Vorsicht! Glas!

Perspektiven auf ein (un)sichtbares Material

20. Oktober 2022 bis 11. Dezember 2022



Glas_klein_Ausstellungsansicht

Ein Stoff ist an der Göttinger Universität häufig und in vielerlei Gestalt vertreten: Glas. Es taucht als Behältnis, Bildträger, optisches Hilfsmittel, Schmuck oder Architekturelement an verschiedenen Instituten wie der Physik, Chemie, Kunstgeschichte oder Ägyptologie auf. Glas war immer wieder eng und spektakulär mit der Entstehung neuen Wissens verbunden. In Forschung und Lehre sind Glasobjekte bis heute vielfältig eingebunden, etwa wenn Glas in Mikroskopen unscheinbare Phänomene vergrößert oder als Filter Licht verändert. Doch das Material selbst gibt den Wissenschaften immer noch Rätsel auf: Wie Glas entsteht und was es ausmacht, darüber wird in der Materialforschung unermüdlich diskutiert.

2022 haben die Vereinten Nationen als das Internationale Jahr des Glases ausgerufen, um auf die hohe gesellschaftliche Relevanz des Materials aufmerksam zu machen. Dabei erscheint unsere emotionale Beziehung zu Glas ambivalent: Als schimmernder wie extrem formbarer Werkstoff kann Glas faszinieren, als glatte und kühle Fläche abweisen, als leicht zerbrechliches wie leicht ersetzbares Material wertlos erscheinen. Glasspiegel liefern ein intimes Bild von uns selbst, während durchsichtige Gläser in Brillen, Fenstern oder Touchscreens uns kaum wahrnehmbar von der Welt trennen. Studierende der Universität Göttingen gingen diesen Ambivalenzen im vergangenen Wintersemester im Rahmen eines Seminars nach und spürten verschiedenste Glasobjekte in den Sammlungen und Werkstätten auf dem Göttinger Campus auf. Ihre Ergebnisse gingen in die Konzeption der Ausstellung ein, die mit dem Titel Vorsicht! Glas! den Blick auf die Vielfalt von Glas in Wissenschaft und Alltag richtet. Ausgangspunkt ihrer Überlegungen war die Einsicht, dass die Funktionalität von (un)sichtbarem Glas immer begleitet wird von einer besonderen Materialität. Dabei entstanden neue Perspektiven auf Glas als Alltagsding, in seiner Rolle als optisches Medium, als zentraler Bestandteil von Displays oder als Material.



Die Sonderausstellung beleuchtet die Rolle des Materials Glas in den Göttinger Universitätssammlungen. Sie setzt sich mit dem wissenschaftlichen Einsatz, aber auch der Alltagsdimension von Glas auseinander. Was lernen wir über Glas in der Wissenschaft, wenn wir es als Medium oder als Material betrachten? Was haben Kirchenglasfenster und Vitrinenglas gemeinsam? Kann Glas zersungen oder gefälscht werden? In einem über zwei Semester laufenden Seminar im Rahmen des Zertifikatsprogramms „Objektkompetenzen" beschäftigten sich die Studierenden unter der Leitung von Margarete Vöhringer und Jana August mit dem Material Glas, seiner Ästhetik, Funktion sowie kulturellen und wissenschaftlichen Bedeutung.

Der erste Raum der Ausstellung beschäftigt sich mit der Vielfalt und (Un)Sichtbarkeit von Glas im Alltag. In einem Regal haben die Studierenden Glasgegenstände gesammelt, die sie in ihren Haushalten und Wg's gefunden haben – zum Beispiel diverse Trinkgläser, Vorratsgläser, abgelegte Brillen oder alte Spiegel. Aber es gibt noch so viel mehr Glas, das uns im Alltag begegnet, von Glasfaser bis zur Glühbirne. Im Rahmen eines partizipativen Moments wurden Interessierte und Besucher*innen der Ausstellung herzlich einladen, selbst Glasdinge, auf die Sie gestoßen sind, zu spenden. Diese wurden dann in der Ausstellung ergänzt und ausgestellt.