Vergessene Minderheiten - Integrationsleistungen christlicher Migrationskirchen in Niedersachsen


Ausgangspunkt: Das Pilotprojekt nimmt die Angebote und Vernetzungen von christlichen Migrationskirchen in den Blick. Migrationskirchen haben bisher gesellschaftspolitisch und akademisch vergleichsweise wenig Beachtung gefunden. Dies ist insofern verwunderlich, als sie im Spannungsfeld von Migration und Integration zum einen wichtige Aufgaben übernehmen (soziale Unterstützungsleistungen inner- und außerhalb ihres Anhängerkreises) und zum anderen mit sozial- und religionswissenschaftlich relevanten Herausforderungen migrationspraktischen, organisationalen und religiösen Wandels (Generationenwechsel, Neuzuwanderung, Selbstorganisation, kollektives Selbstverständnis) konfrontiert sind.

Forschungsdesign: Den Ausgangspunkt für das Pilotprojekt bilden folgende Forschungsfragen: 1) Welchen Beitrag leisten unterschiedliche Migrationskirchen durch spezifische Angebote und Netzwerke für die soziale und strukturelle Integration ihrer Anhänger in Deutschland? Und 2) Welche Rolle spielt dabei die Kooperation bzw. Vernetzung mit den etablierten Kirchen und ihren Einrichtungen? Das Sample basiert auf einem 2 x 4-Vergleichsdesign, welches sich institutionentheoretisch begründet. Dabei werden zwei Konfessionen (landeskirchlich oder diözesal angegliedert) und vier Herkunftskontexte (Südost-Europa/ Südost-Asien/ Afrika/ Kontinentaleuropa), die sich sowohl sozialstrukturell als auch politisch unterscheiden, einander systematisch gegenübergestellt. Als Methoden kommen in der Erhebung halbstrukturierte Leitfadeninterviews zum Einsatz, die inhaltsanalytisch und netzwerkanalytisch ausgewertet werden. Für die Analyse finden migrationssoziologisch und religionswissenschaftlich fundierte Kontextualisierungen Berücksichtigung.

Erwartete Ergebnisse und Ziele: Aufgrund des Forschungsdesigns sind erste Erkenntnisse über die Auswirkungen folgender Einflussfaktoren auf die Integrationsleistung von Migrationskirchen zu erwarten: kollektives Selbstverständnis, Rückkehrorientierung, transnationale Bezüge, Rolle der geistlichen und/oder organisatorischen Leitung sowie organisationales und institutionelles Feld. In der Folge des Pilotprojektes ist ein Antrag bei Pro* Niedersachsen mit einer erweiterten Stichprobe zur Ergänzung und Validierung der Daten geplant. Hierfür ist auch die Erweiterung des Samples um den Herkunftskontext Latein- und Südamerika angedacht.


Mitarbeiterinnen: Dipl.-Sozw. Nelly C. Schubert, Dorothea Kirmeß M.A.