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Press release: Wenn die Staatsanwältin aus Hannover Fachliteratur aus Schweden organisiert

Nr. 266/2006 - 15.08.2006

Prof. Dr. Kai Ambos baut Bibliothek für ausländisches und internationales Strafrecht auf
(pug) Nicht zum „Prunck, sondern lediglich zum Gebrauch, zur Untersuchung und zum Unterricht“ sollten die Sammlungen dienen, die bereits kurz nach ihrer Gründung 1737 an der Georgia Augusta entstanden. Dankbare Absolventen spendeten Exponate; dazu nutzten Göttinger Gelehrte ihre Kontakte in der weltweiten Wissenschaftsgemeinschaft, um Lehr- und Forschungsobjekte zusammenzutragen – ein Prinzip, das bis heute funktioniert: Mehr als 5.200 Bände umfasst die Fachbibliothek für ausländisches und internationales Straf- und Strafprozessrecht, die Prof. Dr. Kai Ambos innerhalb von nur drei Jahren an der Göttinger Juristischen Fakultät aufgebaut hat. Der Bücher- und Zeitschriftenbestand basiert dabei zu einem großen Teil auf „Spenden“. Vor allem Kollegen aus Lateinamerika, aber auch Forscher und Verlage aus europäischen Ländern stellten Hunderte von Publikationen zur Verfügung, nachdem der Wissenschaftler um Unterstützung für den Aufbau „seiner“ Bibliothek gebeten hatte. Prof. Ambos: „Inzwischen verfügen wir über einen Bestand, der in dieser Form an rechtswissenschaftlichen Fakultäten in Deutschland einmalig ist.“
Die von Prof. Ambos gesammelte Fachliteratur bildet eine eigene Abteilung in der Bibliothek der Juristischen Fakultät. Dazu wurden zunächst die vorhandenen Publikationen gesichtet und in einer neuen Systematik mit dem Strafrecht und dem Strafprozessrecht einzelner Länder sowie dem internationalen Strafrecht zusammengeführt. Parallel dazu startete Prof. Ambos seinen „Spendenaufruf“, der gleich im ersten Anlauf einen „unerwartet großen Rücklauf brachte“, wie der Rechtswissenschaftler betont. Büchersendungen kamen aus Argentinien, Brasilien, Chile, Costa Rica, Italien, Kolumbien, Mexiko, Österreich, Peru, Portugal, Schweden, Spanien, der Schweiz und der Türkei. Sie ergänzen die Werke, die aus Mitteln seiner Berufung im Jahr 2003 beschafft wurden. In einer zweiten Aktion bat Prof. Ambos gezielt um strafrechtliche Fachliteratur aus Frankreich sowie den Common Law-Ländern Australien, Großbritannien, Kanada und USA. Inzwischen stellen viele Kollegen ihre Neuauflagen oder aktuell publizierte Werke zur Verfügung. Im Gegenzug erhalten sie Fachliteratur aus Göttingen.
„Das Tauschgeschäft funktioniert im wesentlichen über persönliche Kontakte“, betont Prof. Ambos. Vor allem in Lateinamerika – einer seiner Arbeitsschwerpunkte – konnte der Göttinger Wissenschaftler Ansprechpartner „mobilisieren“. Geht er auf Forschungsreisen ins Ausland, hat er immer einen Bücherkoffer dabei. Auf der Suche nach weiterer Literatur wird er nicht selten in Antiquariaten vor Ort fündig. „Mit Bestellungen im Internet kommt man in dieser Region nicht weiter.“ Auch Studierende haben die Ausstattung mit Studien- und Forschungsliteratur inzwischen zur „ihrer“ Sache gemacht. So brachte ein mexikanischer Student Bücher aus Mexiko für die Bibliothek mit. Eine Staatsanwältin aus Hannover wiederum organisierte Literatur aus Schweden. Inzwischen ist der Bestand an Fachpublikationen soweit ausgebaut, dass er auch von Wissenschaftlern und Studierenden aus dem Ausland intensiv genutzt wird. Für sie wurde ein eigener Arbeitsraum eingerichtet. „Wir tragen damit auch der internationalen Ausrichtung unserer Fakultät Rechnung.“
Zur Zeit arbeitet der Rechtswissenschaftler an der Einwerbung von Drittmitteln, um einen weiteren, kontinuierlichen Ausbau sicherzustellen. Dabei kooperiert er nach wie vor eng mit der Bibliothek der Juristischen Fakultät und der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. Ohne die tatkräftige Unterstützung des Bibliothekspersonals wäre das „ungewöhnliche und zeitraubende Projekt“ ohnehin nicht zu realisieren gewesen, sagt Kai Ambos, der Rechts- und Politikwissenschaften in Freiburg, Oxford (Großbritannien) und München studierte. An der Ludwig-Maximilians-Universität wurde er 1992 promoviert und schloss dort 2001 auch seine Habilitation ab. Nach Tätigkeiten am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht und an der Universität Freiburg (1991 bis 2003) lehnte Prof. Ambos einen Ruf an die Universität Graz (Österreich) ab und übernahm im Mai 2003 den Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsvergleichung und internationales Strafrecht an der Georg-August-Universität.
Informationen im Internet sind unter http://lehrstuhl.jura.uni-goettingen.de/kambos/Biblio.html abrufbar.
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Kai Ambos
Georg-August-Universität Göttingen
Juristische Fakultät
Platz der Göttinger Sieben 7, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-7316, Fax (0551) 39-2155
e-mail: kambos@gwdg.de
Internet: http://lehrstuhl.jura.uni-goettingen.de/kambos/index.html