute unseren Diskurs über Moral und sind inzwischen durch Missionierung und Kolonialisierung Teil der kulturellen Praxis in Gesellschaften wie denen der Qaqet-Baining, die erst vor relativ kurzer Zeit in den Einflussbereich abendländischer Traditionen gekommen sind. Daraus ergeben sich wichtige epistemologische, gegenstandstheoretische und ethnographische Fragestellungen hinsichtlich dessen, was aus kulturanthropologischer Perspektive als Moral zu verstehen ist, und wie sich moralische Ordnungen im Kontext des Auseinanderreffens historisch entwickeln. Im Rahmen des Projekts werden diese Fragestellungen zum einen auf der Ebene eines konkreten Einzelfalles sowohl ethnohistorisch als auch ethnographisch untersucht, dem Beispiel der Baining auf der Gazellehalbinsel, Neubritannien, Papua Neuguinea. Christianisierung, Kolonialisierung und gegenwärtige Einbindung in regionale, nationale und globale Strukturen werden hierbei aufzuarbeiten sein (eine erste vierwöchige Forschungsreise nach Papua-Neuguinea erfolgte im April 2003 mit Förderung der Fritz Thyssen Stiftung, eine insgesamt 16monatige Feldforschung wurde von der Gerda Henkel Stiftung gefördert (Projekt: "Zur Mächtigkeit des Bösen: Konstruktionen des Bösen und seine Wirkungen aus ethnohistorischer Sicht am Beispiel Papua-Neuguinea" (01.04.2004 - 31.03.2006)). Zum anderen soll diese Fallstudie eingebettet werden in eine gegenstandstheoretische und kulturvergleichende Untersuchung zu den Kategorien "Gut und Böse". Dies erweist sich vor allem deshalb als notwendig, da die wissenschaftlichen Diskurse über diese Kategorien weithin orientiert sind an Konzeptionalisierungen in europäischen Traditionen sowie an Traditionen großer asiatischer Religionen und Kulturen islamischer, hinduistischer, buddhistischer und anderer Prägung. Weder sind die damit verbundenen epistemologischen Konsequenzen für eine Betrachtung des Moralischen ausgelotet worden, noch ist der Beitrag zum Verständnis dieser Kategorien von Kulturen, die erst vor relativ kurzer Zeit in den Einflussbereich dieser Traditionen gekommen sind, systematisch bestimmt worden. Diesen Aufgaben stellt sich dieses Forschungsprojekt.

Personal:
Dickhardt, Michael, Dr. (Leiter)

    Mittelgeber
    Förderer:
  • Fritz Thyssen Stiftung (vierwöchige Forschungsreise im April 2003 nach Papua-Neuguinea)
  • Gerda Henkel Stiftung (Projekt: "Zur Mächtigkeit des Bösen: Konstruktionen des Bösen und seine Wirkungen aus ethnohistorischer Sicht am Beispiel Papua-Neuguinea (01.04.2004-31.03.2006)