28/12/2011: Verbesserte Arbeitsmarktchancen für Ältere?
Nach Angaben der Berliner Morgenpost habe das Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, Heinrich Alt, die Chancen Älterer auf dem Arbeitsmarkt als zunehmend besser eingeschätzt. Der Anteil der erwerbstätigen 60- bis 64-Jährigen steige, die Quote der 55- bis 64-Jährigen in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung liege bei über 45 Prozent. Diese Entwicklung sei auch auf den wachsenden Anteil erwerbstätiger Frauen zurückzuführen.
Die Morgenpost verwies aber auch darauf, dass der Anteil der über 50-jährigen Arbeitslosen überdurchschnittlich hoch sei. Von den 2,7 Millionen Arbeitslosen in Deutschland seien BA-Daten zufolge im November 866.000 Menschen oder 32 Prozent zwischen 50 und 64 Jahre alt gewesen. Dabei mache diese Altersgruppe nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes für 2010 aber nur 20 Prozent der Bevölkerung und 27 Prozent der Erwerbstätigen aus.
Darüber hinaus habe Alt eingeräumt, dass Über 50-Jährige im Vergleich zu Jüngeren eine geringere Chance hätten, aus Arbeitslosigkeit wieder beschäftigt zu werden. Die Chance aber sei da, weshalb es wichtig sei, „noch an sich zu glauben“.
Hinweise auf eine steigende Erwerbsbeteiligung Älterer gibt es schon seit Längerem (siehe 08.09.2010 und 21.09.2010), doch herrscht Uneinigkeit darüber, wie die Entwicklung zu bewerten ist (siehe 17.11.2010). Zudem sind die Erwerbschancen Älterer offensichtlich ungleich verteilt: Anfang dieses Monats hatten SozialwissenschaftlerInnen der Universitäten Göttingen und Bamberg darauf verwiesen, dass es nur den Höherqualifizierten gelinge, länger zu arbeiten, während gering qualifizierte ältere Menschen oft nicht einmal bis zum 60. Lebensjahr in Arbeit verblieben (siehe 07.12.2011).
Trotz bzw. parallel zur zunehmenden Erwerbstätigkeit steigt auch die Zahl der älteren Beschäftigten, die vorzeitig in den Ruhestand gehen. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, sei dies im Jahr 2010 bereits bei fast jedem zweiten Beschäftigten der Fall gewesen. So hätten 2010 von den knapp 674.000 Versicherten, die erstmals eine Altersrente bezogen, 47,5 Prozent oder fast 320.000 Abschläge in Kauf nehmen müssen, weil sie nicht bis zum 65. Lebensjahr, der Regelaltersgrenze, gearbeitet hätten. Fünf Jahre vorher seien es noch 41,2 Prozent, 2000 nur 14,5 Prozent gewesen.
Quellen: Berliner Morgenpost vom 27.12.2011
sueddeutsche.de vom 28.12.2011