Stadtwirtschaftliche Effekte des Göttinger Gewerbegebiets Siekhöhe.
Unternehmen/Einrichtung: Klaus Hoffmann, Geschäftsführer der GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung Göttingen mbH zusammen mit dem Lehrstuhl von Herrn Prof. Bizer (Wirtschaftspolitik und Mittelstandsforschung) mit den Studierenden Kathrin Enenkel und Miriam Röhrkasten.
Nachhaltige Stadtentwicklung am Beispiel des Gewerbegebiets Siekhöhe der Stadt Göttingen
Im Fokus der BA-Arbeiten von Kathrin Enenkel und Miriam Röhrkasten steht das Gewerbegebiet Göttingen-Siekhöhe, ein Projekt dessen Planung 1989 begann und 2012 mit einer Belegung der Gewerbefläche von 86 Prozent fast abgeschlossen ist.
Nach „traditioneller Weisheit“ kommunalpolitischer Praktiken ist der Bau von Gewerbe- und Wohngebieten rentabel, da sie zu einer Stabilisierung der Beschäftigten und der Einwohner sowie zu einer Steigerung und Sicherung zusätzlicher Einnahmen aus Steuern führen.
Doch bei dem Bau eines Gewerbegebietes werden nicht nur Einnahmen generiert: Das Gebiet muss erschlossen und unterhalten, gewerbesteuerzahlende Unternehmen angeworben werden; die Kosten dafür sind beträchtlich. Zudem münden Baulandausweisungen auch oft in einen erhöhten Flächenverbrauch, der ökologische, soziale und ökonomische Folgen mit sich bringt.
In Anbetracht der hohen Kosten, die für Städte entstehen und in Hinblick auf die Gestaltung ähnlicher Projekte in der Zukunft, forderte die Ratsfraktion der Grünen in einem Ratsbeschluss, dass das Gewerbegebiet Göttingen-Siekhöhe auf seine Rentabilität hin untersucht wird.In deren Antrag wurde im Wesentlichen eine Gegenüberstellung von Kosten, die beim Grundstückserwerb und dessen Bebauung entstanden sind, und Einnahmen, die sich durch zusätzliche Steuern und Verkaufserlöse ergeben haben, gefordert. Als nicht monetäre Effekte wurden zusätzliche Arbeitsplätze und Auswirkungen auf die Ökologie angeführt.
Die Untersuchung zielt darauf ab zu ermitteln, welchen Einfluss das Gewerbegebiet Göttingen-Siekhöhe tatsächlich auf die Stadt und ihre Finanzen hat - denn nach der Meinung einiger Wissenschaftler ist ein - –„lohnendes” Gewerbegebiet auf der “grünen Wiese” heute eher die Ausnahme als die Regel. Der Fokus der Städte und Gemeinden liegt nach Auffassung der Forscher häufig auf „vermeintlichen Einnahmesteigerungen“, vernachlässige aber oft anfallende Erschließungs- und Infrastrukturkosten. Zwar käme es durchaus zu zusätzlichen Einnahmen, jedoch würden diese oft durch den Kommunalen Finanzausgleich und die Kreisumlage wieder abgeschöpft.
Die Untersuchung der beiden Studentinnen zielt somit darauf ab, alle erforderlichen Informationen für eine fiskalische Analyse zusammenzustellen, gegenüberzustellen, auszuwerten und letztendlich zu dem Ergebnis zu kommen, ob das Gewerbegebiet für die Stadt Göttingen rentabel ist oder nicht. Diese Aufgabe ist sehr zeitintensiv – um an die Informationen zu kommen müssen Gespräche mit der GWG, der Stadt Göttingen und Experten von Wirtschaftsinstitutien und statistischen Landesämtern geführt werden. Zudem sind Unternehmen und Beschäftigte der auf der Siekhöhe ansässigen Unternehmen zu befragen gewesen. Die Bachelorarbeiten sind das Ergebnis einer umfassenden wirtschaftlichen Analyse und veranschaulichen, welcher Aufwand mit einer fundierten Politikberatung einhergeht.
Der Nutzen für die Studentinnen ist natürlich sehr hoch: Zum einen lernt man, sich in dem komplexen Gefüge zwischen Wissenschaft, Politik und Wirtschaft zurechtzufinden und sich mit den eigenen Fragestellungen durchzusetzen. Neben den konkreten Informationen erlangte man auch Einblicke in die Mechanismen, Macht- und Kommunikationswege von Politik und Verwaltung. Die zurückhaltenden Vorgaben bei der Ausgestaltung des Projektes haben zur Folge, dass man lernt eigenständig, selbstverantwortlich und zielorientiert zu arbeiten. Die Motivation ist letztendlich nicht nur eine Abschlussnote, sondern auch das Wissen, dass die Ergebnisse für andere Institutionen dienlich sein können – ein Luxus, der gerade bei Bachelorarbeiten nicht sehr oft vorkommt. Allgemein ist diese Bachelorarbeit auch mehr als Arbeitserfahrung denn als Abschlussarbeit zu bewerten. Nachteilig war hingegen der immense Zeitaufwand, der die drei Monate - welche normalerweise für eine Bachelorarbeit vorgesehen sind - bei Weitem überstieg.