Klimaschutz: Internationale Energieagentur sieht China in Vorreiterrolle

China geht gestärkt in den für Dezember im dänischen Kopenhagen angesetzten Verhandlungspoker um einen Nachfolger für das Kyoto-Protokoll: Die Internationale Energieagentur IEA hat der Volksrepublik bescheinigt, mit ihrer Energiepolitik auf gutem Weg zu sein. China könnte bis 2020 sogar zum „Spitzenreiter im globalen Kampf gegen die Erderwärmung“ werden, schreibt die in Paris ansässige Agentur. Mit den von der chinesischen Regierung eingeleiteten Klimaschutzprogrammen sinke der CO2-Ausstoß des Landes bis 2020 voraussichtlich um eine Milliarde Tonnen. Das sei mehr als in jedem anderen Land, so die IEA in ihrem Anfang Oktober in Auszügen veröffentlichten World Energy Outlook 2009 (WEO). Mit dem Klima-Engagement der Europäischen Union ist die Agentur dagegen nicht zufrieden.

Die Europäische Union will ihre Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 senken. Nach Angaben von IEA-Chefökonom Fatih Birol verzeichnete die EU im Jahr 2005 allerdings erst ein Minus von drei Prozent. Die angestrebten Emissionsminderungen würden nach IEA-Berechnungen zudem nur zu zwölf Prozent durch Klimaschutzvorhaben innerhalb der Grenzen der EU erreicht, so Birol. Die verblieben acht Prozent wolle sich die Union über Klimaschutzprojekte in anderen Teilen der Welt anrechnen lassen. „Die IEA hält aber 23 Prozent allein im Binnenmarkt für nötig, das ist fast das Doppelte“, sagte der türkische Wirtschaftswissenschaftler anlässlich der Vorstellung des WEO gegenüber der Süddeutschen Zeitung.

China sperrt sich bislang gegen konkrete CO2-Reduktionspflichten, setzt jedoch seit einigen Jahren verstärkt auf eine klimafreundlichere Energiepolitik. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua Anfang Oktober mitteilte, fiel die Energieintensität dadurch in China 2008 erneut erheblich. Während das Land 1980 noch rund 3,4 Tonnen Kohle benötigte, um das Bruttosozialprodukt um 10.000 Yuan (rund 1.000 Euro) zu erhöhen, sei dieser Wert vergangenes Jahr auf etwas über eine Tonne gesunken. Gegenüber 2007 sei die Energieintensität um 4,6 Prozent gefallen. Auch die Energiebereitstellung sei seit dem Vorjahr um 0,8 Prozent effizienter geworden. Xinhua beruft sich auf Angaben des Nationalen Statistikbüros der Volksrepublik.

Dem IEA-Weltenergiebericht zufolge könnte der globale Ausstoß von Kohlendioxid dieses Jahr aufgrund des internationalen Wirtschaftseinbruchs um drei Prozent sinken. Das sei der stärkste CO2-Rückgang der vergangenen 40 Jahre, schreibt die Agentur. Er eröffne eine Chance, die Erderwärmung bis Mitte des Jahrhunderts unter zwei Grad Celsius zu halten. Allerdings seien weltweit weiterhin hohe Investitionen in eine klimafreundlichere Energieversorgung nötig. Die IEA rechnet global mit Ausgaben in Höhe von zehn Billionen US-Dollar für den Zeitraum 2010 bis 2030. Die Kosten für die armen Länder veranschlagt IEA-Chef Nobuo Tanaka auf 200 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020. Sie bräuchten daher „substanzielle Unterstützung“ von den reichen Ländern, so Tanaka. China hat mehrfach gedroht, einen Nachfolgevertrag zum Kyoto-Abkommen platzen zu lassen, wenn die Industrieländer keine verlässlichen Finanzzusagen vorlegen.

Die Europäische Kommission gab Anfang Oktober bekannt, die europäische Forschung zu klimafreundlicheren Technologien besser ausstatten zu wollen. Nach Einschätzung der Kommission müssen die 27 EU-Mitgliedsstaaten bis zum Jahr 2020 zusätzliche 50 Milliarden Euro dafür aufbringen. Zurzeit investiert die EU nach Kommissionsangaben jährlich etwa drei Milliarden Euro in die Erforschung CO2-armer Technologien. Dieser Betrag müsse auf acht Milliarden Euro nahezu verdreifacht werden. Die Aufstockung sei „dringend geboten“, so EU-Forschungskommissar Janez Potočnik. Das Geld soll nach dem Willen Brüssels aus den nationalen Haushalten, aus Einnahmen aus dem EU-Emissionshandelssystem und von der Wirtschaft bereitgestellt werden.

(Quelle, Rat für Nachhaltige Entwicklung: nachhaltigkeitsrat-news)