München will bis zum Jahr 2025 Vollversorgung mit Ökostrom
Die bayerische Landeshauptstadt München soll ab dem Jahr 2025 ihren Strom komplett aus selbst erzeugten, erneuerbaren Energien gewinnen. Einen entsprechenden Antrag hat die regierende Rathauskoalition aus SPD und Grünen/Rosa Liste Ende September erfolgreich durch das Stadtparlament gebracht. Die rund 800.000 Münchener Privathaushalte sollen bereits 2015 zu hundert Prozent mit Strom aus erneuerbaren Quellen versorgt werden. Zehn Jahre später sollen auch sämtliche Unternehmen „grünen“ Strom beziehen. Um diese Vorgaben zu erreichen, muss das Ökostrom-Portfolio der Stadtwerke München (SWM) allerdings noch kräftig wachsen: 2008 lag es bei insgesamt 350 Millionen Kilowattstunden. Zur Vollversorgung mit erneuerbaren Energien müssen bis 2025 rund 400 Millionen Kilowattstunden dazukommen – jährlich.
Die Vollversorgung mit erneuerbaren Energien bis 2025 sei „ehrgeizig, aber erreichbar“, heißt es aus den Stadtwerken München. Auch Dieter Reiter, Referent für Arbeit und Wirtschaft bei der Stadt München, hält die nötige Zuwachsrate für „grundsätzlich möglich“ – wenn die SWM ihre Ausbaustrategie beibehalte. Der Kommunalversorger SWM hat sich in den vergangenen Jahren unter anderem an einem großen Offshore-Windpark in der Nordsee und an einem solarthermischen Kraftwerk in Spanien beteiligt. Beide Anlagen sollen zwischen 2011 und 2013 ans Netz gehen. Die Münchener betreiben zudem regionale Wasserkraftwerke, Erdwärme- und Solar-Anlagen.
Sobald alle geplanten und beschlossenen Ausbauvorhaben am Netz seien, könnten die SWM „statt bisher rund 140.000 rund 380.000 Münchner Haushalte jährlich“ mit klimafreundlichem Strom versorgen, sagt der Vorsitzende der SWM-Geschäftsführung, Kurt Mühlhäuser. Die nötigen Investitionen, um die erneuerbare Energieerzeugung zusätzlich um 400 Millionen Kilowattstunden im Jahr aufzustocken, veranschlagen die Stadtwerke auf rund 500 Millionen Euro jährlich. Bis 2025 betrage der Finanzierungsbedarf etwa neun Milliarden Euro. Nach Unternehmensangaben sollen die Gelder je zur Hälfte aus Bankkrediten und Eigenkapital fließen. Stadthaushalt und Bürger sollen nicht belastet werden.
Unter dem Motto „München solar durchDacht“ will die rot-grüne Rathauskoalition künftig auch die Energiegewinnung aus Fotovoltaik fördern. Ihr Anteil an der kommunalen Stromversorgung soll „in den nächsten Jahren“ auf zehn Prozent steigen, heißt es in einem Ende September in den Stadtrat eingebrachten Antrag von SPD und Grünen/Rosa Liste. Die Landeshauptstadt soll dazu eine „Solarinitiative München (SIM)“ gründen, die bis 2015 Jahre „alle wirtschaftlich darstellbaren Gebäudeflächen“ mit Fotovoltaik-Anlagen ausrüstet. Die SIM soll selbst geeignete Dachflächen akquirieren und zudem Hauseigentümer für den Bau von Sonnenkraftwerken gewinnen.
Für ihr Engagement beim Ausbau erneuerbarer Energien zeichnete die von Bundesministerien und Energieunternehmen getragene Agentur für Erneuerbare Energien München jüngst als Energie-Kommune des Monats Oktober aus. München zeige, dass „auch Großstädte einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz leisten“ könnten, lobt Jörg Mayer, Geschäftsführer der Agentur. Laut einer im Frühjahr vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie vorgelegten Studie kann die bayerische Landeshauptstadt theoretisch bereits in 30 Jahren einzelne, fast CO2-freie Stadtteile verwirklicht haben. Die größten Hebel zur Minderung der Emissionen liegen demnach in einer besseren Wärmedämmung von Gebäuden und in der regenerativen und CO2-armen Energieerzeugung.
(Quelle, Rat für Nachhaltige Entwicklung: nachhaltigkeitsrat-news)